Glühwein wärmt bei der Kälte

Püttlingen/Riegelsberg. Püttlingen im Weihnachtskleid. An der Ecke zur Innenstadt haben sich zwei heimische Bäume mit Lichterketten zu Palmen stilisiert. Feine Fensterbeleuchtung gibt dem Rathaus einen herrschaftlichen Ausdruck. Vor dem Gebäude beeindruckt ein Krippenensemble mit fast lebensgroßen Figuren aus Holz

 Zur Eröffnung des Weihnachtsdorfes in Püttlingen gab es einen Lichterumzug durch die Stadt. Foto: Jenal

Zur Eröffnung des Weihnachtsdorfes in Püttlingen gab es einen Lichterumzug durch die Stadt. Foto: Jenal

Püttlingen/Riegelsberg. Püttlingen im Weihnachtskleid. An der Ecke zur Innenstadt haben sich zwei heimische Bäume mit Lichterketten zu Palmen stilisiert. Feine Fensterbeleuchtung gibt dem Rathaus einen herrschaftlichen Ausdruck. Vor dem Gebäude beeindruckt ein Krippenensemble mit fast lebensgroßen Figuren aus Holz. Selbst die drei Könige haben in Püttlingen schon zum ersten Adventswochenende Einzug gehalten. Eine kleine Tafel zeigt an, dass hier die die Haltestelle des Eselgefährts ist. Ein dicker Schneemann bewacht Strohballen. Wenige Schritte weiter gegenüber dem Schlösschen liegt das Weihnachtsdorf. Auf einer Wiese im Stadtpark hat man die Buden aufgebaut. Kreisrund, bunt und lustig wie ein Zirkusdorf. Durch ein goldenes Tor mit Mistelzweig geht es hinein. Ein Kinderkarussell wie in alten französischen Filmen mit Kutschen und mit weißem Schwan dreht sich.

Buden sind umlagert

Zwischen dem Schlösschen und dem Weihnachtsdorf rauscht der Köllerbach. "We wish you merry christmas" und "feliz navidad", schallen Kinderstimmen herüber. Als Belohnung winken Nikolaustüten. Der nächste Schulchor wird angesagt. Alle Püttlinger Grundschulen sind vertreten. Dementsprechend herrscht Getümmel. Der Andrang im Weihnachtsdorf ist am ersten Abend zeitweilig so groß, dass es kein Durchkommen mehr gibt. Die Buden mit Crepes, Waffeln und Lammspieß sind umlagert. Glühwein sorgt, in Rot und Weiß, für innere Wärme. Später heizt Herry Weiland die Szenerie musikalisch auf. Für den nächsten Tag hat der Püttlinger Musiker sogar eine Welturaufführung auf Lager: "Die rockenden Könige".

Für die ganz Kleinen gibt es am Samstagnachmittag Puppentheater. Hänsel & Gretel, Rotkäppchen und klassisches Tritratrullala mit dem Kasper. Große Plakate und klitzekleine Faltblätter informieren die Besucher darüber, was alles geboten wird. Über 20 Punkte umfasst das Programm. Bastelangebote, Literatur und eine Aufführung der Stadtmission sind dabei. Die VHS, die Musikschule, Vereine, Privatleute und Geschäfte mischen mit. Unter einem roten Zeltdach wird fleißig gehämmert und gesägt. Sarah Becker hält stolz einen Engel in die Höhe, den Sohnemann Nils soeben fabriziert hat. Auch am Stand der Grundschule Viktoria erweisen sich Engel aus Birkenholz mit Bucheckernkrönchen als der Renner. Die sind schon ausverkauft, freut sich Schulleitern Angelika Balzert. Zum Glück sind noch Weihnachtsäpfelchen aus Stoff zu haben. Oder Zimtsterne, bei deren Produktion die Eltern fleißig mitgewirkt haben.

Zum Aufwärmen geht es ins Zelt der Firma Dörr. Firmenchef Dirk steht am Herd und rührt Kakao in einen Topf mit Milch, seine Frau Bianca wendet das Waffeleisen. Nostalgische Gefühle kommen auf, wenn man den Kindern beim Spielen zuguckt. Joshua, acht, balaciert gerade einen Klicker über ein großes Holzbrett mit Löchern. Ein paar kleine Jungs spielen Verstecken unter den Zweigen der wuchtigen Tanne in der Dorfmitte. Der Weihnachtsmann (Klaus Petri) und Engel Anna machen sich zur Audienz bereit.

"Alle selbst gebacken", erzählt uns Tanja Messana stolz, als wir sie am Samstag an ihrem Stand auf dem Riegelsberger Weihnachtsmarkt treffen. Sie verkauft Weihnachtsplätzchen in schönen Geschenktüten - und davon sieben verschiedene. Und sie sei mit ihrem Stand zum siebten Mal dabei, verrät die gelernte Bäckereifachverkäuferin, die inzwischen nur noch rein hobbymäßig mit Backwaren zu tun hat. Auf einem Teller liegen Plätzchen zum Probieren, Vanillekipferl, Zimtwaffeln und Nussspritzgebäck, bunt gemischt. Zwar sind die Sachen am Stand von Ingeborg, Ute und Isolde auch selbst gemacht, aber weniger zum Verspeisen gedacht.

Nützliches und Dekoratives

 Ingeborg, Isolde und Ute (von links) verkauften Selbstgenähtes beim Weihnachtsmarkt in Riegelsberg. Foto: Becker & Bredel

Ingeborg, Isolde und Ute (von links) verkauften Selbstgenähtes beim Weihnachtsmarkt in Riegelsberg. Foto: Becker & Bredel

Die drei Freundinnen nähen schon seit Jahren mehr oder weniger zusammen allerhand Nützliches und Dekoratives. Mehr oder weniger, weil die drei zwar gemeinsame Ideen realisieren, sich dazu aber nur selten treffen. "Eigentlich näht jede von uns in ihrem eigenen stillen Kämmerlein", lacht Ute, die im gleichen Atemzug ihre neueste Kreation - bunte Taschentuchbeutel, in die man Papiertaschentücher einfüllen kann - präsentiert: "Die sind im Moment der Renner in der Schule meiner Tochter." Isolde betreut derweil vor dem Stand eine Riegelsbergerin, der es zwei Schneemänner aus weißem Frotteestoff angetan haben. "Einen nehme ich auf jeden Fall mit", schwärmt sie, "Ich überlege nur noch, ob ich den anderen dazu kaufe." In den Rucksack ihrer Tochter sollen die Stoffmänner, denn die fliegt nächste Woche nach Neuseeland. "Damit sie uns nicht vergisst. Außerdem wird dort ja nicht so Weihnachten gefeiert wie bei uns." Glühwein brauchen die drei Damen vom Nähstand nicht, sie halten sich mit einem Gläschen Likör warm. Obwohl sie es nicht weit hätten, denn an mehreren Ständen nebenan und gegenüber gibt's Heißgetränke. Kein Wunder, dass es rund ums Rathaus nach Glühwein duftet. Das scheinen auch die Riegelsberger zu riechen, denn von allen Seiten kommen nach und nach immer mehr Leute. Trotz Temperaturen um den Gefrierpunkt wird's ganz kuschelig.

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