Hier sind alle Kinder gleich

Quierschied. Wolfgang Nauman hat seine Tochter Janina, dreieinhalb Jahre, auf dem Arm. Die Kleine leidet am Down-Syndrom. Sie hört nicht gut, hat Probleme mit den Augen und kann auch noch nicht sprechen. Außerdem hat das Mädchen eine Muskelschwäche. Janina ist aber putzmunter. Sie wird unruhig, will wieder runter von Papas starken Armen zu den anderen Kindern

Quierschied. Wolfgang Nauman hat seine Tochter Janina, dreieinhalb Jahre, auf dem Arm. Die Kleine leidet am Down-Syndrom. Sie hört nicht gut, hat Probleme mit den Augen und kann auch noch nicht sprechen. Außerdem hat das Mädchen eine Muskelschwäche. Janina ist aber putzmunter. Sie wird unruhig, will wieder runter von Papas starken Armen zu den anderen Kindern. So geht es auch der kleinen Nina. Die Vierjährige, die an einem so genannten Balkenmangel leidet, sitzt im Rollstuhl. Viele Erwachsene stehen um sie rum. Das gefällt ihr gar nicht. Nina will wieder in ihre Gruppe und spielen. Dort sitzt der drei Jahre alte Giovanni mit einem anderen Kind am Tisch. Die beiden lassen sich beim Spielen nicht stören. Giovanni hat das HDR-Syndrom. "Er leidet an Kalziummangel, einer Nierenanomalie und hört nicht gut, hat dadurch auch Gleichgewichtsstörungen", erklärt Mama Manuela Dingert und ergänzt: "Es handelt sich um eine ganz seltene Krankheit." Neun Medikamente brauche ihr Sohn pro Tag. Janina, Nina und Giovanni sind drei von vier behinderten Kindern, die seit dem vergangenen Jahr im katholischen Kindergarten Maria Himmelfahrt in Quierschied gemeinsam mit nicht behinderten Kindern in einer Gruppe sind. Die vierte im Bunde ist die vierjährige Sarah. Nach Angaben von Susanne Komes, der Leiterin des Kindergartens, ist sie in ihrer Entwicklung etwas zurück geblieben. In dieser so genannten integrativen Gruppe werden die vier behinderten Kinder mit zwölf nicht behinderten Kindern betreut und gefördert. Das Ganze ist ein gemeinsames Projekt der Lebenshilfe Sulzbach-/Fischbachtal und des Kindergartens. Die Erzieherinnen werden bei ihrer Arbeit von zwei Fachkräften der Lebenshilfe unterstützt. Das Projekt steht unter dem Motto "Gemeinsame Erziehung." "Die Betreuerinnen leisten hier wirklich eine tolle Arbeit", sind Wolfgang und Brigitte Naumann voll des Lobes. Töchterchen Janina komme sehr gerne in den Kindergarten. "Nina freut sich jeden Tag auf die anderen Kinder", berichtet ihre Mama Manuela Ehrenfried. Zwei Jahre habe man für das Projekt gekämpft, erzählen Susanne Komes und Elisabeth Arend, die Leiterin der Frühförderung der Lebenshilfe. "Die Vision von der Gleichberechtigung behinderter und nicht behinderter Menschen hat uns immer angetrieben", sagt Komes. Der Umgang miteinander müsse zur Selbstverständlichkeit werden. Und je früher man damit beginne, desto einfacher werde das. Ganz wichtig für die behinderten Kinder sei es, dass sie sich angenommen fühlen, so wie sind sind. Und dafür würden die anderen Kinder schon sorgen. Susanne Komes freut sich auch, dass das Projekt die Zustimmung aller Eltern gefunden hat.

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