Flamenco zwischen Damenstiefeln

Riegelsberg. Spanien sinnlich erfahren - im Schuhgeschäft? Das funktionierte wunderbar, vor wenigen Tagen beim Kulturverein Riegelsberg. Der widmet sich neuerdings ungewöhnlichen Spielorten. Dieses Mal war das Schuhhaus Dörr-Wilms an der Reihe. Ein Einzelhandelsgeschäft, das mit 600 Quadratmetern ungewöhnlich groß, verwinkelt und rustikal eingerichtet ist

 Tänzerin Daniela Lodani und Gitarrist René el Payo beim Flamenco-Abend. Foto: Becker & Bredel

Tänzerin Daniela Lodani und Gitarrist René el Payo beim Flamenco-Abend. Foto: Becker & Bredel

Riegelsberg. Spanien sinnlich erfahren - im Schuhgeschäft? Das funktionierte wunderbar, vor wenigen Tagen beim Kulturverein Riegelsberg. Der widmet sich neuerdings ungewöhnlichen Spielorten. Dieses Mal war das Schuhhaus Dörr-Wilms an der Reihe. Ein Einzelhandelsgeschäft, das mit 600 Quadratmetern ungewöhnlich groß, verwinkelt und rustikal eingerichtet ist.Im Zimmerbrunnen, zwischen Damenstiefeln, Wanderschuhen und Kinderpantoffeln, murmelte das Wasser beruhigend. "Die spanische Atmosphäre haben sie hier gut hingezaubert", freute sich Daniela Lodani kurz vor Veranstaltungsbeginn. Noch trug Lodani nicht ihr Flamencokleid mit den vielen Rüschen und Volants, nicht die aufwändig bestickte Stola, noch nicht die High-Heels-Tanzschuhe.

Schon entschwand sie in der Garderobe, um sich zur rassigen Flamenco-Tänzerin zu verwandeln. Die Zeit überbrückte ihr Partner, René el Payo, mit mexikanisch-spanischen Gitarrenklängen, schwermütige Musik zum Träumen und Genießen. Das Publikum im glutrot ausgeleuchteten Nischenraum des Schuhhauses saß, stimmig hinter echtem Sandstein-Mauerwerk, im Halbkreis, genoss seinen Marques de Castilla Reserva-Rotwein, Navarra Garnacha-Rosé, seine Cola oder sein Pils.

Der Platz in der Mitte blieb frei, für die Tänzerin. Lodani, vor zehn Jahren als zufällige Besucherin einer Flamenco-Show mit dem Virus "Spanischer Tanz" infiziert, hat in Andalusien, in Sevilla und Jerez de la frontera, aber auch in deutschen Flamenco-Ausbildungsstätten, ihre Begabung für den Ausdruckstanz perfektioniert.

Kerzengerade hielt sich ihr Körper. Rasch brachte sie ihr pechschwarzes Haar in Form. Stolz der Blick, fließend die Bewegung. Rhythmisch tackerten die genagelten Tanzschuhe aufs Parkett, das es knallte wie Pistolenschüsse. Ungeduldigt klimperten Kastagnetten.

Im herbstlich dekorierten Riegelsberger Schuhgeschäft wehte ein Hauch Andalusien. Der traditionelle Flamenco besteht aus den Säulen "Baile-Tanz", "Cante-Gesang" und "Toque-Gitarre". Dafür ist René el Pajo der rechte Mann und Lodani die richtige Frau. Unglaublich, mit wie viel Fingerfertigkeit, schön timbrierter Stimme und temperamentvollem Ausdruckstanz die Leidenschaft andalusischer Folklore, jazzbetonter Gypsymusik und mediterraner Lebensfreude vermittelt wurde.

Dazu passte, dass der Riegelsberger "Elch-Wirt" Patrick Gabriel Tapas, würzige Appetithäppchen mit Fisch, Fleisch, Gemüse und Salat servierte.

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