Der Kuchen ging weg wie warme Semmeln

Köllerbach · Das evangelische Gemeindefest in Köllerbach war diesmal auch mit einem ungewöhnlichen Jubiläum verbunden: Seit 25 Jahren ist Professor Joachim Conrad Pfarrer der Gemeinde, in der er sich nach wie vor sehr wohl fühlt.

"Es ist erst kurz vor vier, und die 40 Kuchen sind alle weg. Können sie sich das vorstellen? Das ist unglaublich", begrüßt Pfarrer Joachim Conrad die Gäste, die am Sonntagnachmittag zum Gemeindefest der evangelischen Kirchengemeinde Kölln in Köllerbach kommen. Ein Blick über den Innenhof zeigt, der Andrang ist riesig. "Ach, dann trinken wir halt einen Kaffee und essen später eine Rostwurst", sagt eine Besucherin. "Ist doch allemal besser, als wenn es regnen würde und wir auf den vielen Kuchen sitzen geblieben wären", betont Dorothea Vogel, die für den ökumenischen Eine-Welt-Laden Werbung macht. "Und ich hatte schon etliche Kunden heute", freut sie sich über ihr gelungenes Engagement.

Alle Hände voll zu tun hatten die jungen Männer hinter dem Bierstand, als der Männerchor Köllerbach unter der Leitung von Harald Nilius ein Ständchen brachte. Erst erklang zu Ehren des neuen Brunnens der Klassiker "Am Brunnen vor dem Tore", doch bald verliehen die Herren musikalisch aber unmissverständlich ihrem Durst Ausdruck.

Pfarrer Conrad gab "seinen Jungs" das Kommando zum Bier zapfen. Die ehemaligen Konfirmanden sind einer der vielen Gründe, warum sich Conrad in Köllerbach so wohl fühlt. Denn er hat seiner ersten Stelle inzwischen 25 Jahre die Treue gehalten. "Zunächst sollte ich nur ein Jahr die Gemeinde übernehmen, ich hätte niemals mit einer so langen Amtszeit gerechnet", sagte er. Vielleicht hat das Miteinander in der Gemeinde gerade deshalb so gut funktioniert, weil man am Anfang aufeinander zuging. "Das ist bis heute so geblieben. Gerade bei den letzten Presbyter-Wahlen wurden sechs von acht Ämtern neu besetzt, viele Presbyter sind mittlerweile jünger als ich", erzählt er. Während er ein paar Minuten zum Verschnaufen hat, packen viele Gemeindemitglieder mit an, darunter zahlreiche Kinder und Jugendliche. "Ich bin mit meiner Gemeinde verheiratet", verrät Conrad. Doch, einmal, so erinnert er sich, hätte er sich vorstellen können, das Köllertal zu verlassen. Es ging um eine Leitungsstelle bei der Kreuznacher Diakonie, das sei schon verlockend gewesen, sagt er. Dass er die Stelle nicht bekommen hat, habe er aber keine Sekunde bedauert, betont der Pfarrer, zu wohl fühle er sich in Köllerbach.

Ein wenig unwohl dagegen war es ihm am Sonntag beim Festgottesdienst zu seinem Ordinariats-Jubiläum: "Ich stehe nicht gerne in erster Reihe, arbeite lieber im Hintergrund. Doch heute gehörte das Hände schütteln, die Gratulationen der mehr als 230 Gottesdienstbesucher eben dazu."

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