Freizeitsport auf hohem Niveau

Lebach/Köllertal · Fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne Förderung gedeiht in Lebach eine Randsportart auf hohem Niveau. Dabei trainieren die jungen BMX-Radfahrer mehr als mancher Profifußballer.

 Die Lebacher BMX-Fahrer verbringen einen Großteil ihrer Freizeit mit dem Einstudieren ihrer Fahrkunst. Foto: Rolf Ruppenthal

Die Lebacher BMX-Fahrer verbringen einen Großteil ihrer Freizeit mit dem Einstudieren ihrer Fahrkunst. Foto: Rolf Ruppenthal

Lebach/Köllertal. Sie gehören keinem Verein an, brauchen keinen Trainer, kriegen nur selten Gelegenheit, sich bei Wettkämpfen zu messen, niemand baut ihnen einen Sportplatz, sie haben außer Eltern und Großeltern keine Sponsoren und leider auch nicht die Zuschauer, die sie verdienen - und trotzdem sind diese Burschen glücklich: die Straßen-BMX-Radfahrer in Lebach, Schüler und zwischen zwölf und 17 Jahre alt.BMX heißt Bicycle Moto Cross. Das X steht für das englische Wort "cross". Wenn sie alle zusammen sind, also auch noch die Freunde aus Körprich oder dem Köllertal dabei, dann sind sie bis zu zwei Dutzend. Viele verbringen jetzt in der warmen Jahreszeit den ganzen Nachmittag auf dem Rad. Kaum ein Hochleistungssportler übt derart viel. Manchmal sieht man sie an der Theel-Skaterbahn, aber dort ist es zu eng, um mit den kompakten 20-Zoll-Fahrrädern all die Freistil-Tricks, Sprünge und Fahrten zu vollführen, die sie im Lauf der Jahre gelernt haben. Auch am Brunnen am Rathaus lässt man sie gewähren. Ihr Lieblingsort ist der verkehrsfreie Schulhof des Johannes-Kepler-Gymnasiums in der Dillinger Straße, direkt hinter dem Eingang.

Hier stehen Wege, Treppen und Möblierung zur Verfügung, um die Fähigkeiten zu vervollkommnen. Vielerorts werden die jungen Leute misstrauisch beäugt oder verjagt, was auch damit zusammenhängt, dass sie Krach verursachen oder Treppengeländer beim Herunterrutschen abwetzen.

Die 13-jährigen Marius Müller aus Riegelsberg und Michael Becker aus Heusweiler berichten, dass mancher Busfahrer sie nicht mit dem BMX-Rad einsteigen lasse. Bei der Saarbahn und Bahn sei man aber gern gesehen. Ein Skaterpark wie in St. Wendel oder Völklingen würde den BMX-Radlern ungleich mehr Möglichkeiten bieten, aber die Jungs wollen nicht klagen, sie verstehen sich ja als Straßensportler: "Man ist an nichts gebunden, es wird nie langweilig", erklärt der 16-jährige Henry Blank, der mit dem 17-jährigen Stephan Weyand zu den Eifrigsten und Besten zählt. Die Brüder Marc und Marvin Schwinn aus Lebach, zwölf und 16 Jahre alt, erzählen, dass das Internet eine große Rolle für die Szene spiele.

Hier bestelle man die Komponenten für die Fahrräder, die man selbst zusammenbaue, und schaue sich auf Videos die Techniken der Profis ab. "Wer es als erster nachmachen kann, bringt es den anderen bei." Der Zusammenhalt ist vorbildlich, und auch ein guter Inline-Street-Skater wie der 14-jährige Maurice Borr aus Lebach ist integriert. Für die Räder, die weder Bremse noch Schaltung noch Licht benötigen, geben die Sportler über die Zeit insgesamt bis zu 1000 Euro aus. Ständig werden Komponenten durch hochwertigere ersetzt, sofern das Taschengeld neue Anschaffungen erlaubt.

Rahmen und Laufräder müssen sehr stabil sein. Das Aussehen ist auch wichtig. Der 16-jährige Maximilian Croon-Hoffeld aus Körprich etwa fährt ein kupferfarbenes Rad, das auch Laien auf Anhieb staunen lässt.

Am liebsten trinken die Sportler Wasser oder Energy-Drinks. Alkohol gilt als tabu, weil er enthemmt und die Konzentration stört. Freestyle-BMX-Fahren ist gefährlich genug. Man trägt die Narben aber nicht wie Trophäen. Ein exzellenter Fahrer stürzt möglichst nie.

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