Wirtschaft gegen Klimaschutz Keine Entscheidung zu Wald in Gersweiler

Saarbrücken · Regionalverband will im Dezember weiter über Fläche für Firmenerweiterung beraten.

 Blick von einem der angrenzenden Grundstücke auf das Waldstück in Gersweiler, das für die Erweiterung der Firma Woll gerodet werden soll.

Blick von einem der angrenzenden Grundstücke auf das Waldstück in Gersweiler, das für die Erweiterung der Firma Woll gerodet werden soll.

Foto: Niklas Folz

Peter Gillo scheint zu wissen, dass er sich auf dünnem Eis bewegt. Er ist vorsichtig. Wägt ab. Das sei „keine einfache Angelegenheit, ganz klar“, sagt der Regionalverbandsdirektor. Auf der Tagesordnung des Regionalverbands-Kooperationsrats steht am Freitagnachmittag der erste Schritt zur Änderung des Flächennutzungsplans für ein drei Hektar großes Waldstück in Gersweiler nahe der französischen Grenze (die SZ berichtete). Die Maschinenbaufirma Woll will dort erweitern.

Im Kooperationsrat sitzen Vertreter aus allen zehn Städten und Gemeinden des Regionalverbandes und aus der Regionalversammlung. Woll sei „ein gut geführtes, erfolgreiches Unternehmen“, erklärt Gillo. Vor etwa vier Monaten habe er die Firma besucht, sagt der SPD-Politiker. Einen gesunden Betrieb, „den wir sicher brauchen und der sich weiterentwickeln will“, habe er da kennengelernt. Auf der anderen Seite sehe er die berechtigten Interessen des Naturschutzes. Als dessen Vertreter sehen sich vier Männer von der Bürgerinitiative „Pro Wald“, die am Rande des Sitzungssaals im VHS-Zentrum am Saarbrücker Schloss ein Transparent mit ihrer Forderung hochhalten: Der Wald muss erhalten bleiben.

Einer von Gillos Mitarbeitern bringt den vier Männern Gläser mit Wasser, während der Regionalverbandsdirektor von einer „schwierigen Debatte“ und einem „massiven Zielkonflikt“ spricht. Den formuliert die Bürgerinitiative so: Es handele sich um rund 4000 Bäume, die der Firmenerweiterung zum Opfer fallen würden. Dabei gebe es in Fürstenhausen noch Brachflächen, auf die die Gersweiler Firma ausweichen könne. Auch wenn von „Ausgleichsmaßnahmen“ die Rede ist: So einen „wertvollen Wald“ könne man nicht einfach ersetzen. Neupflanzungen an andere Stelle wären erst in etwa 70 Jahren soweit, die Wirkung zu erzielen, den der Wald jetzt fürs Klima bringe. Und in Zukunft brauche man eben wegen der Klimakrise mehr Wald und nicht weniger.

Was die Ausgleichsflächen angeht, sei die Saarbrücker Stadtverwaltung „guter Dinge“, sagt der Saarbrücker Baudezernent Heiko Lukas, der als einer der Saarbrücker Vertreter im Kooperationsrat sitzt. Man habe da eine Möglichkeit in Gersweiler gefunden. Weil es da aber noch etwas zu klären gebe, hat die Stadt die Aufstellung des Bebauungsplans verschoben. Im Bebauungsplan wird geregelt, was genau auf der Fläche gebaut werden darf. Dort werden unter anderem Gebäudehöhen festgelegt.

Voraussetzung dafür ist allerdings die Änderung des Flächennutzungsplans durch den Regionalverband. Und auch der verschiebt erstmal. Erst am Mittwoch sei  die Stellungnahme des Landesamts für Umwelt- und Arbeitsschutz eingegangen, sagt Gillo. Diese Stellungnahme sei wichtig und so umfangreich, dass man sie nicht rechtzeitig vor der Sitzung habe bearbeiten können. Am 6. Dezember nun soll der Kooperationsrat entscheiden, ob er das Änderungsverfahren eröffnet. Dann werden die Unterlagen bis Anfang des kommenden Jahres öffentlich ausgelegt und Bürger können sich dazu äußern. Erst danach trifft der Kooperationsrat eine Entscheidung. „Es wird keine einfache Entscheidung sein“, verspricht Gillo.

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