Hier blieb die Zeit ein wenig stehen

Riegelsberg. Großer Bahnhof für ein altes Haus. Das Anwesen in der Buchschacher Straße 2 in Riegelsberg ist beim Bauernhaus-Wettbewerb für den Landesentscheid nominiert. Beim Besichtigungstermin am Mittwochabend, herrscht Gedränge. Die Besitzerinnen, die Schwestern Magda Spaniol-Maurer und Isolde Maurer, sind da, und ebenso der neue Pächter, der hier ein Kaffeehaus eröffnen will

Riegelsberg. Großer Bahnhof für ein altes Haus. Das Anwesen in der Buchschacher Straße 2 in Riegelsberg ist beim Bauernhaus-Wettbewerb für den Landesentscheid nominiert. Beim Besichtigungstermin am Mittwochabend, herrscht Gedränge. Die Besitzerinnen, die Schwestern Magda Spaniol-Maurer und Isolde Maurer, sind da, und ebenso der neue Pächter, der hier ein Kaffeehaus eröffnen will. Der Bürgermeister schaut vorbei, die Ortsvorsteherin und ein paar kunsthistorisch interessierte Riegelsberger. Dann sind da noch die Offiziellen, die achtköpfige Landes-Jury unter Leitung von Professor Heinz Quasten und Peter Michael Lupp vom Regionalverband Saarbrücken.

Lupp ist das schöne alte Haus schon vor Jahren aufgefallen. Jedesmal, wenn er daran vorbei fuhr, hat er überlegt, wem es wohl gehört, und ob die Besitzer es nicht mal zum Wettbewerb anmelden wollen. Als er das Haus der Landesjury vorstellt, kommt er ins Schwärmen. So ein Haus, mit so vielen authentischen Details, gebe es ganz selten, sagt Lupp. Der Parkettboden, die ausgetretenen Fußplatten, die Kacheln an den Wänden, die Türbeschläge - alles sei wie in alten Zeiten. Hier atme der Geist der Vergangenheit.

Auch die Geschichte des Hauses beginne wie im Märchen mit: "Es waren einmal zwei Brüder. Der eine hieß Adam, der andere Markus. Beide waren Bauern, und beide waren Bäcker . . ." "Markuschs Haus", sagt man hier in Riegelsberg. Markus Schröder sei ihr Großvater gewesen, schildern die Besitzerinnen. So um 1880 hatte er das Haus gebaut. Genau könnten sie es aber nicht sagen, denn Unterlagen gibt es nicht mehr: Als 1995 der Kanalanschluss gelegt wurde, haben die Schwestern jeden Winkel nach einem Bauplan abgesucht. Jeden Zettel, den sie fanden, haben sie unter die Lupe genommen, jeden Brief, der in der alten Truhe steckte, gelesen, doch ohne Ergebnis.

Die Erben haben das Haus gehegt und gepflegt. Nur behutsam wurde modernisiert, beispielsweise eine Heizung eingebaut. Die Fassade sieht heute noch genauso aus wie auf den alten Fotografien, die die Schwestern mitgebracht haben. Auch die Raumstruktur ist genauso wie "dunnemals". Und die ist außergewöhnlich großzügig im Erdgeschoss, denn schließlich war das Haus früher Bauernhaus, Bäckerei und Dorflädchen in einem.

Zusammen mit der evangelischen Kirche, gegenüber auf der anderen Straßenseite, bildete es den Mittelpunkt, das Herz von Buchschachen.

Heute wirke es wie eine Insel in Riegelsberg, meint Peter Michael Lupp, und auch, dass Häuser, die so viele kunsthistorische Spuren legen, in unserer Region eine Rarität sind.

Das Haus liegt am Hang und hat nach hinten ein Stockwerk mehr. Die Backstube mit dem Backofen im Keller ist erhalten geblieben und auch der Schacht, durch den man das frisch gebackene Brot hinauf reichte. Im Verkaufsraum darüber zeichnet sich die Durchreiche quadratisch im Parkett ab. Hinten an der Wand steht ein alter Laden-Schrank mit vielen Schubfächern.

Ein Stehpult hat die Jahre überdauert, ebenso die Sandstein-Viehtröge, die jetzt draußen unter dem Kastanienbaum stehen, oder der alte Brunnen hinter dem Haus. Wie immer die Jury sich entscheiden mag - insgesamt werden 14 Bauwerke im ganzen Saarland besichtigt, die Entscheidung fällt heute - das Haus in Riegelsberg hat einen entscheidenden Vorteil: Als Kulturcafé wird es bald für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

Auf einen Blick

Landkuchen und Leseabende: Am 15. November wird Marian Cafuta in "Markuschs Haus" (Buchschacher Straße 2) das "Café Nostalgie" eröffnen. Der Riegelsberger Kaufmann, der Kaffee einer kleinen privaten Kaffeerösterei und Schokolade aus einer Manufaktur in Norditalien vertreibt, will Erlebnisgastronomie mit Landkuchen und Leseabenden im gemütlich-nostalgischen Ambiente bieten. In den ersten Stock soll ein kleines Schokomuseum kommen und zwei Bücherzimmer zum Schmökern und Büchertauschen. Peter Michael Lupp will Lektüre über alte Bauernhäuser beisteuern. Angedacht ist auch eine temporäre Ausstellung über alte Bauernhäuser, die vom Verfall bedroht sind, in Zusammenarbeit mit dem Regionalverband. Café Nostalgie, nach dem Start am 15. November geöffnet von Mittwoch bis Sonntag, 9 bis 18 Uhr. hof

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