Am Wochenende ist die Liefer-Hölle los

Walpershofen · In den vergangenen Wochen flammte die Diskussion über die Kapazität des Wertstoffzentrums Köllertal und die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter auf. Die SZ beobachtete die Szene je eine Stunde am vorigen Freitag und am Samstag.

Freitag, 14.30 Uhr, im Wertstoffzentrum Köllertal. Im Eingangsbereich, von der Straße Am Mühlengarten her, warten fünf Pkw. Einer davon zieht einen mit Möbelteilen voll gepackten Anhänger. Gleich hinter dem Bürohäuschen begutachtet eine Mitarbeiterin die Ladung im Kofferraum des ersten Autos. "Die kleineren Elektroteile wie Kofferradio, Föhn und Kaffeemaschine kommen in die Bütten, die vor Ihnen stehen", erklärt sie dem Mann, der die Sachen anliefert. Sie packt beim Ausladen an und schickt den Mann zum Container mit Metallschrott und weiter auf die Rampe, von der er seinen Sperrmüll ohne große Mühe in den Container befördern kann. Sie winkt das nächste Auto heran und weist die Fahrerin ein. Eine ältere Dame hat den Kofferraum ihres Autos voll gepackt mit ausgemusterten Elektrokleingeräten und einem größeren Fernseher. Die Mitarbeiterin bittet den fest angestellten Kollegen um Hilfe beim Ausladen des Fernsehers.

Schließlich ist der PKW mit den Möbelstücken an der Reihe. "Sie müssen zum Entladen auf die Rampe", erklärt die Frau, die im Wertstoffzentrum nach den Regularien der "Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung" tätig ist (Ein-Euro-Job). Das heißt: für ihre 30-stündige Arbeitszeit pro Woche erhält sie zusätzlich zum Arbeitslosengeld II mindestens noch 30 Euro. Obwohl ihr bewusst ist, dass sie als billige Arbeitskraft ohne reguläres Arbeitsverhältnis fünfmal die Woche sechs Stunden lang richtig ranklotzen muss, mache sie den Job gerne und sagt: "Arbeiten und 150 Euro zusätzlich im Monat verdienen ist immer noch besser, als zu Hause rum sitzen." Neben ihr schuftet ein weiterer Mitarbeiter unter den gleichen Voraussetzungen im Wertstoffzentrum Köllertal. Die übrigen beiden sind reguläre Arbeitskräfte in Diensten der Gemeinde Riegelsberg. Einer davon, nämlich der Chef vor Ort, Bernd Zimmer, berichtet: "Im November vorigen Jahres, als wir noch zu sechst waren, konnten wir freitags und samstags auch eine richtige Essens-Pause einlegen. Heute geht es von der Hand in den Mund."

Zimmer hilft den Anlieferern von schweren und sperrigen Teilen beim Entladen ihrer Autos. "Wir müssen vor allem in Stoßzeiten anpacken, um den Vorgang möglichst kurz zu halten und Rückstaus zu vermeiden. Leider funktioniert dies aber nicht immer", erklärt er.

Am Samstag herrscht das gleiche Treiben. Ab 14.30 Uhr werden mehrere Anlieferer von Sperrmüll ohne abzuladen zurückgewiesen, da der Container bis an den Rand voll gepackt ist. Zimmer erklärt: "Wenn wir die sperrigen Stücke vor dem Behälter stapeln, müssten wir sie ein zweites und sogar ein drittes Mal in die Hand nehmen." Joachim Maurer, als Leiter des Riegelsberger Umweltamtes auch für das Wertstoffzentrum zuständig, hatte bereits Ende vorigen Jahres auf das ständig steigende Sperrmüllaufkommen hingewiesen.

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