Unterbringung wird zum Zankapfel

Quierschied · Während die Freien Wähler in Quierschied das ehemalige Feuerwehr-Gerätehaus oder das frühere katholische Pfarrhaus als Wohnstandorte für Neuankömmlinge sehen, hat die Bürgermeisterin andere Pläne.

 Gernot Abrahams vor dem Gebäude der ehemaligen Bergschadensabteilung auf dem IKS-Gelände.

Gernot Abrahams vor dem Gebäude der ehemaligen Bergschadensabteilung auf dem IKS-Gelände.

Foto: CORDIER

Der Strom der Flüchtlinge reißt nicht ab, die deutschen Städte und Gemeinden suchen teilweise verzweifelt nach geeignetem Wohnraum.

"Nachdem Innenminister Klaus Bouillon vor einigen Wochen bereits Zwangsmaßnahmen angedroht hat, in denen er auch Sporthallen und Veranstaltungsräume für die Unterbringung nutzen will, haben wir uns auf die Suche nach Alternativmöglichkeiten gemacht", sagt Gernot Abrahams von den Freien Wählern Quierschied , "wir haben dem Minister in einem Brief die Nutzung des leer stehenden Feuerwehrgerätehauses in Göttelborn vorgeschlagen."

Einem Gerücht zufolge ziehe die Quierschieder Verwaltung nämlich in Betracht, die Räumlichkeiten des Deutschen Roten Kreuzes in Göttelborn für Flüchtlinge nutzen zu wollen. "Hilfs- und Rettungsdienste, aber auch die Feuerwehr leisten einen enormen Beitrag für unsere Gesellschaft. Ihnen als Erstes die Unterkünfte zu entziehen, halte ich für einen gänzlich falschen Ansatz", so Abrahams, der in Göttelborn weitere Möglichkeiten zur Flüchtlingsunterbringung entdeckt haben will. Dabei handele es sich um das ebenfalls seit Längerem verwaiste katholische Pfarrhaus und das ungenutzte ehemalige Gebäude der Bergschadensabteilung auf dem heutigen IKS-Gelände.

Ein baugleiches, allerdings insgesamt größeres Haus auf dem RAG-Gelände Hirschbach zwischen Dudweiler und Sulzbach soll demnächst als Dependance des Landesaufnahmelagers Lebach bis zu 1000 Menschen aufnehmen (wir berichteten).

"Ich finde es nicht gut, viele Menschen in ein Gebäude zu pferchen", sagt Abrahams und sieht in der Ansiedlung von Flüchtlingsfamilien in Göttelborn auch Chancen für den Gemeindeteil: "Eine Integration von Anfang an wird erleichtert. Die zusätzlichen Kinder stärken doch auch den Standort von Kindertagesstätte und Grundschule." Die Freien Wähler bemängeln die derzeitige Informationspolitik der Verwaltung. Seit der Sommerpause habe es keine Gemeinderatssitzung mehr gegeben. Fragen zum Thema würden nur unzureichend beantwortet.

"Ich bin sehr erstaunt, dass ein Gemeinderatsmitglied sich an die Presse wendet, statt seine Erkenntnisse an die Verwaltung weiterzugeben", zeigt sich Bürgermeisterin Karin Lawall ernsthaft verärgert, "seit Wochen ist ein Mitarbeiter des Liegenschafts- und Bauamtes unterwegs, geeignete Objekte zu besichtigen". Die städtebauliche Planung sehe den Abriss des Feuerwehrgerätehauses vor, hier sollen neue Wohnhäuser entstehen (wir berichteten). Gegen die Bergschadensabteilung spräche die Lage im Gewerbegebiet, das Pfarrhaus ist Eigentum der Kirchengemeinde, erklärt die Verwaltungschefin, hat aber andere Ideen: "Vielleicht können wir auf dem ehemaligen Göttelborner Markt neue Sozialwohnungen nicht nur für Flüchtlinge bauen. Auch im ehemaligen Jugendzentrum in Göttelborn lässt sich ohne große Sanierungsmaßnahmen Raum schaffen."

Die Hilfsbereitschaft und Willkommenskultur in ganz Quierschied habe nicht nachgelassen, darum sei eine Beschlagnahme beispielsweise von Turnhallen nur der allerletzte Ausweg. Kain Lawall betont: "Davon sind wir aber noch sehr weit entfernt."

Zum Thema:

101 Flüchtlinge wohnen derzeit in Quierschied , alle sind in Wohnungen und kleineren Wohneinheiten untergebracht. Das teilte Mirka Preiser, Fachbereichsleiterin Bürgerdienste und Ordnungswesen der Gemeinde Quierschied , beim "Runden Tisch zum Thema Flüchtlinge " in der vergangenen Woche mit. Nach einer Prognose des Innenministeriums werden bis Ende des Jahres noch bis zu 5000 Flüchtlinge auf die saarländischen Kommunen verteilt, davon etwa 50 nach Quierschied . Die Gemeinde ist deshalb im Moment verstärkt auf der Suche nach geeignetem Wohnraum. cor

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