Einsatzübung Spannender und realistischer als im TV

Quierschied · Einsatzkräfte der Polizei übten am vorigen Samstagmorgen in den Fluren des ehemaligen Reha-Klinikgebäudes. Nachgestellt wurde ein lebensbedrohlicher Amoklauf mit einem oder mehreren Gewalttätern.

 Spezialkräfte stürmten am  Samstag die ehemalige Reha-Klinik in Quierschied zu Übungszwecken.

Spezialkräfte stürmten am  Samstag die ehemalige Reha-Klinik in Quierschied zu Übungszwecken.

Foto: BeckerBredel

„Raus, raus, sofort raus. Ich knalle euch ab. Ihr werdet alle sterben!“ Das Geschrei des sehr gefährlich wirkenden Mannes am vorigen Samstagmorgen kann einem Angst machen. Doch bei der mehr als echt wirkenden Situation in den Fluren des ehemaligen Reha-Klinikgebäudes handelt es sich glücklicherweise nur um eine Übung der Polizei. Auch die Schüsse, die mehrfach fallen, kommen aus Platzpatronen. Selbst die Hand- und Blendgranaten sind nur Attrappen.

Nachgestellt wird ein lebensbedrohlicher Amoklauf mit einem oder mehreren Gewalttätern, wie er an einer Schule oder in einem Krankenhaus stattfinden könnte.

Das Sondereinsatzkommando (SEK) wird nach einem Lehrgang geprüft, erklärte Stephan Laßotta, der Sprecher der saarländischen Polizei, im Gespräch mit der SZ. „Das ist sehr aufwändig, da auch andere Stellen eingebunden sind. Die gilt es zu koordinieren“, erklärte Laßotta. Rund 240 Leute, davon 70 Polizisten, der Rest Hilfskräfte, sind beteiligt. Koordiniert wurde die Übung von Dieter Debrandt, Leiter der Spezialeinheiten der Polizei im Saarland. Die Übung sei für das SEK eine enorme Herausforderung, zumal man nicht auf Anhieb erkennen könne, wie viele Täter aktiv sind.

Gleichzeitig ist das hohe, mehrgeschossige und verwinkelte Gebäude mehr als unübersichtlich. „Die Kollegen sind im ganzen Haus im Suchmodus“, beschreibt Stephan Laßotta die Situation. Es muss erst die weitere Gefährdung abgeschätzt werden, ehe man sich um die Verletzten kümmern kann. Die wurden von der DRK-Notfalldarstellung entsprechend präpariert. „Isch grieehn känn Luft mähhh!“, schreit ein Mann gerade erbärmlich. „Helft mir!“, wimmert eine Frau daneben. Man merkt, trotz Rollenspiel, dass man diese Aufgabe nur bewältigen kann, wenn man das Ganze verinnerlicht. Es fallen Schüsse im Gebäude. Einer der Täter ist tot. Nachdem zunächst die örtliche Polizei, später das Mobile Einsatzkommando (MEK) und die Operative Einheit (OpE) die Lage sondiert haben, kann das nun eingetroffene SEK tätig werden. Die OpE ist noch jung. Über 100 Polizisten sind seit Jahresbeginn im Saarland tätig und verstärken die Polizeiinspektionen. So kann etwa bei einem Einsatz in Nonnweiler, die OpE aus St. Wendel vor Ort tätig werden, ehe das SEK aus Saarbrücken kommt. Ein Zeitverlust durch die weite Anfahrt kann so kompensiert werden. Auch die SEK-Führung hat keine leichte Aufgabe: Während ihr Sanitätsteam die Verletzten versorgt, muss sie mit den anderen Mitarbeitern erreichen, dass die Täter nicht in den abgesicherten Bereich gelangen.

Erst später kann der Notarzt hinzukommen. Zudem sind noch weitere Verletzte im Gebäude. Weitere Zivilisten haben sich auf eigene Faust in Sicherheit gebracht. Und es gab noch etwas Hinterhältiges: Hinter einer Tür wurde ein weiterer Täter mit Handgranate „geparkt“, der erst aus der Deckung kam, als das SEK glaubte, alles im Griff zu haben. Doch auch er konnte erfolgreich überwältigt werden. Jeder SEK‘ler hatte am Samstag eine große einziffrige Nummer auf seinem Rücken. Direkt hinter oder neben ihm befand sich jeweils ein Kollege, der das Ganze beobachtete und für die spätere Auswertung alles auf einer Checkliste notierte.

„Das ist kein Job für Rambos. Hier kommt es auf Teamwork an. Auch ein schmächtig wirkender Kollege kann enorm viel ausrichten“, betont Stephan Laßotta. Mit dem Verhalten des SEK in TV-Krimis habe das Ganze nur wenig gemeinsam. Das sei nur pure Unterhaltung, so Pressesprecher Stephan Laßotta abschließend zur SZ.

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