Streit um einen angeblich nackten Hintern

Quierschied · Volker H. aus Quierschied wollte so nicht leben. Nicht mit dem Vorwurf, er habe einer Nachbarin den entblößten Hintern gezeigt. Eine Polizeimeldung machte ihm sehr zu schaffen. Doch nun ist er vollends rehabilitiert.

Volker H. ist alles andere als die Ruhe selbst. In ihm brodelt es, man sieht es ihm an. Auch nach fünf Monaten hat er die Sache noch nicht gänzlich überwunden. In einem ersten Gespräch mit der SZ vor mehreren Wochen waren seine Ohnmacht, seine Verzweiflung deutlich spürbar. Und nun hat sich Volker H. im Beisein seiner Anwältin in die Sulzbacher Redaktion bemüht. Um einen Sachverhalt aufzuklären, der wohl aufgeklärt gehört.

Den drahtigen Rentner verfolgt noch immer eine Polizeimeldung vom 29. Dezember vorigen Jahres im überregionalen Teil unserer Zeitung. ,,Mann zeigt Nachbarin sein nacktes Hinterteil" - so war die kurze Notiz überschrieben. Sein Name war hierin nicht genannt, wohl aber der Wohnort Quierschied . Und schließlich stand kurz nach dem denkwürdigen Ereignis, das wohl nie einen hosenlosen Hintern sah, ein Polizeifahrzeug vor dem Anwesen der Familie H.

Und so kam das, was kommen musste. In der kleinen Gemeinde, in der fast jeder jeden kennt, machte die Story von den vermeintlich entblößten Rundungen die Runde. Volker H. meinte, sobald er das Haus verließ, grinsende Gesichter und hämische Kommentare hinter seinem Rücken zu verspüren. Leute eben, die sich da sinngemäß zuflüsterten: ,,Guck mò dò hinne, das iss der mit dem naggische A.."

Dem ganzen Ungemach zugrunde liegt der Streit mit einer Nachbarin, der sich im Dezember am Schneeschaufeln entzündete. Der Rentner war sauer darüber, dass die Frau die weißen Haufen vor seiner Garage ablud. Er bückte sich und machte ein Beweisfoto von der angehäuften himmlischen Pracht, die er gern sonstwo gesehen hätte. Die Nachbarin rief die Polizei und gab zu Protokoll, der Mann von nebenan habe ihr im Verlauf der verbalen Auseinandersetzung den nackten Hintern gezeigt. Was letztlich den Straftatbestand der Beleidigung erfüllt. Und so kam die Staatsanwaltschaft mit ins Spiel.

H.s Anwältin ließ in ihrem Schreiben an eben diese sinngemäß wissen, dass das Ganze ein menschlicher Unfall gewesen sein könnte. Denn was nicht ausgeschlossen werden könne, sei der mögliche Umstand, dass ihrem Mandanten - beim in die Hocke gehen zum Fotografieren - die Hose etwas heruntergerutscht sei. Offenbar war aber diese Behauptung nicht haltbar. Denn, so die Anwältin des Mannes, im schriftlichen Protokoll, das die Polizei einige Tage später in Händen hielt, war von einem nackten Hintern nicht mehr die Rede. Es blieb nur noch der Blick auf eine Unterhose übrig.

Volker H. wehrt sich unter anderem auch gegen einen Satz in der Polizeimeldung vom 29. Dezember. Darin hieß es, er habe sich bei den uniformierten Beamten nicht zu dem Vorwurf der Nachbarin äußern wollen. Das, so der Quierschieder, sei nicht der Fall. Schon vor Ort habe er den Beamten gesagt, dass er sich nicht entblößt habe. Er habe sich überdies, nachdem er sich vom ersten Schock erholt habe, sogar noch zur Sulzbacher Inspektion bemüht, um die Sache geradezurücken. Auf diese Feststellung legt er gesteigerten Wert.

H. will öffentlich rehabilitiert werden, und das auf ganzer Linie. Er will sich nicht nachsagen lassen, dass er die Hosen runterließ. Weil das mitnichten seine Art sei, sich mit jemandem auseinanderzusetzen. Die Staatsanwaltschaft jedenfalls hat die Sache zu den Akten gelegt, zum Prozess kam es nicht. Und nun wünscht sich Volker H. nur noch eines: endlich wieder inneren Frieden finden. Wieder unbeschwert leben. Und keine Blicke spüren, die sich ihm in den Nacken bohren.

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