„Sauberes Quierschied“ Altöl, Bauschutt, Kippen: Zwei Stunden gesucht – 200 Kilogramm Müll gefunden

Quierschied · Das Bürgernetzwerk „Sauberes Quierschied“ ging am Cleanup Day wieder auf Müllsuche. Obwohl: Suchen mussten sie nicht wirklich.

 Der Naturschutzbeauftragte der Gemeinde Quierschied, Stefan Kees (2. von links), mit einigen Helferinnen und Helfern des Netzwerks "Sauberes Quierschied" und dem gesammelten Müll am vergangenen Samstag.

Der Naturschutzbeauftragte der Gemeinde Quierschied, Stefan Kees (2. von links), mit einigen Helferinnen und Helfern des Netzwerks "Sauberes Quierschied" und dem gesammelten Müll am vergangenen Samstag.

Foto: Petra Pabst

„Exakt 199,8 Kilogramm Müll haben wir gesammelt - innerhalb von zwei Stunden“ erklärt Stefan Kees, der Naturschutzbeauftragte der Gemeinde Quierschied. „Wir“ das ist eine Gruppe umweltbewusster Menschen, die sich am zurückliegenden Samstag im Rahmen des weltweit ausgerufenen „Cleanup Day“ aufgemacht hat, um rund um den Park-and-Ride-Parkplatz an der Auffahrt zur A8 achtlos oder böswillig entsorgten Müll einzusammeln.

Seit 2018 finden sich immer am dritten Samstag im September weltweit Millionen Menschen zusammen, um Straßen, Parks, Strände, Wälder, Flussufer und Meere von achtlos beseitigtem Abfall zu säubern. 2021 beteiligten sich 14 Millionen Menschen in 191 Ländern weltweit und setzten durch ihre Cleanup-Aktivitäten ein starkes Zeichen für eine saubere, gesunde und plastikfreie Umwelt. In Deutschland beteiligten sich in über 800 Städten und Gemeinden rund 190 000 Menschen - darunter Kommunen, Schulen, Unternehmen, Vereine, Initiativen und Privatpersonen - an den Aufräumaktionen.

Zwei Kanister mit Altöl gefunden

In Quierschied hat sich seit dem vergangenen Jahr hieraus rund um Stefan Kees ein richtiges Netzwerk gebildet. Die Gruppe nennt sich „Sauberes Quierschied“. Zehn Helferinnen und Helfer haben dieses Mal mitgemacht. „Ich finde, dies ist eine starke Leistung - das sind pro Person 20 Kilo Müll. Darunter waren Bauschutt, Fliesen, große Metallstücke, Verpackungs- und Hausmüll und unzählige Zigarettenkippen. Innerhalb der ersten beiden Minuten fanden wir zwei Fünf-Liter-Kanister mit Altöl. Das muss man sich einmal vorstellen“, schimpft Kees. Auch kiloweise Flaschen und Altglas zogen die Helferinnen und Helfer aus dem Gestrüpp. „Das ist reine Bequemlichkeit - das könnte ganz einfach in einem der vielen Container entsorgt werden. Statt dessen werfen es die Umweltsünder einfach in die Natur.“

Ganz schlimm fanden die Mitmacher die unzähligen Zigarettenkippen, die sie auf dem Parkplatz aufsammelten. „Teilweise waren augenscheinlich ganze Aschenbecher dort geleert worden. Hier braucht es noch viel mehr Aufklärung. Den Meisten ist gar nicht bewusst, wie problematisch diese Stummel in der Umwelt sind. In Zigaretten sind über 7000 teils krebserregende Substanzen und Schadstoffe enthalten. Diese Stoffe sind nicht nur gefährlich für den Rauchenden, sondern führen auch zu Schäden in der Umwelt, da sich bei Regen aus einem Zigarettenfilter große Mengen giftiger Substanzen herauslösen und in das Grundwasser und in die Umgebung übertreten“, betont der Naturschutzbeauftragte. „Abgesehen davon, dass die Filter viele Jahre brauchen, bis sie verrotten.“

Die Aktivisten verpackten den gesammelten Unrat in große Säcke und versahen diese mit einem öffentlichkeitswirksamen Aufkleber, der auf die ehrenamtliche Aktion hinwies. „Wir danken der Gemeinde, dass sie uns bei unseren Aktivitäten stets unterstützt“, lobte Kees. Der Baubetriebshof holte die Säcke später ab und entsorgte den Müll fachgerecht.

Aktuell besteht das Netzwerk aus etwa 15 Quierschiederinnen und Quierschieder aus allen Gemeindeteilen. Auch aus Sulzbach beteiligen sich immer wieder welche an den Aktionen. Für dieses Engagement für eine nachhaltige, saubere Umwelt ist es gelungen, die Gemeinde Quierschied mit dem Zertifikat „World Cleanup Day Kommune“ zertifizieren zu lassen. Damit gehört die Gemeinde Quierschied als zweite saarländische Gemeinde zu den wenigen Kommunen, denen diese Auszeichnung bisher verliehen wurde. Gefunden haben sich die Helferinnen und Helfer durch regelmäßige öffentliche Aufrufe in den öffentlichen Medien und sozialen Netzwerken. „Mit unseren Warnwesten und Sammelwerkzeugen werden wir auch regelmäßig von Spaziergängern und Wandergruppen angesprochen. Es ist wichtig, dass man uns wahrnimmt und dadurch vielleicht ein Umdenken stattfindet. In der Gruppe findet man Gleichgesinnte, denen es wichtig ist, etwas zu bewegen. Wir wollen die Schönheit der Natur bewahren, das sollte im Sinne aller sein. Ehrenamt kann jeder - es ist so einfach - und es tut einfach gut“, erklärt Kees seine Motivation. Aber er ist auch ein wenig enttäuscht: „Wir hätten uns gewünscht, dass sich auch Schulen oder KiTas beteiligt hätten. Hier war die Resonanz gleich Null. Dabei sind die Kinder und Jugendlichen die zukünftigen Erwachsenen. Sie sollten besonders darauf sensibilisiert werden, wie wichtig eine gesunde und saubere Umwelt ist. Aber ich werde nicht aufgeben, weiterhin anzuregen, sich mit dem Thema zu befassen. Arbeitsgruppen oder Aktionstage kann man das ganze Jahr hindurch anbieten. Dabei gewinnt jeder, ganz besonders aber die Natur.“

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