Neuer Klimaschutzmanager Stephan Zander soll mehr Klimaschutz im Regionalverband Saarbrücken organisieren

Saarbrücken · Seit Mai hat der Regionalverband erstmals einen Klimaschutzmanager: Stephan Zander. Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt er seinen Job, bei dem er viele Akteure zusammenbringen muss.

 Der Klimaschutzmanager des Regionalverbandes, Stephan Zander, ist seit 1. Mai 2022 im Amt.

Der Klimaschutzmanager des Regionalverbandes, Stephan Zander, ist seit 1. Mai 2022 im Amt.

Foto: Stephan Hett/RGVSB/Stephan Hett

Der neue Klimaschutzmanager des Regionalverbandes redet gern – und viel. Das muss er auch, denn es gibt viel zu besprechen und zu erklären, wenn es um Klimaschutzmaßnahmen geht. „Ich muss ein guter Kommunikator sein, nach innen und nach außen“, definiert Stephan Zander seinen neuen Job. „Es ist ein riesiges Aufgabengebiet – von der blühenden Wiese bis zum Windrad.“

Zander ist der erste in diesem Amt, jahrelang gab es diese Stelle im Regionalverband gar nicht – obwohl seit 2014 ein Klimaschutzkonzept vorliegt. Bis 2040 will man klimaneutral sein, also kein CO2 mehr freisetzen. Das erfordert eine riesige Kraftanstrengung. Mit der zunehmenden Brisanz der Klimakrise haben aber immer mehr Kommunen erkannt, dass professionelles Klimamanagement nötig ist und Geld sparen kann – in der Stadtkasse als auch bei den Bürgerinnen und Bürgern.

Im Regionalverband hat die Landeshauptstadt seit Herbst zwei Klimaschutzmanager und auch die Stadt Sulzbach hat eine solche Stelle eingerichtet. In der anderen der insgesamt zehn Kommunen sei man auf dem Weg, sagt Zander, der selbst voller Elan an seine neue Aufgabe herangeht. Seit 1. Mai ist er offiziell im Amt.

 10 000 Dachflächen, die sich für Photovoltaik-Anlagen wie diese eignen, gibt es laut Klimaschutzkonzept im Regionalverband Saarbrücken. Nur ein Bruchteil wird bisher genutzt.

10 000 Dachflächen, die sich für Photovoltaik-Anlagen wie diese eignen, gibt es laut Klimaschutzkonzept im Regionalverband Saarbrücken. Nur ein Bruchteil wird bisher genutzt.

Foto: dpa

„Ich kümmere mich um die interkommunale Zusammenarbeit beim Klimaschutz“, erklärt Zander einen wesentlichen Teil seiner Aufgabe. So will er als erstes das Energieeffizienznetzwerk der Kommunen wieder mit neuem Leben füllen, damit diese besser kooperieren, um ihre Energiekosten zu senken und den Ausbau von Energie aus Sonne und Wind voranbringen.

„Wie schnell das geht, hängt derzeit von vielen landes- und bundesrechtlichen Faktoren ab“, sagt Zander. Der Bund plane den massiven Ausbau der Förderung für energetische Sanierung, Wärmepumpen oder Photovoltaik-Anlagen (PV). Wann es soweit ist, wieviel Geld es zusätzlich gibt und ob genügend Investoren zu finden sind – das ist derzeit noch in der Schwebe. Und so müsse man jetzt eben erst einmal mit dem arbeiten, was man habe. Zum Beispiel mit den Dachflächen kommunaler Gebäude, vor allem Schulen. Dort würden im Rahmen von Sanierungen wenn möglich PV-Anlagen installiert. „Und bei Neubauten des Regionalverbandes ist das ohnehin vorgesehen.“ Landesweit allerdings fehlt eine solche PV-Pflicht – bisher jedenfalls. Dabei ist das Potenzial an geeigneten Dachflächen auf Privathäusern ist riesig. Für PV genutzt werden derzeit aber nur knapp über sechs Prozent der Dachflächen im Regionalverband. Auch bei großen PV-geeigneten Freiflächen ist viel Luft nach oben. Doch dafür müsse man Investoren finden. „Wir sind in engem Austausch mit der Bürger-Energiegenossenschaft Köllertal, die jetzt auch den Solarpark am Hartungshof bei Bliesransbach betreiben wird“, sagt Zander. Bürgerbeteiligung an einer saubereren Energieerzeugung, das sei zukunftsfähig.

Langjährige Erfahrung als Energieberater

Neun Jahre lang war der 37-jährige Betriebs-und Umweltwirt und Experte für Nachhaltiges Wirtschaften als Berater bei der Arge Solar tätig, einem Verein, in dem sich insbesondere die saarländischen Energieversorger (und andere große Akteure) zusammengeschlossen haben, um über Solarenergie und Energieeinsparung zu informieren und Projekte anzustoßen.

Über die Arge Solar hat Zander 2021 unter anderem an der Aktualisierung des Klimaschutzkonzeptes des Regionalverbandes aus dem Jahr 2014 mitgearbeitet. Die dort vorgeschlagenen Maßnahmen für das Ziel der Klimaneutralität seien praxisorientiert und umsetzbar, betont Zander. Ein Beispiel: Allein in den kommunalen Liegenschaften könnten durch zusätzliche Effizienzmaßnahmen bis zum Jahr 2050 bis zu 20 Prozent des Wärmeverbrauchs und 40 Prozent des Stromverbrauchs eingespart werden, heißt es im Konzept.

Doch das alles kostet. Seine langjährige Erfahrung als Experte für Fördermittel nutzt Stephan Zander nun, um den Kommunen bei deren Förder-Anträgen zu helfen – denn an die Mittel von Land, Bund und EU muss man erst mal kommen. „Die Fördermittel-Beratung ist ein Riesen-Thema“, weiß er. Nicht nur für die Kommunen, sondern gerade für die Bürgerinnen und Bürger. Die gelte es zu erreichen und mit dem nötigen Wissen über Klimamaßnahmen zu versorgen. „Zum Beispiel auch über die Volkshochschule“, sagt Zander. „Umweltbildung muss einen Mehrwert für die Bürger haben.“

Netzwerken für den Klimaschutz

Dass seine Stelle im Fachdienst für Regionale Entwicklung und Planung angesiedelt ist, empfindet der Umweltexperte als Vorteil. So könne er sich besser vernetzen, Kontakte zur regionalen Wirtschaft herstellen und auf das Know-How der Stadtplanung zurückgreifen, wenn es zum Beispiel darum geht, Flächennutzungspläne anzupassen. Sie seien eines der wenigen Instrumente, die der Regionalverband habe, um den Ausbau von Wind- und Sonnenenergie voranzutreiben.

Platz für Windräder ist im dicht besiedelten, waldreichen Regionalverband Mangelware. Denn was das Windräder-Bauen in Waldgebieten angehe, sei das 2017 verschärfte Landeswaldgesetz sehr restriktiv. Und dadurch ein Hindernis. Regionalverbandspräsident Peter Gillo (SPD) hat deshalb bereits dessen Überarbeitung gefordert. Weil auch Bundes-Energieminister Habeck (Grüne) hier Druck macht und auf mehr ausgewiesene Flächen für Windkraft beharrt (zwei Prozent der Landesfläche, bisher 0,8 Prozent), könnte es nochmal auf die Tagesordnung kommen. Der Protest der Waldschützer ist programmiert.

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