58 Kilometer entlang saarländischer Bergbau-Geschichte Laufen auf den Spuren der eigenen Familie

Göttelborn · 800 Teilnehmer aus der ganzen Welt waren gekommen. Martin Schedler hatte ein Heimspiel. Er siegte im 58-Kilometer-Lauf entlang saarländischer Bergbau-Geschichte in 4:59:55,6 Stunden – und bleibt beim Hartfüßler-Trail unbesiegt.

 Der Anstieg zur Bergehalde in Göttelborn forderte den Teilnehmern alles ab. Auf dem langen Weg nach oben wurde es für manchen Läufer einsam.

Der Anstieg zur Bergehalde in Göttelborn forderte den Teilnehmern alles ab. Auf dem langen Weg nach oben wurde es für manchen Läufer einsam.

Foto: Thomas Wieck

Da gab es kurz vor dem Startschuss des sechsten Hartfüßler-Trails gehörige Komplikationen. Mitten auf der Strecke hatte ein Unbekannter in der Nacht einen LKW voll Müll abgeladen. Die Veranstalter mussten schnell handeln und die Streckenführung kurzfristig umlegen. Rechtzeitig zum Start des 7,5 Kilometerlaufs war alles geregelt. Die Läufer konnten loslegen und lieferten sich in vier Kategorien spannende Läufe auf einer Strecke vorbei an 250 Jahren saarländischer Bergbaugeschichte.

„Seit zwei Jahren ist der Zuspruch sehr hoch – wir haben eine schöne Strecke, freundliche Helfer und einfach eine familiäre Atmosphäre“, sagte Organisator Hendrick Dörr mit Blick auf die 800 Teilnehmer, die wieder dabei waren. Interesse gab es von deutlich mehr Sportlern. Doch mehr als 800 können und wollen die Veranstalter nicht stemmen. Dörr ergänzte: „Was vor allem gut ankommt, ist unsere Mischung aus den Themen Bergbau, Natur und Umweltschutz. Das ist für uns schon ein kleines Alleinstellungsmerkmal in Deutschland.“

Seit der ersten Ausgabe des Hartfüßler-Trails führen die 7,5, 14, 30 und 58 Kilometer langen Läufe sowie die Nordic-Walking-Strecke an markanten Orten wie den Grubensiedlungen in Von der Heydt oder Camphausen, ehemaligen Absinkweihern, Fördertürmen und Produktionsstätten des Saarbergbaus vorbei. Von dem historischen Erbe bekommt der Trail, der durch den Saarkohlewald und den Urwald vor den Toren der Stadt Saarbrücken führt, auch seinen Namen: Bergleute mussten noch zu Fuß ihre Arbeitsstätte erreichen und wurden deshalb „Hartfüßler“ genannt.

Die Mischung aus Natur und Landschaft kommt also gut an – auch international. Nachdem 2016 mit Vlad Ixel ein Australier den Hauptlauf gewonnen hat, waren in diesem Jahr Chinesen sowie Komulainen Virpi aus Helsinki dabei. Die Finnin wurde 15. im 30-Kilometer-Lauf. „Ich bin seit zwei Tagen in Saarbrücken im Urlaub und habe direkt im Internet gesucht, ob es hier irgendeinen schönen Lauf gibt“, sagte sie auf Deutsch: „Ich war überrascht, dass die Strecke so schwer ist, am Ende ist sie sehr steil. Aber die Umgebung gefällt mir gut – ganz anders als in Finnland.“

Ein alter Hase beim Hartfüßler-Trail ist Martin Schedler vom LAZ Saar 05 Saarbrücken. Viermal hat er mitgemacht – und viermal gewonnen. So auch am vergangenen Sonntag, als er auf der 58-Kilometer-Strecke in 4:59:55,6 Stunden Rang eins belegte und gerade noch unter den angepeilten fünf Stunden blieb. „Bei der Schwüle war es super anstrengend – am Schluss wurde es nochmal richtig knapp, mit den Anstiegen hatte ich zu kämpfen. Ich hatte die Strecke eigentlich leichter in Erinnerung“, sagte Schedler, der mit 4:37:31,7 den Streckenrekord hält: „Da wurde es dann auch schwer mit der Motivation – man sieht ja nicht, wie nah der Zweite ist. Aber nachdem ich dieses Jahr auf der ganzen Welt unterwegs war und überall gelaufen bin, war es nochmal schön, nachhause zu kommen. Das ist mein Heimatslauf – hier komme ich wirklich gerne hin. Es passt alles.“

Trotzdem war Schedlers Vorsprung wieder mehr als deutlich. Mit 5:27,59,5 Stunden lag der Zweitplatzierte Paul Tezlaw knapp eine halbe Stunde hinter dem Rekordsieger. Bei den Frauen gewann nach 6:33,54 Stunden Bianka Schwede den Hauptlauf, mit einer guten Minute Vorsprung vor Corinne Jourdain. Als Preis bekamen alle Gewinner einen Baum gesponsert, der in den kommenden 40 Jahren eine Plakette mit dem Namen des jeweiligen Gewinners tragen wird – im Einklang mit dem Hartfüßler-Trail-Thema Natur- und Umweltschutz.

Am Ende zeigte sich Schedler nach den Strapazen wieder von der Streckenführung beim Hartfüßler-Trail begeistert: „Ich bin die Halde Göttelborn schon zigmal hochgelaufen, aber man bekommt immer wieder Gänsehaut, weil der Blick schon enorm und es einfach das Zuhause ist“, sagte Schedler, der wegen der anstehenden Geburt seines Kindes mit dem Laufen aussetzen will: „Meine ganze Familie hat im Bergbau gearbeitet oder hat irgendwelche Beziehungen dazu – man ist sozusagen auf den Spuren der eigenen Familie unterwegs. Das hat was.“

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