Eine verschwundene Bergwerksanlage

Riegelsberg. Eine großteils von der Natur zurückeroberte Halde erinnert mitten im Wald daran, dass hier wohl einmal der Bergbau tätig war. Im Sommer 2010 kam es auch in deren Nähe, die SZ berichtete, zu so genannten Tagesbrüchen. Bisher waren kaum Unterlagen über die bergbauliche Anlage Kasberg bekannt

Riegelsberg. Eine großteils von der Natur zurückeroberte Halde erinnert mitten im Wald daran, dass hier wohl einmal der Bergbau tätig war. Im Sommer 2010 kam es auch in deren Nähe, die SZ berichtete, zu so genannten Tagesbrüchen. Bisher waren kaum Unterlagen über die bergbauliche Anlage Kasberg bekannt. Mehr durch Zufall gelangte der Verein für Industriekultur und Geschichte nun in den Besitz von Unterlagen, die etwas Licht in das Dunkel zu dieser Anlage bringen.Begonnen hatte der Bergbau in diesem Bereich mit dem Anhauen des Lampenneststollens bei Güchenbach 1851. Als der unterirdische Abbau von Steinkohle im Lampennestfeld sich danach mehr und mehr ausdehnte, wurde auch eine Bewetterung zur Abführung der Gase nötig. Nach mündlicher Überlieferung wurde bereits kurz nach der Mitte des 19. Jahrhunderts am Kasberg ein Wetterofen errichtet. Das war eine Feuerstelle mit Kamin, bei der die Frischluftzufuhr dazu diente, die verbrauchte Luft aus der Grube zu ziehen. Diese einfache Bewetterung der Grubenbaue reichte jedoch nicht mehr, als man zum Tiefbau überging und 1872 den ersten Lampennestschacht errichtete. Der Grubenbau dehnte sich aus und erreichte bis zu acht Kilometer Entfernung vom Kasberg. Nun wurde eine mechanische Bewetterung mit Ventilatoren nötig. Dazu errichtete die Grube am Kasberg 1887 eine große Ventilatorenanlage mit zwei mächtigen Guibal-Ventilatoren der Firma Dinnendahl. Deren Laufräder hatten die beachtlichen Ausmaße von acht Metern Durchmesser und zwei Metern Breite und wogen je 9,2 Tonnen. Angetrieben wurden diese Maschinen mittels je einer Dampfmaschinen von etwa 100 PS. Bei einer maximalen Drehzahl von 70 Umdrehungen pro Minute konnten die gewaltigen Maschinen je bis zu 2000 Kubikmeter Luft pro Minute aus der Grube fördern. Eine Maschine war jeweils als Reserve vorgesehen. Mit den nötigen Ansaugkanälen maß das dazugehörige Ventilatorgebäude 25 Meter in der Länge und etwa 17 Meter in der Höhe. Bei der Inbetriebnahme wurden umfangreiche strömungstechnische Versuche gefahren, da man damals noch kaum Erkenntnisse mit solch großen Maschinen hatte.

Zur Verbindung mit dem Lampennester Stollen hatte man schon 1877 den Kasbergschacht in der Nähe abgeteuft. Dies war ein Schrägschacht, der im Flöz Heinrich in die Tiefe führte und der auch zur Einfahrt der Bergleute in das Lampennestfeld diente. Zeitweise waren auf der Kasberganlage bis zu 600 Arbeiter beschäftigt. Das alte kleine Zechenhaus genügte nicht mehr und wurde durch ein neues Zechenhaus mit einer Länge von fast 60 Metern ersetzt. Insgesamt umfassten die zugehörigen umfangreichen Tagesanlagen mitten im Wald mit Zechenhaus, Schmiede, Kesselhaus und Maschinenhäusern zehn Gebäude.

Als im Ersten Weltkrieg nach den verlustreichen Schlachten an der Westfront 1916 immer mehr Bergleute zu den Waffen gerufen wurden, herrschte erheblicher Mangel an Arbeitskräften. Um trotzdem die Steinkohlenförderung zu halten, konzentrierte man den Abbau auf mächtigere Flöze. Im Bereich des Lampennestfeldes waren die Kohlenflöze gering und teilweise auch verdrückt. Die Lampennestanlage und mit ihr die Anlage Kasberg wurden aufgegeben, die Bergleute auf die Grube Dilsburg und die Anlage Steinbach verlegt. Der Kasbergschacht wurde verfüllt und die Anlagen abgebrochen.

Außer den Plänen ist bisher kein Foto der Anlage Kasberg aufgetaucht. Falls SZ-Leser Fotos haben, können sie sich mit dem Verein für Industriekultur und Geschichte in Verbindung setzen, Telefon (0 68 06) 59 75. Vielleicht kann man den in der Nähe vorbei führenden Frohwald-Wanderweg zukünftig am Kasberg vorbeiführen und dort eine kleine Infotafel zur verschwundenen Kasberganlage anbringen, meint der Verein.

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