Serie Grenzenloser Einsatz Reservist Längler arbeitet seit 32 Jahren für Frieden und Versöhnung

Püttlingen · Von Isabell Schirra

 Bernd Längler, Vorsitzender der Reservistenkameradschaft Püttlingen. Foto: Bund

Bernd Längler, Vorsitzender der Reservistenkameradschaft Püttlingen. Foto: Bund

Foto: Bundeswehr

Im Versammlungsort der Reservistenkameradschaft (RK) Püttlingen, einem alten Bauwagen auf dem Gelände der Kirche St. Bonifatius, hat man fast den Eindruck, ein Museum zu betreten: Die Wände sind voller Erinnergen an vergangene Aktionen. Bernd Längler strahlt. Seit 32 Jahren ist er Mitglied, seit zwölf Jahren Vorsitzender der RK Püttlingen. Wer an eine Reservistenkameradschaft denkt, vermutet schnell, dass es dort nur um politische Konflikte und militärische Themen geht. Bei der RK Püttlingen sei das anders. „Hier geht es um echte Kameradschaft, hier gibt es nie Streit oder Zoff“, sagt Längler. Die Interessen der RK Püttlingen lägen vor allem im sozialen und humanitären Bereich, politische Ansichten oder Kriegsverherrlichung seien tabu. Längler kam auf Umwegen zu den Reservisten in Püttlingen, hat nie dort gewohnt. Nach der Wehrpflicht verpflichtete der heute 58-Jährige sich für weitere acht Jahre bei der Bundeswehr.

In Kontakt mit der RK Püttlingen kam er, weil diese eine Waffenausstellung organisierte und Längler gebeten wurde, dabei zu helfen. Die Kameradschaft gefiel ihm so gut, dass er gleich Mitglied wurde. Nach der Bundeswehr machte Längler eine Ausbildung zum Wirtschaftsinformatiker. Seit rund einem Jahr ist er im Vorruhestand. Langweilig wird es ihm nicht, denn die RK Püttlingen hat viel zu tun.

Mittlerweile haben sich die Reservisten einen europaweiten Ruf in der Kriegsgräberpflege gemacht. Albert Schweitzers berühmtes Zitat „Kriegsgräberstätten sind die großen Prediger des Friedens, und ihre Bedeutung als solche wird immer mehr zunehmen“, haben sich Längler und die anderen Reservisten zum Motto gemacht. Es gab und gibt viele Arbeitseinsätze in Frankreich. In Falaise restaurierte die RK eine Kapelle, die deutsche Soldaten während des Ersten Weltkrieges am Rande eines Soldatenfriedhofes errichteten.

Alles geschah in Eigenarbeit: von der Beschaffung von zehntausend Euro bis hin zu den Bauarbeiten. Bernd Längler sagt stolz: „Diese Aktionen schweißen zusammen.“ Seit rund elf Jahren nehmen die RK-Mitglieder an den Gedenkfeierlichkeiten in Fleury-devant-Douaumont teil, einem Dorf, das während der Schlacht von Verdun zerstört wurde. „Anfangs wurde zwar nicht auf uns geschossen, aber wir wurden auch nicht umarmt“, sagt Längler. Dennoch haben die Reservisten weitere Einladungen angenommen und an den deutsch-französischen Beziehungen gearbeitet.

 Bernd Längler, Vorsitzender der Reservistenkameradschaft Püttlingen.

Bernd Längler, Vorsitzender der Reservistenkameradschaft Püttlingen.

Foto: Bundeswehr

Daraus wuchsen echte Freundschaften. Heute gestaltet hauptsächlich die RK Püttlingen die Feierlichkeiten in Fleury. Dieses Jahr wurde dort die Partnerschaft mit der Unteroffizierskameradschaft St. Avold besiegelt, ein Gegenbild zur Kriegsvergangenheit dieses Ortes, das Längler nicht mit Worten beschreiben kann. „Unser größtes Ziel ist zu zeigen, dass es auch anders geht“, sagt er. Nicht nur in Frankreich sind die Reservisten aktiv. Regelmäßig sammeln sie für ein rumänisches Waisenhaus oder für soziale Projekte in Püttlingen, wie beim Adventskonzert am 17. Dezember in der Kirche St. Bonifatius. Wozu das alles? Es gehe um das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben. Geld und Zeit investieren die Reservisten gern. Helfer mit Leib und Seele eben.

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