KV Riegelsberg verliert mit 4:22 Alles versucht, nichts hat funktioniert

Riegelsberg · Der Bundesligist KV Riegelsberg hat auf eigener Matte eine Klatsche kassiert. Gegen den KSV Witten gab es eine 4:22-Niederlage. Trainer Paulus muss in der zweiwöchigen Kampfpause die Köpfe seiner Ringer wieder freibekommen.

 In der Freistil-Klasse bis 57 Kilogramm hat Riegelsbergs Kevin Müller (in Rot) gegen Wittens Arthur Eisenkrein mit 4:13 verloren.

In der Freistil-Klasse bis 57 Kilogramm hat Riegelsbergs Kevin Müller (in Rot) gegen Wittens Arthur Eisenkrein mit 4:13 verloren.

Foto: Andreas Schlichter

Nach dem Klang der Schlussglocke muss die ganze Freude raus. Ein lang gezogenes „Jaaaa“. Geballte Fäuste. Ein kurzes Umarmen der Trainer. Der obligatorische Handschlag für den Gästecoach - und dann führt der Weg von Henrik-Lars Schmitt zu seinen Eltern im Publikum. Ein Kindheitstraum ist gerade für den Ringer vom Bundesligisten KV Riegelsberg in Erfüllung gegangen. „Es war mein erster Heimkampf in der Bundesliga. Ich war mächtig nervös“, sagt der 17-Jährige, den alle „Henner“ rufen: „Das ich dann noch gewinnen konnte, ist unfassbar. Darum wollte ich zu meiner Mama. Sie kocht für mich. Hilft mir, wenn ich Gewicht machen muss. Sie fährt mich zum Training, ist immer für mich da.“

Henner hatte es der Klasse bis 61 Kilogramm im griechisch-römischen Stil (Greco) mit dem aus Kuba stammenden Wittener Junier Castillo Silvera zu tun. Die erste Runde verlief atemberaubend. Erst ein Ausheber – zwei Punkte. Dann ein Durchdreher – zwei Punkte. Danach ein Ausheber mit Durchdreher – vier Punkte. Die etwa 200 Zuschauer in der Sporthalle der Lindenschule tobten. Nur Trainer Edgar Paulus blieb analytisch: „Natürlich freuen wir uns. Aber man hat auch gesehen, dass er danach zufrieden war. Ich hätte mir gewünscht, dass er weiter kämpft, um mit einem höheren Ergebnis, mehr Punkte für die Mannschaft einzufahren.“ Am Ende hieß es „nur“ 9:6 für Schmitt, was zwei Mannschaftpunkte für den KV Riegelsberg bedeutete. Die holte auch Ariles Adjaoud für die Gastgeber. In der Klasse bis 71 Kilogramm im klassischen Stil lag er zur Pause gegen Pascal Wittke mit 1:4 zurück. Paulus und Greco-Trainer Gerhard Thiel scheinen aber die richtigen Worte gefunden zu haben. Technik reite sich plötzlich an Technik. Mit einem Durchdreher holte Adjaoud die letzten Zähler zum 10:4-Erfolg.

Damit sind die Erfolgserlebnisse der Riegelsberger am Samstag aber erzählt. Mit 4:22 kam der KV nach nur neun Kämpfen unter die Räder. Das zehnte Duell wurde von Mattenleiter Raffaele Tascillo abgebrochen. Schon im Vorjahr war der Kampf zwischen Andreas Skodawessely und dem Wittener Ibro Cakovis eskaliert. Auch diesmal wurde mehr unsportlich provoziert als sauber gerungen. Der Riegelsberger führte bei Abbruch mit 10:2. Die Streithähne waren von den Betreuern kaum zu trennen. Die Entscheidung des Mattenleiters war korrekt, tut den Riegelsbergern aber doppelt weh. Neben den Mannschaftspunkten fehlt jetzt auch Skodawessely. Er ist nun für einen Kampftag gesperrt.

Und es gab weitere Enttäuschungen. „Ich muss mich beim Trainer und Publikum entschuldigen“, sagte Riegelsbergs Maxime Francois: „Das war heute garnichts.“ Nach nur 2:39 Minuten hatte Wittens Imants Lagodskis den Franzosen in der Freistil-Klasse bis 98 Kilogramm technisch überlegen mit 16:0 besiegt. Und auch der hoch eingeschätzte Freistiler Georgiy Zlatov gab beim 0:8 gegen Alexander Storck in der Klasse bis 75 Kilogramm drei Mannschaftspunkte ab. „Ich habe gerungen wie ein kleines Kind“, sagte Zlatov. Storck konnte jede Aktion des Riegelsbergers leicht erahnen und kontern. „Es gibt solche Tage“, stellte sich Paulus vor den Neuzugang, der konditionell nicht auf der Höhe schien: „Das hängt dann auch an der Psyche. Es zermürbt einfach, wenn du alles versuchst – und nichts funktioniert.“

Riegelsberg ist nun mit zwei Niederlagen in die Sasion gestartet – und Tabellenletzter der Bundesliga. Der KV hat nun zwei Wochen Pause. „Mir wäre lieber gewesen, es ginge direkt weiter“, sagte Paulus, „wir Trainer sind jetzt unter der Woche gefordert, die Köpfte der Sportler frei zu bekommen. Das ist mit einer neuen Aufgabe vor der Brust immer leichter.“ Er ergänzte: „Aber wir halten an unserem Konzept fest, werden auf unsere Talente setzen.“   Schmitt hat das Vertrauen mit Leistung zurückgezahlt.

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