Eulenspiegelei oder boshafte Intrige?

Riegelsberg. Mancher mag das Köllertal vielleicht als Provinz sehen, nichts desto trotz hat man aber hier eine ganz moderne Masche entdeckt, das Internet für den Wahlkampf zu nutzen

Riegelsberg. Mancher mag das Köllertal vielleicht als Provinz sehen, nichts desto trotz hat man aber hier eine ganz moderne Masche entdeckt, das Internet für den Wahlkampf zu nutzen. Ob es allerdings auch eine gute Idee ist, das wird von den Kontrahenten ganz unterschiedlich beurteilt: Klaus Häusle, SPD-Kandidat für die Bürgermeisterwahl, staunte nicht schlecht, als er vor ein paar Tagen eine eigene Internetseite ins Netz stellen wollte.

Die Internetadresse www.klaus-haeusle.de war schon vergeben. Aber nicht nur das: Wer besagte Adresse in den Computer eingab, wurde nicht etwa zur SPD, sondern direkt zur CDU Walpershofen weitergeleitet. SPD-Pressesprecher Horst Thirolf erklärte dazu, eine Recherche beim Internet-Dienst ,Denic' habe ergeben, dass die Web-Adresse klaus-haeusle.de auf Tobias Warken, den örtlichen Chef der Jungen Union, registriert ist. Der Vorsitzende der JU Walpershofen ist zudem der Neffe von Franz-Josef Warken, dem Vorsitzenden des Walpershofer CDU-Ortsverbandes, auf dessen Seite man mit der "Haeusle"-Verknüpfung landet. Dazu Klaus Häusle: "Auf die Idee muss man erst Mal kommen. Ich finde das ziemlich unverschämt."

Zuerst habe er nicht gewusst, "ob ich lachen oder wütend werden soll", doch dann, nachdem er nachgeprüft hatte, dass die Verknüpfung seines Namens zur CDU Walpershofen auch am Nachmittag noch Bestand hatte, meinte er: "Das ist schon ein Hammer."

Auch der Pressesprecher der Saar SPD habe ihm gegenüber erklärt, so etwas im Wahlkampf noch nicht erlebt zu haben. In der SPD-Pressemitteilung heißt es zudem: "Mal abgesehen von der juristisch eindeutigen Lage - die Rechte von Namens-Webadressen liegen grundsätzlich bei dem wirklichen Namensträger und nicht bei Dritten -, ist die Aktion der CDU vor allem ein Verstoß gegen die guten Sitten im Wahlkampf. Wir hoffen, dass die CDU diesen Unsinn sofort unterlässt. Sie soll die Webadresse an den SPD-Bürgermeister-Kandidaten abtreten. Dann ist die Sache erledigt."

Das aber wird wohl nicht geschehen: Franz Josef Warken erklärte im Gespräch mit der SZ einerseits, dass das Ganze zwar von der Jungen Union ausgegangen sei, dass man sich aber "ganz schön auf die Schenkel geklopft" habe, als man die Angelegenheit zuletzt besprach, und dass das weitere Vorgehen zwischen den Ortsverbänden von CDU und Junger Union abgesprochen sei. Das Ganze, so Warken, "ist doch mehr ein Jux", und so werde man besagte Internetadresse nicht einfach abgeben, sondern man wolle sie für 250 Euro an die SPD oder an Klaus Häusle verkaufen.

"Allerdings ausdrücklich für einen guten Zweck", betont Warken. Das Geld solle dem evangelischen Kindergarten Walpershofen gespendet werden, "und das können wir dann gerne gemeinsam mit Herrn Häusle machen". Die SPD solle es doch sportlich sehen nach dem Motto: ",Dumm gelaufen, jetzt steht's 1:0 für die CDU, aber wir werden schon noch den Gleichstand erzielen' - und das kann ja dann die gemeinsame Spendenübergabe sein."

Der Auslöser des Ganzen, der Walpershofer JU-Vorsitzende Tobias Warken, ist 23 Jahre alt, betreibt selbst eine Internet-Firma und ist Inhaber des Puppentheaters Dieter Kussani. Den Namen "klaus-haeusle" habe man sich gleich fürs Internet gesichert, als dessen Kandidatur bekannt wurde. Tobias Warken: "Wer früher aufsteht, hat halt die besseren Karten." Zudem sei es verständlich, wenn die CDU das technische Wissen der jungen Leute in der JU nutze. Und so ungewöhnlich sei die Vorgehensweise auch nicht: So ist zwar der Ministerpräsident unter "www.peter-mueller.de" im Internet richtig zu finden, doch andere Schreibweisen der Adresse habe sich die SPD gesichert.

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