Auf diese gelbe Karte sind sie stolz

Riegelsberg · Neun Mitglieder des Jugendzentrums Walpershofen haben erfolgreich an einer Jugendleiterausbildung teilgenommen, unter ihnen zwei geflüchtete junge Männer aus Syrien. Als Anerkennung erhielten sie jetzt die bundesweit anerkannte Jugendleitercard „Juleica“.

 Die neuen Inhaber der Jugendleitercard zeigen nach erfolgreicher Fortbildung ihre Juleicas (von links): Omar Alnahhas, Jonathan Steitz, Alaa Alnahhas, Celina Morlo, Mike Phillippi, Marcus Hermann, Dennis Kläs, Tim Segschneider und Lisa Hertel. Foto: Becker&Bredel

Die neuen Inhaber der Jugendleitercard zeigen nach erfolgreicher Fortbildung ihre Juleicas (von links): Omar Alnahhas, Jonathan Steitz, Alaa Alnahhas, Celina Morlo, Mike Phillippi, Marcus Hermann, Dennis Kläs, Tim Segschneider und Lisa Hertel. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Das Jugendzentrum (Juz) in Selbstverwaltung Riegelsberg-Walpershofen besteht seit 15 Jahren. "Carpe diem - Nutze den Tag!" steht auf dem wandgroßen Spraybild im Juz. Dessen Stammgäste, Jugendliche ab 14, haben den Appell "Carpe diem" wörtlich genommen. Beim Verband saarländischer Jugendzentren "juz-united" in Selbstverwaltung mit Sitz in Saarbrücken nahmen sie an einer 30-stündigen Fortbildung teil, um die Jugendleitercard (Juleica) zu bekommen.

Kerstin Himmelmann, Bildungsreferentin von "juz-united", erklärt, was es mit der Juleica-Ausbildung auf sich hat. "Es geht darum, Jugendliche für die ehrenamtliche Jugendarbeit fit zu machen." In der Ausbildung haben sich die Teilnehmer mit rechtlichen, organisatorischen und pädagogischen Fragen der offenen Jugendarbeit beschäftigt.

In Vorträgen, Diskussionsrunden oder im Rollenspiel ging es beispielsweise um Kommunikation und Teamarbeit, um den richtigen Umgang mit Diskriminierung oder Aggression, um Veranstaltungsmanagement, Abrechnungswesen oder Erste Hilfe.

Oder, ganz aktuell, um die Integration von jungen Flüchtlingen: Im Juz Walpershofen haben sich die Jugendlichen dafür entschieden, jede Woche einen internationalen Treff anzubieten, da im Ort in den vergangenen Jahren viele Geflüchtete, auch Minderjährige, eine neue Heimat gefunden haben. "Inzwischen trifft man sich auch darüber hinaus, hält engen Kontakt über Facebook und WhatsApp, geht zusammen Fußball spielen oder ins Schwimmbad", hieß es bei der Verleihung der Juleica.

Das Besondere daran: Erstmals haben zwei junge Männer aus Damaskus, Omar und Alaa Alnahhas, die Juleica erworben. "Wir leben jetzt seit zwei Jahren in Deutschland, und wir fanden hier im Juz viele Freunde und Anschluss an die deutsche Gesellschaft", sagt Omar. Die deutschen Besucher setzen sich für die syrischen Flüchtlinge ein, helfen beim Übersetzen, beseitigen bürokratische Hindernisse oder Sprachbarrieren . "Meinem Bruder Alaa haben sie geholfen, einen Praktikumsplatz zu finden. Ohne ihre Hilfe hätte er sich nicht in der Schule anmelden können", sagt Omar, der sich um einen Studienplatz in BWL bemüht.

Umgekehrt profitieren die Walpershofer Jugendlichen von den neuen Nachbarn. "Wenn man die Jungs einmal persönlich kennt, sieht man die Flüchtlingsdebatte wieder mit ganz anderen Augen", sagt Dennis Kläs, Vorsitzender des selbst verwalteten Juz Walpershofen. Kläs (23) ist auch jüngster stellvertretender Ortsvorsteher im Saarland. Für Theo Koch, den Geschäftsführer von juz-united, ist Dennis Kläs ein gutes Beispiel dafür, wie sich das im Jugendtreff erworbene Können und Wissen zum Nutzen der Gesellschaft einsetzen lässt.

Das sehen Regionalverbandsdirektor Peter Gillo und Riegelsbergs Bürgermeister Klaus Häusle ähnlich. Sie brachten in ihren Grußworten zum Ausdruck: "Große Klasse, wie ihr das Thema Integration angegangen seid."

Das sei zu viel des Lobes, finden ganz bescheiden die Jugendlichen Marcus Herrmann und Lisa Hertel, frisch gebackene Inhaber der Juleica. Lisa Hertel findet: "Auch wir haben von der Ausbildung profitiert, die sehr informativ und interessant war". Mit Herrmann und Hertel sowie den syrischen Jugendlichen Omar und Alaa Alnahhas haben noch Dennis Kläs, Tim Segschneider, Celina Morlo, Mike Philippi und Jonathan Steitz im Walpershofer JUZ die Juleica erhalten.

Sie dient einerseits zur Legitimation in der ehrenamtlichen Jugendarbeit und bringt andererseits Vergünstigungen.

juleica.de

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