Wenn die Telefon-Hotline Suizidgedanken nährt Reptiloiden aus dem All am Telefon

Wer telefonisch einen Kundendienst beansprucht, findet sich schnell am Rande des Wahnsinns wieder. Hier ein Erfahrungsbericht vom Kampf mit den Tücken eines Internet-Routers.

 Marco Reuther

Marco Reuther

Foto: SZ/Robby Lorenz

Hiermit leiste ich allen Verschwörungstheoretikern Abbitte, über die ich mich jemals lustig gemacht habe. Ich habe nämlich beschlossen, dass ich jetzt selbst einer werde. Schuld daran ist mein Telefon- und Internetanbieter. Eine nette Dame des Anbieters fragte am Telefon, ob ich meinen langjährigen Vertrag nicht ändern wolle – ohne das eh nie genutzte Sicherheitspaket, dafür etwas günstiger und schneller. Entgegen meiner Gepflogenheiten, nie am Telefon Geschäfte zu machen, sagte ich zu. Was folgte, muss ich im Telegrammstil wiedergeben, sonst würde es die Seite sprengen: Neuer Internet-Router kam, aber W-Lan (drahtlose Internetverbindung) funktionierte nicht. Nachgelesen: „Sie müssen im Router-Menü eintragen …“ – schön, aber wie komme ich ins Router-Menü? Muss ich dafür ins Restaurant? Nach falschen Internet-Tipps einen richtigen gefunden, bin im Menü. Aber in verschiedenen Beschreibungen werden bestimmte Details unterschiedlich benannt – was ist jetzt was? Zwei Stunden Lebenszeit verschwendet, dann gemerkt, dass der Router offenbar gar nicht „sendet“. Servicetelefon angerufen, Automatenstimme dran: „Nennen Sie Ihre Kundennummer, Vertragsnummer oder …“ Ja was jetzt? Ich nenne eine der Nummern … „Ich habe Sie nicht verstanden … drücken Sie …“ Das geht so eine ganze Weile. Der Verzweiflung nahe habe ich schließlich doch einen echten Menschen am Apparat – von der Technik. Der feststellt, dass ich im neuen Vertrag W-Lan gar nicht gebucht habe … Ja wie jetzt? Es sollte sich doch nix ändern am Vertrag, außer der Sache mit dem Sicherheitspaket … ? „Tut mir leid, da ist die Vertrags-Abteilung zuständig.“ Neue Nummer gewählt, Automatenstimme sagt: „Nennen Sie Ihre …“ Während Suizidgedanken reifen, beginnt das ganze Spiel von vorne – bis mir ein Mensch sagt, dass W-Lan zubuchen extra kostet. Aber wer hat denn Internet ohne W-Lan? Und abgemacht war das nicht … Er verbindet mich weiter, und endlich sagt ein freundlicher Herr zu mir, dass da wohl ein Fehler vorliege und das W-Lan nun ohne Aufpreis zugeschaltet werde.  Das dauere so ein, zwei Stunden. Es sind lange zwei Stunden, die offenbar auch nach einem Tag noch nicht zu Ende sind … Und daher werde ich nun Verschwörungstheoretiker. Weil mir das alles viel zu kompliziert wird. Ich sage jetzt einfach, da sind die Reptiloiden vom Planeten Sensnon dran schuld, die unsere Erde unterwandern, indem sie alle Telefon-Hotlines besetzen und die Menschheit in den Wahnsinn treiben. – Eine schön einfache Erklärung und basta!

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