Bürgermeister an die Kette gelegt

Riegelsberg · Klaus Häusle trat den Angreifern als Wüstenfuchs entgegen, hatte Scheichs, Tiger, Gorillas und Leoparden mitgebracht – doch es nutzte alles nichts. Der Bürgermeister musste kapitulieren, die Narren regieren.

 Angeführt von Thorsten Spang (links) und Lorchen Huwig legten die Narren am Freitagabend den Riegelsberger Bürgermeister Klaus Häusle in Ketten. Foto: Andreas Engel

Angeführt von Thorsten Spang (links) und Lorchen Huwig legten die Narren am Freitagabend den Riegelsberger Bürgermeister Klaus Häusle in Ketten. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

Die Riegelsberger sind die Allerletzten: am Freitagabend fiel mit ihrem Rathaus - nach Heusweiler und Püttlingen - nun auch die letzte Amtsschimmelbastion im Köllertal in Narrenhände. Bürgermeister Klaus Häusle hatte mit allen Mitteln versucht, die Machtübernahme zu verhindern: Schon im Vorfeld hatten er und seine Helferschar mächtig Zielwasser eingeworfen, um die kampferprobten Meuterer - angeführt von den Eliteeinheiten des Karnevalvereins "mir bleiwe so" Riegelsberg und dem Riegelsberger Blasorchester mit seiner Dirigentin Barbara Rosner - abzuwehren.

Chaos in "Ampelhausen"

Häusle trat den Angreifern als Wüstenfuchs entgegen, hatte Scheichs, Tiger, Gorillas und Leoparden mitgebracht, flankiert von den Ortsvorstehern Werner Hund und Heiko Walter sowie der Marilyn Monroe Riegelsbergs alias Birgit Huonker . Doch die karnevalistischen Heerführer Lorchen Huwig und Thorsten Spang verstanden es hervorragend, die Angriffslust ihrer Truppen mit Kraftfutter, Zaubertränken, Schunklern und dem ohrenbetäubenden Schlachtruf "Alleh Hopp" anzustacheln.

Anfangs wehrte sich der Bürgermeister noch mit scharfer Zunge: "Noch bin ich der Herr im Haus. Ich bin Bürgermeister Klaus. Ins Rathaus lass ich eich nitt rinn. Mit eich Narre macht das Verwalte kä Sinn. Nix als Gelaber und Radau, ihr meint, ihr wärt besonders schlau. Die Tür vom Rathaus, die bleibt zu. Haut endlich ab, lasst uns in Ruh!" Die verbalen Gegenschläge aus der Narrenschar blieben nicht aus: "Im Schloof duuschd du dei Geld verdiene. Verziecht dabei noch keine Miene. Mir hann geheert, es is nit zu fasse, wie ihr die Steiergelder duhn verprasse", schimpfte Thorsten Spang.

Das wenige Geld, das da sei, werde für eine überflüssige Marktplatzsanierung verschwendet, zudem würden die Parkplätze am Markt knapp, und in ganz "Ampelhausen" herrsche Chaos wegen der vielen Lichtzeichenanlagen, schmetterte Lorchen Huwig dem Bürgermeister entgegen. Der konterte: "Von Baukultur hann ihr kenn Schimmer. Ihr duhns Geld versaufe, das is viel schlimmer. Es ist doch wirklich nit zu fasse, mir solle euch hier walde lasse? Dann würd es aussiehn wie vor 100 Joor, ihr sinn jo wirklich nimmee kloor."

Es hatte den Anschein, als sollte es Häusle zum ersten Mal in der Geschichte der Rathausstürme gelingen, seine Bastion zu verteidigen, dann aber legte Barbara Rosner den Rathauschef mit einem Bauerntrick herein: Als das Orchester "Und dann die Hände zum Himmel" intonierte, folgten Häusle und seine Anhänger ein wenig übermütig dieser Aufforderung, waren einen Moment wehrlos und wurden prompt von den Angreifern in Ketten gelegt.

Mit Alleh Hopp und Polonäse zogen die Narren ins Rathaus ein und übernahmen die Macht in Riegelsberg . Aber nur bis Aschermittwoch.

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