Schaltschrankbau und Tapetenlager

Quierschied · Zwei Quierschieder Unternehmen hat Saar-Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger einen Besuch abgestattet, um etwas über die Anliegen des Mittelstands zu erfahren. Bei ihrer Firmenvisite kam auch die zurückhaltende Auftragsvergabe der öffentlichen Hand zur Sprache.

 Auf unserem Bild (von links): Stefanie Daniel, Dirk Daniel , Anke Rehlinger, Karin Lawall, Lutz Maurer, Gisela Daniel, Axel Matheis und Mirka Preiser. Fotos: Thomas Seeber

Auf unserem Bild (von links): Stefanie Daniel, Dirk Daniel , Anke Rehlinger, Karin Lawall, Lutz Maurer, Gisela Daniel, Axel Matheis und Mirka Preiser. Fotos: Thomas Seeber

"Gerührt und nicht geschüttelt? Sie sind der James Bond der Farben", scherzte Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger am Mittwoch bei ihrem Besuch der Quierschieder Firma Daniel.

Vertriebsleiter Werner Mazotta hatte der SPD-Politikerin gerade die Funktionsweise der modernen Farbmischmaschine des Malerunternehmens erklärt, in der computergesteuert Tausende von Rezepturen verschiedenster Farbtöne gemischt werden können. Die Ministerin weilte im Rahmen ihrer sogenannten Firmenvisiten in der Gemeinde. "Wir sind immer im Dialog mit den Kammern und Verbänden. Aber das Bild wird erst vollständig, wenn man mit den Unternehmern selbst redet", betonte Rehlinger, "eine gute Wirtschaftspolitik kann man nur machen, wenn man sie dialogisch gestaltet."

Geschäftsführer Dirk Daniel hat derzeit 25 Mitarbeiter, darunter drei Auszubildende. Das Tapetenlager gilt mit über 400 verschiedenen Designs als eines der größten im Land. "Dabei müssen wir preislich die Konkurrenz von Baumärkten nicht fürchten", erklärte Unternehmensgründer Jürgen Daniel.

Bis hin zum Denkmalschutz

 Ministerin Anke Rehlinger mit Enertec-Firmengründer Arno Paul.

Ministerin Anke Rehlinger mit Enertec-Firmengründer Arno Paul.

In einem Imagefilm konnte nicht nur die Ministerin einen lebendigen Einblick in die tägliche Arbeit des Unternehmens gewinnen, die vom Anstrich über Wärmedämmung und Spanndecken bis hin zu Denkmalschutzaufgaben die komplette Palette des Gewerks abdeckt. "Die Firma Daniel ist ein Paradebeispiel für ein Familienunternehmen", sagte Quierschieds Bürgermeisterin Karin Lawall , "es ist im Ort stetig gewachsen. Hinzu kommt die tiefe Verwurzelung im Vereinsleben der Gemeinde. Damit ist die Firma auch identitätsstiftend."

Als größtes Problem der Firma nannte Dirk Daniel die zurückhaltende Auftragsvergabe der öffentlichen Hand. Anke Rehlinger stellte verschiedene Förderprogramme der Europäischen Union, des Bundes und des Landes vor, von denen der Mittelstand besonders profitieren soll. Bei der Novellierung des Mittelstandsförderungsgesetzes wolle man eine "Clearing-Stelle" schaffen, "die neue Gesetze auf Mittelstandsfreundlichkeit prüft". Zudem müsse man künftig Ausschreibungen so gestalten, dass auch mittlere Unternehmen den Zuschlag bekommen können.

Einen Jahresumsatz von etwa drei Millionen Euro macht die Firma Enertec GmbH in Camp hausen. Das Unternehmen mit 15 Mitarbeitern beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Schaltschrankbau und der gesicherten Stromversorgung - allerdings nicht fürs kleine Einfamilienhaus. Firmengründer Arno Valentin Paul und sein Team arbeiten hauptsächlich an industriellen Großprojekten. "Aktuell sind wir mit der neuen und weltgrößten Stranggießanlage der Dillinger Hütte beschäftigt", sagte Paul. Mehr darf er dazu nicht verraten. Das Projekt unterliegt strenger Geheimhaltung. Offensichtlich ist dagegen das Problem mit den Auszubildenden, das der Ministerin bei ihren Visiten häufig begegnet. Enertec bildet derzeit drei Nachwuchskräfte zu Elektronikern für Automatisierungstechnik aus. Ein Beruf, der viel Verständnis für Mathematik und Naturwissenschaften voraussetzt. "Darum waren zuletzt einige unserer Azubis auch Hochschulabbrecher", erklärte Paul, der kein Problem mit Gemeinschaftsschul-Absolventen hätte. Paul fügte aber hinzu: "Man tut jungen Menschen keinen Gefallen, wenn man sie in Sachen hineinwirft, die sie nicht verstehen können."

Beim Rundgang durch die Firmenräume am Sitz der ehemaligen Grube Franziska betonte Bürgermeisterin Lawall noch einmal die Bedeutung der früheren Bergwerksgelände. "Wir haben in Quierschied leider sonst keine Freiflächen, darum sind diese Flächen wichtig für den Strukturwandel. Wir setzen auf kleinere und mittlere Unternehmen." Eine Einschätzung, die die Wirtschaftsministerin teilt: "Wenn es der Industrie gut geht, profitieren in der Wertschöpfungskette auch alle anderen. Es ist aus Haushaltssicht natürlich gut, mit einem Euro Förderung gleich mehrmals Gutes tun zu können."

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