Grubenwasser Rat stellt sich einstimmig vor die Bürger

Quierschied · Die Quierschieder Kommunalpolitiker haben sich eindeutig positioniert: Sie sind gegen den geplanten Anstieg des Grubenwassers.

 Im Bergbau fällt jede Menge Grubenwasser an.

Im Bergbau fällt jede Menge Grubenwasser an.

Foto: picture alliance / dpa/Jan-Peter Kasper

Die Beschlussfassung war einstimmig: Der Gemeinderat Quierschied spricht sich gegen einen vorgesehenen Grubenwasseranstieg auf 320 Meter unter Meeresniveau aus. „Aufgrund der vielen Unwägbarkeiten, die für die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Quierschied eine Gefahr für Gesundheit und Eigentum darstellen können, werden wir als Gemeinde Quierschied das Einvernehmen zum Abschlussbetriebsplan unter Tage - zentrale Wasserhaltung Reden, Duhamel inklusive Nordschacht - nicht herstellen“, formulierte Bürgermeister Lutz Maurer offiziell.

Der Verwaltungschef hatte zuvor verschiedene Punkte zusammengetragen - auch von insgesamt acht Quierschiederinnen und Quierschiedern, die ihre Bedenken und Sorgen der Gemeinde vorgelegt hatten. Es geht um Bodenbewegungen an der Oberfläche, um Beeinträchtigung der Grund- und Trinkwasserqualität oder um den Austritt von verschiedenen Gasen. Das von der RAG vorgelegte Gutachten bestätige die Bedenken mehr, als dass es sie zerstreue.

„Professor Wagner belegt Befürchtungen, dass es infolge des Grubenwasseranstiegs zu erneuten Bergschäden kommen kann, einmal durch die Erschütterungen“, zitierte Gernot Abrahams (Freie Wähler) sowohl aus dem Gutachten als auch aus einer Info-Veranstaltung zum Thema, die er in Völklingen besucht habe: „Diese Erschütterungen werden definitiv häufiger auftreten als ohne Grubenwasseranstieg.“ Der Sachverständige rechne mit einer Hebung zwischen 3 und über 16 Zentimetern. Abrahams: „Wagner sagte wörtlich: Hebungen werden kommen! Einen Hüpfball drücken Sie auch nicht unter Wasser.“

Eine weitere Umweltgefahr gehe vom enormen Salzeintrag in die Saar aus. Man erwarte bis zu 60 Tonnen täglich. Abrahams, selbst früher Bergmann und Rettungsassistent, warnte vor dem vermehrten Austritt von Methangas und Radon: „Radon gilt als ein Verursacher von Lungenkrebs. Bei einer Methangasexplosion in Saarbrücken gab es vor ein paar Jahren Verletzte. Niemand kann sagen, wo diese Gase zu Tage treten werden. Wir sind hier nicht das Versuchskaninchen der RAG.“

So eindeutig das Abstimmungsergebniss am Ende, so differenziert war die Diskussion im Rat. „Man kann Teile des Gutachtens durchaus positiv interpretieren“, meinte Stephan Schmidt von der SPD, „gewisse Stoffe sind schwerer als Wasser. Bei einer Anhebung der Wasserhöhe würden sie absinken. Das bedeutet, das Wasser wäre sauberer als bisher.“ Schmidt verwies darauf, dass schon heute etwa 1,7 Millionen Liter Grubenwasser ungeklärt in den Fischbach gepumpt würden. „Schon das derzeitige Abpumpen bringt Giftstoffe an die Oberfläche. Deren Konzentrationen sind bekannt.“ Der breiten Öffentlichkeit aber nicht.

Für die CDU-Fraktion wiederholte Timo Flätgen die Einstellung der Landesregierung zu diesem Thema: „Die Interessen von Mensch und Natur haben Vorrang.“ Dass die Pumpen weiterlaufen, gehöre zu den Ewigkeitslasten, die nach dem Ende des Bergbaus bestehen. „Ewigkeit dauert länger als zwei oder drei Jahre“, betonte Flätgen, „sie dauert auch länger als 20 oder 30 Jahre.“

Neben der Einstimmigkeit im Abstimmungsverhalten vereinte aber auch ein gemeinsames Gefühl den Rat, das Flätgen so umschrieb: „Es wäre gut gewesen, wenn es im Rahmen des Genehmigungsverfahrens eine verständliche, nachvollziehbare und frühzeitige Information seitens der RAG gegeben hätte. Es ist für uns als Gemeinderat ganz schwer, wenn nicht unmöglich, eine fachliche Beurteilung anzustellen, die auch juristisch fundiert ist.“ Die Diskussionen um das Anheben des Grubenwasserspiegels werden weitergehen.

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