Sie sind weder faul noch dumm

Quierschied. Petra und Udo Ziegler waren sich lange unsicher, ob sie mit ihrem "Problem" an die Öffentlichkeit gehen sollen. "Schließlich hat bei uns die Einsicht gesiegt, dass wir es tun sollten, um andere Eltern zu informieren", erklärt Udo Ziegler. Das "Problem" der Zieglers heißt LRS

Quierschied. Petra und Udo Ziegler waren sich lange unsicher, ob sie mit ihrem "Problem" an die Öffentlichkeit gehen sollen. "Schließlich hat bei uns die Einsicht gesiegt, dass wir es tun sollten, um andere Eltern zu informieren", erklärt Udo Ziegler. Das "Problem" der Zieglers heißt LRS. Die Abkürzung bedeutet: Lese-Rechtschreib-Schwäche, auch Legasthenie genannt. Davon betroffene Menschen, also Legastheniker, haben oft Probleme mit der Umsetzung der gesprochenen Sprache in die geschriebene. Das bedeutet: Die Betroffenen machen beim Schreiben viele Fehler. Lars, der elfjährige Sohn von Petra und Udo Ziegler, hat diese Krankheit. "Ein deutliches Zeichen, dass eine Lese-Rechtschreib-Schwäche bei Kindern vorliegt, sind verhältnismäßig viele Fehler bei Diktaten", erklärt Udo Ziegler. Er und seine Frau beschäftigen sich bereits sei einigen Jahren mit LRS. Mittlerweile ist Udo Ziegler als Beisitzer im Vorstand des saarländischen Verbandes für Legasthenie. Die Eheleute Ziegler sind überzeugt, dass viele Kinder eine derartige Schwäche haben. "Sie wird in vielen Fällen aber weder von den Eltern noch von den Lehrern erkannt", sagt Udo Ziegler. Oft sei es aber auch so, dass Eltern das Ganze verdrängen würden. Dabei seien Legastheniker weder dumm noch faul. Würden Eltern diese Schwäche bei ihren Kindern entdecken, dann sollten sie unbedingt Rat bei Fachleuten suchen und das Gespräch mit den Lehrern. Keinesfalls sollten sie sich von Lehrern abwimmeln lassen. "Wir sprechen hier aus eigener Erfahrung", so Petra und Udo Ziegler. Sie weisen darauf hin, dass "die Basis jeder Förderung die frühzeitige Diagnose der Lernschwäche ist". Damit aber sind ihrer Meinung nach viele Eltern restlos überfordert. "Schließlich sind die meisten in diesem Bereich Laien." Udo Ziegler ist zudem der Meinung, dass die Eltern, deren Kinder eine Lese-Rechtschreib-Schwäche haben, mit ihrem Problem alleine gelassen werden. Er betont, dass nach den Richtlinien des Saar-Bildungsministeriums zur Förderung von Schülern mit besonderen Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und Rechtschreibens jeder Schüler mit diesen Schwierigkeiten eine angemessene individuelle Förderung erhalten soll. Außerdem gebe es nach dem Sozialgesetzbuch unter Umständen auch finanzielle Hilfe für eine außerschulische Förderung. Ziegler: "Hilfe und Beratung finden Eltern bei den Sozialexperten unseres Legasthenie-Landesverbandes." Ganz wichtig für den engagierten Vater ist "ein offener Umgang mit LRS". Denn: "Wenn ein Kind eine Lese-Rechtschreib-Schwäche hat, ist das nichts, wofür sich Eltern zu schämen brauchen."

HintergrundWörtlich übersetzt bedeutet Legasthenie Leseschwäche. Über die Ursachen der Legasthenie streiten sich die Wissenschaftler. Wo die Mediziner reduzierte Leistungsfähigkeit in bestimmten Bereichen des Gehirns vermuten, glauben Psychologen und Pädagogen schulische Lernstörungen zu erkennen. Vermutlich hat die Legasthenie so viele verschiedene Ursachen wie es Legastheniker gibt. Legastheniker sind zumeist durchschnittlich oder gar überdurchschnittlich intelligent. Die Probleme beim Erlernen des Lesens und Schreibens können mit Hilfe einer Förderung begrenzt oder gar beseitigt werden. ll

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