Duell zwischen Herrensohr und Borussia Neunkirchen Richter sitzt zwischen den Stühlen

Herrensohr · Wenn der TuS Herrensohr am Sonntag auf Borussia Neunkirchen trifft, ist nur ein Mannschaftsarzt anwesend. Sebastian Richter betreut beide Teams. Deshalb hofft der 60-Jährige auf ein Unentschieden.

„Genau in der Mitte“, antwortet Sebastian Richter auf die Frage, wie er sich für den Heimauftritt des TuS Herrensohr gegen Borussia Neunkirchen emotional positioniert. Das passt zu seiner offiziellen Rolle im Fußball-Saarlandligaspiel an diesem Sonntag um 15 Uhr auf dem Kunstrasenplatz des TuS: Dort sitzt Richter im wahrsten Sinne zwischen den Stühlen, denn er ist nicht nur Herrensohrs Mannschaftsarzt, sondern auch der der Gäste. Seine Aussage zum Wunschergebnis verwundert da kaum: „Ich bin bei beiden mit dem Herzen dabei. Ein Unentschieden wäre mir am liebsten. Hauptsache, niemand verletzt sich“, sagt der 60-jährige Orthopäde mit Praxis in Saarbrücken. Da ändert es nichts, dass er beim TuS zudem als Fußball-Abteilungsleiter und Hauptsponsor tätig ist.

Klar ist: Die Borussia hätte die Punkte nötiger. Nach dem Oberliga-Abstieg tut sich das neue Team um Trainer Tobias Grimm schwer. Nur zwei Punkte aus vier Spielen, 5:12 Tore und der drittletzte Platz stehen zu Buche. Zuletzt gab es im Ellenfeld ein 1:4 gegen Aufsteiger FSG Bous. „Die neue Mannschaft muss sich erst finden“, meint Richter. Herrensohr war dagegen seit dem 1:2-Fehlstart bei der FSG Ottweiler/Steinbach stark unterwegs. Die Elf von Trainer Bernd Eichmann siegte jeweils 2:1 bei Vizemeister VfL Primstal und dessen Vorgänger SV Mettlach. Dazwischen gelang beim SC Friedrichsthal per spätem Doppelschlag ein 2:2. Vier Auswärtsspiele, sieben Punkte und Rang sieben – keine schlechte Bilanz.

Dass Herrensohr nun weit vor der Borussia steht, war für Richter lange ein Ding der Unmöglichkeit: „Ich hätte nie gedacht, dass beide mal in einer Liga spielen. Für den TuS ist die Saarlandliga das absolute Maximum, ein einstelliger Platz wäre schön.“ Die Entwicklung in Neunkirchen bewertet er indes als weniger schön: „Der Abstieg ist traurig – und war eigentlich unnötig. Viele Punkte wurden leichtfertig abgegeben. Bei dem Kader hätte ich nie geglaubt, dass sie 2017 nur zwei Spiele gewinnen“, blickt Richter auf die jüngste Horrorsaison zurück, die dem Traditionsclub nach 39 Jahren den Abschied von der überregionalen Bühne bescherte.

Er selbst hat als langjähriger Teamarzt erfolgreichere Zeiten erlebt. Nur ein Jahr, nachdem Richter 1993 mit seinem Kollegen Heiner Krehbiel den Posten übernommen hatte, stieg Neunkirchen als Oberliga-Vierter in die neue Regionalliga West/Südwest auf. Große Erfolge waren auch die Oberliga-Meisterschaften 2000, 2003 und 2005. „Das war mit Trainer Werner Mörsdorf und Spielern wie Mike Frantz, Sascha Purket, Roland Rein, Eric Seibert oder Ewald Bucher eine geniale Mannschaft. Im Nachhinein ist es schade, dass die 15 000 Euro Kaution für die Regionalliga 2005 nicht hinterlegt wurden“, sagt Richter.

Während es bei der „alten Liebe“ eher mäßig weiterlief, setzte „sein Kind“ Herrensohr, wo Richter lange selbst spielte, dank des Gönners zum Höhenflug an. 2006 wurde der TuS Kreisliga-Meister, zehn Jahre später glückte der Saarlandliga-Aufstieg. „Ich war als Spieler mal Anfang der 90er Kreisliga-Meister mit Herrensohr. Aber richtig bergauf ging es erst, als ich meine fußballerische Tätigkeit einstellte“, sagt Richter augenzwinkernd. Trotz der großen Unterstützung für den TuS betont er: „Fußball ist generell mein Hobby, da ist längst nicht nur Herrensohr“, so der gebürtige Potsdamer, der in Schleswig-Holstein aufwuchs, ehe er als Jugendlicher im Saarland landete. Richter ist nämlich auch noch Mannschaftsarzt bei einem dritten Saarlandligisten: dem SC Brebach. Insofern dürfte er sich Samstag in einer Woche, wenn Herrensohr dort gastiert, wohl das nächste Remis wünschen.

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