Wenn Frauen morden, dann meist „MitGift“

Quierschied · „Der Saarlandkrimi-Autor“ Klaus Brabänder las in der Gemeindebücherei aus seinem neuesten Buch.

 Klaus Brabänder mit seinem neuesten Buch Foto: Iris Maurer

Klaus Brabänder mit seinem neuesten Buch Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Bei einem Kriminalroman sind die handelnden Personen meistens frei erfunden. Gewisse Ähnlichkeiten mit dem Autor oder lokalen Größen wären da rein zufällig. So jedenfalls lautet das "Kleingedruckte", das man in solchen Fällen lesen kann. Beim Bexbacher Klaus Brabänder ist das völlig anders. Annette Bost, die Leiterin der Gemeindebücherei Quierschied, kündigte ihn bei seiner Lesung gar als "Der Saarlandkrimi-Autor" an. Bei ihm seien alle Personen real. Auch die Namen. Da macht der Schriftsteller auch nicht vor Wirten, Bürgermeistern und Landräten halt. Bis auf Täter und Opfer. "Sonst könnte ich mich in Spiesen-Elversberg nicht mehr blicken lassen", gab der 61-Jährige zu bedenken. Denn auf der Siedlung "Am Köppchen" wohnt er zeitweise, und dort spielt auch sein aktueller Krimi hauptsächlich. "MitGift" heißt er. Damit wären wir bei einem weiteren Alleinstellungsmerkmal des schreibenden Bauingenieurs: Seine Titel sind doppeldeutig. Es ist der vierte Band mit lokalen Bezügen aus der "Schwarzen Reihe" der Edition Schaumberg. Und es ist die Nummer drei mit Ermittler "Josch" Joachim Schaum. "50 Prozent aller Giftmorde werden nicht als solche erkannt, und mich macht das ängstlich, Sie nicht?", fragte Brabänder die überschaubare Anzahl der Besucher. Die meisten Giftmorde würden übrigens von Frauen verübt, sagt er zur in der Bücherei dominierenden Weiblichkeit. Man wolle ja auch etwas lernen, scherzte eine Frau antwortend. Schnipp: Brabänder pausiert und lässt Tanja Endres-Klemm die Titelmusik von "Der Pate" auf dem Saxofon spielen. Sie wechselt sich an diesem Abend musikalisch mit dem Literaten ab. Das kommt gut an und lässt das Gehörte nachwirken.

In Spiesen fährt der Notarzt vor. Der etwas kauzige Kommissar Schaum ermittelt die Ursache für den Tod älterer Damen. Erst nach und nach kristallisiert sich heraus, dass sie vergiftete Pilze zu sich genommen haben. Nachbar Markus, der gerne dem Alkohol zuspricht, fühlt sich schuldig. Er hat, zusammen mit drei Flachmännern, die Schwammerl gesammelt. Deshalb ruft er Josch zur Hilfe und sorgt sich um seinen Führerschein. Auch die Tante des unterbelichteten Kurti, der in Micos Kneipe gerade Billard spielt, hat Pilze gegessen und kam dabei um. Die Spur führt den sich in Beziehung befindlichen Alleinstehenden in die Neunkircher Bliesstraße. Dort sucht er die Wohnung des vermeintlichen Opfers Elisabeth Kleinschmidt. Die Nachbarin, eine Sex-Arbeiterin, macht ihn ganz kirre. Doch sie bringt ihn auf die Spur des Künstlers Walter Bernstein.

Der Neunkircher Künstler verstarb 1981. Eines seiner Werke bringt auch Landrat Sören Meng zur Gartenparty der Hauptperson mit. Der Chef der Ottweiler Kreisverwaltung ist an diesem Abend im Schlepptau von Staatsanwältin Daniela Sommer. Es wird anstrengend für Josch: Er muss sich sputen. Denn die einzige überlebende Zeugin muss er noch finden. Die Suche führt ihn unter anderem nach Hangard und dann durchs Ostertal. In der St. Wendeler Innenstadt kommt er dem Täter bei einer Verfolgungsjagd dicht auf die Fersen. Doch welche Rolle spielt "Der Kralle", den er an einer Luxemburger Tankstelle knapp verpasst? Vielleicht überführt auch ein im Ottweiler Witwenpalais eingerichteter Überwachungsraum den Täter? Die kleinen Kameras über dem Tisch jedenfalls sieht man nicht. Josch sind sie zunächst nicht aufgefallen. Die Besucher der Lesung bemerkten dafür die kleinen Betonungen beim Vortragen, was dem ein oder anderen ein kleines Grinsen ins Gesicht zauberte.

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