Biber contra Hochlandrind?

Riegelsberg · Bisher wurde dem Projekt „Naturnahes Köllertal“ viel Wohlwollen entgegengebracht. Doch nun kritisiert der Walpershofer Naturschutzbeauftragte Alban Alt mehrere Punkte des Projektes, das die Natur mehr störe als ihr nütze.

 Schottische Hochlandrinder könnten, wie in Püttlingen geplant, bei Beweidungsprojekten im Köllertal zum Einsatz kommen. Der Walpershofer Naturschutzbeauftragte sagt dagegen, es sei besser, nur heimische Tiere wie Biber zu fördern. Fotos: Norbert Schwarz/Felix Heyder/dpa

Schottische Hochlandrinder könnten, wie in Püttlingen geplant, bei Beweidungsprojekten im Köllertal zum Einsatz kommen. Der Walpershofer Naturschutzbeauftragte sagt dagegen, es sei besser, nur heimische Tiere wie Biber zu fördern. Fotos: Norbert Schwarz/Felix Heyder/dpa

Das Projekt "Naturnahes Köllertal" stellte der saarländische Tierschutzbeauftragte Dr. Hans-Friedrich Willimzik dem Riegelsberger Gemeinderat am Montagabend vor. Ziel dieses Projektes ist es, auf verwilderten Auenbereichen entlang des Köllerbaches - von der Quelle in Eiweiler bis zur Mündung in die Saar - in den nächsten fünf bis zehn Jahren vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen anzusiedeln (wir berichteten). Es fielen die Namen schottisches Hochlandrind, ungarisches Steppenrind, deutsche Bunte Edelziege, Buntes Bentheimer Schwein oder Poitou-Esel. Diese Tiere sollen die Auen frei halten und die Artenvielfalt erhöhen. Über Rad- und Wanderwege soll auch die Bevölkerung von diesen Veränderungen profitieren.

Willimzik warb im Gemeinderat um Unterstützung - auch weil das Projekt Kosten verursachen wird und Willimzik auf Unterstützung und finanzielle Beteiligung aller Anrainerkommunen hofft. Der Vortrag begeisterte Bürgermeister Klaus Häusle (SPD ) und alle Ratsparteien. Häusle schlug dem Rat vor, einen Grundsatzbeschluss zur Unterstützung des Projektes zu fassen. Doch soweit kam es nicht. Denn der Walpershofer Naturschutzbeauftragte Alban Alt legte sein Veto gegen das geplante Projekt ein: "Wenn es nach mir geht, wird kein Huf eines indischen Wasserbüffels oder eines schottischen Hochlandrindes Riegelsberger Erde zertrampeln. Und es werden keine imprägnierten Pfosten oder Metalldrähte als Zäune eingerichtet."

Alt betonte: "Die Natur selbst tut ihres. Sie besiedelt die Flächen durch Pflanzen und Tierarten, und man braucht nichts dafür zu tun. Es kostet auch nichts." Alt erklärte, dass er gegen das geplante Projekt sei, weil er die einheimischen Tiere und Pflanzen schützen wolle: "Bienen und Vögel sind benachteiligt."

Die Büffel würden ganze Mädesüß-Weiden abgrasen und den Wildbienen die Tracht wegnehmen. "Das Projekt soll auch die Verbuschung der Auen vermeiden. Aber was ist denn ein Busch? Er beherbergt Dutzende verschiedener Insekten- und Vögelarten", sagte Alt und plädierte dafür, Bieber statt Büffel anzusiedeln.

"Wir haben das Biotop Köllertalaue und sollten dort die Natur fördern, statt einen Freiluft-Zoo zu errichten", forderte Alt. Seine Worte regten den Riegelsberger Rat zum Nachdenken an. Einstimmig wurde beschlossen, das Projekt "Naturnahes Köllertal" zunächst zusammen mit den Naturschutzbeauftragen sowie allen betroffenen Personen, Vereinen und Verbänden im Umweltausschuss zu beraten, bevor man dann im Gemeinderat darüber abstimmt, ob ein Grundsatzbeschluss zur Unterstützung des Projektes gefasst werden soll.

Meinung:

Eine Natur, zwei Blickwinkel

 Sind Mädesüß-Wiesen ein Opfer der Beweidung durch Wasserbüffel? Foto: Stein

Sind Mädesüß-Wiesen ein Opfer der Beweidung durch Wasserbüffel? Foto: Stein

Foto: Stein
 Auch Poitou-Esel (links) und ungarische Steppenrinder gehören zu den Tierrassen, die im Zuge des Projektes „Naturnahes Köllertal“ angesiedelt werden könnten. Fotos: Tourismus-Zentrale/hth

Auch Poitou-Esel (links) und ungarische Steppenrinder gehören zu den Tierrassen, die im Zuge des Projektes „Naturnahes Köllertal“ angesiedelt werden könnten. Fotos: Tourismus-Zentrale/hth

Von SZ-RedakteurMarco Reuther

Hochinteressant ist es schon, wie unterschiedlich die Blickwinkel im Naturschutz sein können: Die Unterstützer des Projektes "Naturnahes Köllertal", wie der Nabu, treten für die Ansiedlung auch ungewöhnlicher Rassen ein, um Auenlandschaften vor Verbuschung zu bewahren, seltene Rassen zu schützen und Kleinbiotope zu schaffen (etwa wenn Wasserbüffel Suhlen anlegen). Der Walpershofer Naturschutzbeauftragte sagt dagegen: Lieber nur einheimische Tiere fördern, Landschaften nicht einzäunen und Büsche ruhig belassen, denn die sind ja selbst wiederum ein Kleinbiotop für Vögel und Insekten , denen sie Schutz und Nahrung bieten.

Sieht man das Ganze auch unter dem Gesichtspunkt "Naherholung", dann ist wohl für Spaziergänger und Wanderer die Möglichkeit, seltene oder auch exotische Tiere zu sehen, die interessantere Variante. Bestenfalls böte es sogar, als umfassendes Köllertaler Projekt, eine kleine Möglichkeit, noch weitere (Tages-)Touristen in die schöne Natur des Köllertals zu locken.

Aber die Argumente des Walpershofer Naturschutzbeauftragten sind es auch wert, dass darüber nachgedacht wird. Dass sich der Riegelsberger Gemeinderat die Zeit nimmt, alle Gesichtspunkte nochmals zu beleuchten, ist jedenfalls richtig. Womöglich ist ja auch Raum für beide Blickwinkel. Denn Büffel und Biber beißen sich ja nicht.

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