Schönes und Trauriges in den Räumen der Tafel

Quierschied · Auf 16 Helferinnen und Helfer kann zurzeit die Quierschieder Tafel zählen. Sie versorgt rund 120 Kunden. Engpässe sind gelegentlich nicht auszuschließen. Und das hat seinen Grund, wie die SZ vor Ort erfuhr.

 Staatssekretär Stephan Kolling besuchte die Quierschieder Tafel. Deren Leiterin, Anna Scholtes (Vierte von links), freute sich über eine vorweihnachtliche Spendenaktion. Foto: Iris Maurer

Staatssekretär Stephan Kolling besuchte die Quierschieder Tafel. Deren Leiterin, Anna Scholtes (Vierte von links), freute sich über eine vorweihnachtliche Spendenaktion. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Etwa 120 Kunden hat Anna Scholtes jede Woche, jeder von ihnen hat eine eigene Geschichte. Die meisten davon sind traurig, wie die Leiterin der Quierschieder Tafel erzählt. "Vorige Woche war da eine ältere Frau. Sie hatte ihren Schirm verloren und weinte bitterlich", berichtet Anna Scholtes, die seit gut zwei Jahren die Einrichtung leitet, "dann hat sie mir erzählt, dass ihr nach Abzug aller Kosten im Monat nur 82 Euro zum Leben bleiben und sie sich darum keinen neuen Schirm leisten könnte. Traurig für eine 79-Jährige im reichen Deutschland, oder?"

Mittwochs ab 18 Uhr und Samstags ab 14 Uhr hat die Quierschieder Tafel geöffnet. Im Untergeschoss der Taubenfeldhalle werden dann Lebensmittel an Bedürftige abgegeben. "Derzeit sind bei uns 272 Parteien gemeldet. Sie müssen eine Bescheinigung der Bedürftigkeit vom Jobcenter oder dem Sozialamt vorlegen", sagt Scholtes, "derzeit sind zwei Drittel unserer Kunden syrische Flüchtlinge . Aber es gibt auch viele ältere Frauen, bei denen die Rente einfach nicht ausreicht."

16 Helferinnen und Helfer hat die Quierschieder Tafel. "Zwei mehr könnten nicht schaden", sagt die 64-jährige Tafel-Chefin, die vor fünf Jahren eher zufällig zum Team gestoßen ist. "Eine Fahrerin ist damals ausgefallen und ich bin vertretungsweise eingesprungen", erinnert sich die gelernte Schneiderin aus Hühnerfeld.

Die Tafel in Quierschied gibt es bereits seit 2001. Der Spendenwille sei ungebrochen, aber die Geschäfte würden heute deutlich knapper kalkulieren. Daher bekomme man gerade von den Lebensmittelmärkten weniger zur Verfügung gestellt, als in der Vergangenheit. Da aber die Zahl der Bedürftigen auch durch die Flüchtlinge gestiegen ist, kommt es manchmal zu regelrechten Engpässen. "Wenn nichts mehr da ist, ist nichts mehr da", sagt Scholtes achselzuckend, "aber die Verwaltung hat zuletzt zu weiteren Spenden aufgerufen. Das hat für deutliche Resonanz gesorgt."

Zusätzliche Hilfe gab es nun diese Woche durch die gemeinsame Spendenaktion des Sozialministeriums, der Saarländischen Wochenblatt Verlagsgesellschaft sowie des Globus Handelshofs. "Tafeln sind keine Schandflecke der Gesellschaft, sondern Leuchttürme sozialen Engagements", sagte Staatssekretär Stephan Kolling anlässlich der Übergabe der Hilfsmittel am Montag, "diese Spendenaktion zur Vorweihnachtszeit findet nun zum zweiten Mal statt." 3000 Tafeln Schokolade, 1500 Weihnachtstüten mit süßem Inhalt und 1400 Säcke mit jeweils einem Kilogramm Clementinen werden an die 14 saarländischen Tafeln verteilt.

Quierschieds Bürgermeisterin Karin Lawall würdigte vor allem die Arbeit der Helferinnen und Helfer: "Sie sind unverzichtbar." Lawall war auch nicht mit leeren Händen gekommen, brachte einen Scheck über 400 Euro vom Gaswerk Illingen mit. "Wenn sie den bei uns einlösen, stocke ich den Betrag noch auf", versprach dann auch Globus-Vertreter Frank Huwig der Tafel-Chefin Anna Scholtes. Die kann nun kurz vor Weihnachten eine etwas schönere Geschichte erzählen als die eingangs erwähnte.

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