Ein lukrativer Job Wie in Quierschied Podologen ausgebildet werden

Quierschied · Im Medicus Gesundheitszentrum in Quierschied geht es um die Füße. Dort werden Podologen ausgebildet.

 Podologen sind gefragt. Entsprechend groß ist das Interesse an einem Ausbildungsplatz in Quierschied. Bewerbungen kommen aus ganz Deutschland.

Podologen sind gefragt. Entsprechend groß ist das Interesse an einem Ausbildungsplatz in Quierschied. Bewerbungen kommen aus ganz Deutschland.

Foto: Heiko Lehmann

Womit wir gehen und worauf wir stehen, beschert uns viele Redewendungen  Wer  etwas auf die Beine stellt, kann viel bewegen, sollte aber darauf achten, dass er nicht auf zu großem Fuß lebt – und natürlich mit niemandem auf Kriegsfuß steht. Schon die Vielzahl solcher Sprachbilder zeigt, welche Rolle Füße im Leben spielen. Ohne sie kämen wir nicht durch den Alltag. Doch was ist, wenn die Füße irgendwann nicht mehr mitspielen?

„Ziehen Sie heute mal los, und suchen Sie in Deutschland einen guten Podologen. Dann werden sie feststellen, dass das gar nicht so einfach ist“, sagt Rüdiger Linsler, der Manager des Medicus Gesundheitszentrums in Quierschied. Er erfuhr im Jahr 2020 eher durch Zufall, dass die Saarland-Heilstätten GmbH (SHG) ihre Podologieschule auf den Saarterrassen in Saarbrücken schließen wollte. „Mir war sofort klar, dass dieser Baustein perfekt zu uns nach Quierschied passen würde. Also haben wir die komplette Schule inklusive der laufenden Ausbildung übernommen“, erklärt Linsler.

Die Victor‘s-Gruppe hat 2013 das gesamte Gelände in Quierschied gekauft und investiert seitdem, in das ehemalige Knappschaftskrankhaus, große Beträge. Es gibt eine Gesundheits- und Pflegeschule für 150 Auszubildende, mehrere Facharztpraxen, und aktuell werden für 40 Millionen Euro zwei Gebäudekomplexe für Servicewohnen für Senioren gebaut. Im April vergangenen Jahres wurde die neue Europäische Fachschule für Podologie auf dem Areal eröffnet. Auch dafür nahm die Victor‘s-Gruppe viel Geld in die Hand. „Wir haben das alte Geburtshaus der Quierschieder denkmalgerecht umgebaut und saniert. Im Erdgeschoss sind die Behandlungs- und Schulungsräume und im Obergeschoss die Verwaltung. Alleine der Umbau hat eine Million Euro gekostet, da ist die ganze Ausstattung noch nicht dabei“, sagt der Medicus-Manager.

Die Nachfrage nach Podologen ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen – vor allem bei den Senioren. Während sich herkömmliche Fußpfleger um kosmetische Dinge an den Füßen der Kunden kümmern, ist ein Podologe in der Lage, sogenannte Risikopatienten wie Diabetiker, Bluter und Rheumatiker entsprechend ärztlicher Verordnung fachgerecht zu behandeln.

 Im April feiert die Europäische Fachschule für Podologie ihr einjähriges Bestehen im Mediuc Gesundheitszentrum in Quierschied.

Im April feiert die Europäische Fachschule für Podologie ihr einjähriges Bestehen im Mediuc Gesundheitszentrum in Quierschied.

Foto: Heiko Lehmann
 Rüdiger Linsler ist der Manager des Medicus Gesundheitszentrums, das der Victors-Gruppe gehört.

Rüdiger Linsler ist der Manager des Medicus Gesundheitszentrums, das der Victors-Gruppe gehört.

Foto: Heiko Lehmann

Die medizinische Fußpflege ist die präventive, therapeutische und rehabilitative Behandlung am gesunden, von Schädigungen bedrohten oder bereits geschädigten Fuß. Die Victor‘s-Gruppe hat in Deutschland 130 Seniorenheime und nicht nur dort werden händeringend Podologen gesucht. „Die Podologie-Schule haben wir auch in eigenem Interesse übernommen, da wir in Zukunft mehr und vor allem gute Podologen brauchen werden. Die Nachfrage und der Bedarf sind einfach enorm gestiegen. Zudem sind wir mittlerweile die einzige Podologie-Schule mit Ausbildungsplätzen im Saarland“, erklärt  Rüdiger Linsler.

35 junge Menschen lassen sich aktuell im Medicus Gesundheitszentrum in Quierschied zu Podologen ausbilden. Zwei Jahre dauert die Vollzeitausbildung und drei Jahre die Teilzeitausbildung. Am Ende ist man examinierter Podologe mit staatlich anerkanntem Examen. Voraussetzung für die Ausbildung ist ein mittlerer Schulabschluss oder ein Hauptschulabschluss mit anschließender Berufsausbildung. Doch das Ganze ist nicht billig. 200 Euro kostet die Podologie-Ausbildung pro Monat in Quierschied – also 4800 Euro für zwei Jahre Vollzeitausbildung oder 7200 Euro für drei Jahre Teilzeitausbildung. Dennoch sind die Ausbildungsplätze heiß begehrt und es gibt Bewerbungen aus ganz Deutschland. „Wir legen bei der Ausbildung auch noch drauf und sind nicht sicher, ob die Azubis danach auch bei uns bleiben. Das Problem ist, dass im Saarland die Podologie-Schule nicht staatlich gefördert wird. Das würde für alle Beteiligten vieles einfacher machen. Die Politik redet seit Jahren davon, doch nichts passiert. Im Saarland werden alle Gesundheitsfachschulen gefördert, außer der Podologie. In anderen Bundesländern wird die Podologie gefördert“, sagt Rüdiger Linsler.

Dass die Ausbildung dennoch so gefragt ist, liegt auf der Hand. „Dieser Beruf ist gut bezahlt, hat enorme Zukunft und wird in den kommenden Jahren sehr nachgefragt sein. Man kann sich auf sehr vielen Gebieten fortbilden und auch der Schritt in die Selbständigkeit kann sehr lukrativ sein“, weiß der Medicus-Manager.

Am 1. April startet in Quierschied die nächste Podologie-Ausbildung in Teilzeit und am ersten Oktober die nächste in Vollzeit. Dann werden wieder jeweils 16 Menschen einen der aktuell nachgefragtesten Berufe in Quierschied lernen, um dann später mal auf eigenen Füßen stehen zu können.

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