,,Wie Frauen auf dem Laufsteg“

Quierschied · Ein überaus erfolgreicher Vogelzüchter ist Carmelo Catellino aus Quierschied. Den nunmehr fünften und sechsten Weltmeister-Titel hat er gerade ins Saarland mitgebracht. Wie er das schaffte, verriet er der SZ.

 Carmelo Catellino züchtet Weltmeistervögel in Quierschied, hier mit dem prämierten schwarz-kobald-rot-mosaik Kanarienvogel. Fotos: Iris Maurer

Carmelo Catellino züchtet Weltmeistervögel in Quierschied, hier mit dem prämierten schwarz-kobald-rot-mosaik Kanarienvogel. Fotos: Iris Maurer

 Der prämierte Columbia-Zeisig.

Der prämierte Columbia-Zeisig.

Er strahlt mit der portugiesischen Sonne um die Wette. Carmelo Catellino hat wieder einmal die gesamte Weltelite hinter sich gelassen. Bei der Weltmeisterschaft der Vogelzüchter konnte der 56-jährige Quierschieder gleich zwei Titel gewinnen. "Es sind meine WM-Titel Nummer fünf und sechs", sagt der Inhaber einer Pizzeria in Sulzbach, "man kann die einzelnen Erfolge nur schwer vergleichen, aber diese sind schon besonders." Sein schwarz-kobalt-rot-mosaik Kanarie erhielt 93 von 100 möglichen Punkten. Damit verwies Catellino den Portugiesen José Manuel Gomes Salgade und den Deutschen Enzo Pettineo auf die Plätze. Dabei gilt Pettineo eigentlich als der weltweit führende Experte für Kobalt-Kanarien.

Für den Laien ist die Qualität der Tiere nur schwer einzuschätzen. Farbe, Gefieder, Zeichnung und Form werden ebenso bewertet wie der Auftritt der Tiere. "Vögel im Schaukäfig sind wie Frauen auf dem Laufsteg. Sie müssen sich von ihrer besten Seite zeigen", sagt der Weltmeister und lacht, "die Vögel müssen auf der Stange sitzen und sich präsentieren. Das muss man trainieren." Die Tiere werden dabei sowohl an den Käfig als auch an die mögliche Geräuschkulisse gewöhnt. Zwar sind Kanarienvögel seit Generationen domestiziert, dennoch ist die natürliche Scheu vor dem Menschen erhalten geblieben.

Das Training ist dem Saarländer mit italienischen Wurzeln offenbar besser gelungen als den meisten seiner 3000 Konkurrenten in Matosinhos. In der Stadt nahe Porto wurden fast 22000 Vögel aus der ganzen Welt ausgestellt. Und ausgerechnet ein Columbia-Zeisig aus der Quierschieder Zucht setzte sich gegen das starke Feld durch. Was auch der Laie erkennt, ist die intensive Gelbfärbung des Bauch- und Brustgefieders. Das "Gesamtkunstwerk" war den Preisrichtern sogar 94 Punkte wert - ein absolutes Spitzenergebnis. "Natürlich gab es direkt zahllose Anfragen von Züchterkollegen aus der ganzen Welt. Sofort auf der Schau, aber auch im Internet", erzählt Catellino. Die Weltmeistervögel sind für die weitere Zucht natürlich begehrt und sicher auch wertvoll. Doch das interessiert den Quierschieder Champion nicht. "Weltmeistervögel sind unverkäuflich. Davon gehe ich nicht ab, da gibt es keine Ausnahme", sagt Catellino.

Catellinos Erfolg kam in diesem Jahr überraschend für die Experten, aber nicht unerwartet für ihn selbst. "Ich habe natürlich gesehen, dass die Tiere eine gewisse Qualität haben und mir schon Chancen ausgerechnet", erzählt der 56-Jährige, "aber ich habe auf ein Antreten bei der Saarlandmeisterschaft und auch der deutschen Meisterschaft verzichtet. Auch zu einer großen Schau nach Belgien habe ich im Vorfeld nur die zweite Garde geschickt." Nach nun sechs Weltmeistertiteln wird in Zukunft wohl niemand mehr den Zucht- und Taktik-Experten aus Quierschied unterschätzen, zumal der noch lange nicht genug hat: "Die nächste WM ist in Almeria in Spanien, da will ich natürlich noch mal angreifen."

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