In der Q.lisse Mitmachen kommt vor dem Schauen

Quierschied · Bei der Foto- und Gemäldeausstellung in der Q.lisse werden Zeichen-Workshop und Selfieshooting in der Fotobox gut angenommen.

 Sichtlich Spaß beim Selfies machen in der Fotobox haben (von links): Frederic Reuter , Ralph Jänike und Anne Gasser.

Sichtlich Spaß beim Selfies machen in der Fotobox haben (von links): Frederic Reuter , Ralph Jänike und Anne Gasser.

Foto: Thomas Seeber

„Huch.“ Hannelore Frech zuckt ein kleines bisschen zurück, als der Blitz ausgelöst wird. Und noch einer und noch einer. „Keine Ahnung, was das ist“, meint die 87-Jährige und ist umso erstaunter, als plötzlich Fotos von ihr auf dem Touchscreen- Bildschirm erscheinen. Doch die passionierte Aquarellmalerin fängt sich schnell. Amüsiert studiert sie die Bilder, zeigt auf das mit einer lächelnden Hannelore und meint schließlich resolut zu Ralph Jänike, der ihr assistiert: „Ich will nur das. Die anderen können sie fort schmeißen.“ Gesagt, gelöscht.

Jeder, der wollte, konnte am vergangenen Sonntag bei der gut besuchten Foto- und Gemäldeausstellung in der nagelneuen Q.lisse die Fotobox von Jänike ausprobieren, wahlweise mit Perücke, Monsterbrille oder Federboa. Die Gute-Laune-Resultate standen wenige Stunden später auf der Homepage des Hochzeits- und Porträtfotografen zum Herunterladen bereit. Wer mag, kann den von Jänike selbst gebauten Apparat – eine Holzkiste aus dem Baumarkt mit integrierter Spiegelreflexkamera, Touch PC und Foto-Software plus Beleuchtungsaufbau – für seine Feier mieten.

Das genaue Gegenteil, also gute alte Handarbeit statt moderner Technologie, drehte sich keine fünf Meter von der Fotobox entfernt am Stand der VHS, die in Person von Brigitte Weiand vertreten war. Die Diplom Designerin und Kunsterzieherin aus Riegelsberg bietet seit zehn Jahren Malkurse in Quierschied an. Mit einigem Erfolg, wie die ausgestellten Werke ihrer Schützlinge bewiesen, deren Alter von 19 Jahren bis über 70 reicht. Spontan zum Zeichnen hergekommen war Mark Theis. Der Informatiker ist schon länger Teilnehmer des Malkurses. „Ruhe vom Alltag“, „runterkommen“, „etwas für mich machen“ – all das sind Gründe, warum Theis regelmäßig zum Bleistift greift. Entsprechend routiniert waren seine Bewegungen auf dem weißen Karton, wo er Stillleben, Tiere und Landschaften skizzierte. „Was lasse ich weg, wo setze ich Akzente“, sich darüber klar zu werden, sei wichtig, um einem Bild Spannung zu verleihen, dozierte Brigitte Weiand. „Es gibt immer einen König, seinen Hofstaat und die Bauern“, anders gesagt: den Hingucker, auf dem der Fokus liegt, seine Begleiter und das Fußvolk, die mehr als Staffage dienen – Mal-Latein für höhere Semester.

Immer wieder blieben „Passanten“ am Tisch stehen und schauten den (Laien)Künstlern bei ihrer konzentrierten Arbeit zu. Darunter auch Schülerin Mia, die eine kunterbunte Seerose auf einem imaginären Teich wachsen ließ. „Ich wollte das“, erklärt die Zehnjährige, die von Oma und Opa nicht überredet werden musste, mitzumachen. Bei anderen sah das schon wieder etwas anders aus: „Bei mir wird das kraxelig“, klagte eine ältere Dame, hin- und hergerissen zwischen Malen-Wollen und der Angst, sich zu blamieren. „Man kann alles lernen“, beschwichtigt Brigitte Weiand und sucht ein Foto mit Bäumen als Vorlage heraus. Klar, nicht jeder wird ein Michelangelo. Aber darum geht es ja gar nicht. „Mit der entsprechenden Technik und ein paar Tipps und Tricks ist Malen für jeden machbar.“

Immer wieder erlebt sie, wie Zeitgenossen, „die sich für talentfrei halten, schöne Ergebnisse erreichen. Die Hand muss trainiert werden, dann kommt das.“

 Brigitte Weiand (rechts) bietet in der Q.lisse einen Zeichenkurs an, teilnehmen hier Mark Theis und Mia Danz.

Brigitte Weiand (rechts) bietet in der Q.lisse einen Zeichenkurs an, teilnehmen hier Mark Theis und Mia Danz.

Foto: Thomas Seeber

Tatsächlich greift die unsichere Dame zum 4B-Bleistift. „Bäume gehen immer“, motiviert die ganze Runde und siehe da: Äste nehmen Kontur an.

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