„Fairer Handel“ in Riegelsberg

Riegelsberg · Trotz harter Arbeit am Existenzminimum leben, das ist das Schicksal von etlichen Bauern und Arbeitern in Entwicklungsländern. Produkte aus „Fairem Handel“ sollen dem entgegenwirken. Die Gemeinde Riegelsberg will nun aktiv „Fairtrade“ fördern und bewirbt sich um den Titel „Fairtrade-Town“.

 Der Kindergarten St. Elisabeth in Riegelsberg wurde am 7. Dezember als „Fairer Kindergarten“ ausgezeichnet; im Vordergrund Lilly und – mit der Urkunde – Svea. Auch die Gemeinde Riegelsberg selbst will nun den fairen Handel fördern.Archivfoto: Becker & Bredel

Der Kindergarten St. Elisabeth in Riegelsberg wurde am 7. Dezember als „Fairer Kindergarten“ ausgezeichnet; im Vordergrund Lilly und – mit der Urkunde – Svea. Auch die Gemeinde Riegelsberg selbst will nun den fairen Handel fördern.Archivfoto: Becker & Bredel

Die Gemeinde Riegelsberg will die Kampagne "Fairtrade" zur Förderung des fairen Handels unterstützen und sich um den offiziellen Titel "Fairtrade-Town" ("Stadt des fairen Handels") bewerben. Das beschloss der Riegelsberger Gemeinderat jetzt einstimmig. Dazu SPD-Sprecher Frank Schmidt: "Volkswirtschaftlich ist es ja so, dass die Nachfrage das Angebot bestimmt." Deshalb komme es sehr oft vor, dass für Erzeugnisse niedrige Preise bezahlt werden, die gerade noch die Kosten der Produzenten decken. Für die Bewältigung ihres Alltages bleibe den Herstellern dann oft kein Geld übrig, sagte Schmidt. Dem soll durch die Unterstützung des fairen Handels entgegengewirkt werden, weil die Produzenten dann einen bestimmten Mindestpreis für ihre Erzeugnisse bekämen. "Wir wollen den fairen und gerechten Handel den Riegelsbergern näherbringen und wollen, dass noch mehr Geschäfte in Riegelsberg den fairen Handel unterstützen", sagte Schmidt. Er verwies auch darauf, dass für die Kampagne kein Geld benötigt oder in den Haushalt eingestellt werden müsse.

Der SPD-Antrag fand breite Unterstützung im Rat. So sagte Stephan Müller-Kattwinkel (CDU ): "Die Kampagne Fairtrade zieht immer mehr in die Kommunen ein. Nachhaltigkeit ist für uns sehr wichtig. Ebenso die Sensibilisierung von Verbrauchern und Gewerbetreibenden."

Hans Jürgen Marowsky (Grüne) meinte: "Riegelsberg hat ja bereits ein Klimaschutzkonzept erstellt, und wenn wir jetzt auch noch Fairtrade-Town werden, würde uns das gut zu Gesicht stehen." Auch die Linken stimmten zu. Ihr Sprecher Ludwig Dryander meinte süffisant: "Die Linke hat den Antrag genauestens geprüft, und wir müssen schweren Herzens gestehen: Wir haben nix Negatives gefunden und werden deshalb zustimmen."

Die Gemeinde will den Beschluss aber nicht nur mit hehren Worten, sondern auch mit konkreten Handlungen unterstützen. So soll nun bei allen Ratssitzungen fair gehandelter Kaffee und noch ein zweites "faires" Getränk ausgeschenkt werden. Eine Steuerungsgruppe wird gebildet, die die Aktivitäten der Gemeinde auf ihrem Weg zur "Fairtrade-Town" koordiniert. Diese Gruppe soll aus mindestens drei Personen bestehen, die aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft kommen.

In den Riegelsberger Geschäften sowie bei Floristen, in Cafés und Restaurants will man darum werben, dass mindestens zwei Produkte aus dem fairen Handel angeboten werden. In Schulen, Vereinen und Kirchen will man ebenfalls anregen, dass auch Produkte aus fairem Handel verwendet werden. Darüber hinaus sollen Bildungsaktivitäten zum Thema Fairer Handel organisiert werden. Und die lokalen Medien sollen immer über die neuesten Aktivitäten zum Thema Fairtrade informiert werden, damit sie darüber berichten können.

In Riegelsberg gibt es bereits - unabhängig vom Gemeinderatbeschluss - verschiedene Fairtrade-Waren im Handel, zu nennen sind hier zum Beispiel der Wasgau-Markt, Kaufland , der Bioladen und Blumen Recktenwald. Der Kindergarten St. Elisabeth wurde erst kürzlich, am 7. Dezember, offiziell als "fairer Kindergarten" ausgezeichnet.

Fairtrade: Als fairer Handel (englisch: "fair trade") wird ein kontrollierter Handel bezeichnet, bei dem den Erzeugern ein von Fair-Trade-Organisationen festgelegter Mindestpreis bezahlt wird. Das soll den Produzenten auch bei niedrigeren Marktpreisen ein höheres und verlässlicheres Einkommen als im herkömmlichen Handel ermöglichen. Fairtrade konzentriert sich hauptsächlich auf Waren, die aus Entwicklungsländern kommen. Er umfasst landwirtschaftliche Produkte, Erzeugnisse des traditionellen Handwerks und der Industrie und weitet sich zusehends auf neue Bereiche aus, etwa den Tourismus. Angeboten werden fair gehandelte Produkte derzeit meist in Naturkost- und Weltläden, aber immer mehr auch in der Gastronomie und in Supermärkten.

Fairtrade-Town: Weltweit tragen schon über 1500 Städte den Titel Fairtrade-Town. In Deutschland sind es 276, wobei Saarbrücken im Jahr 2009 zur ersten Fairtrade-Town Deutschlands gekürt wurde. Seit Mai 2014 darf sich die Uni Saarbrücken als erste Hochschule Deutschlands "Fairtrade-University" nennen. Und seit Mai vorigen Jahres trägt der Regionalverband Saarbrücken das Fairtrade-Siegel.

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