Heusweiler kämpft gegen Quierschied

Göttelborn · Wenn eine Gemeinde des Regionalverbandes ein wichtiges Bauprojekt angeht, dann stimmen die anderen im Kooperationsrat immer zu. Nun ist es anders gekommen. Heusweiler torpediert einen Discounter, der auf der Göttelborner Höhe bauen will.

Solch eine Situation gab es noch nie im Kooperationsrat des Regionalverbandes Saarbrücken: Eine einzelne Gemeinde will ein Bauvorhaben im Dorf nebenan verhindern, also dem Nachbarn in dessen Belange hineinregieren. Grund: Sie sieht ihre eigenen Belange beeinträchtigt. Üblich ist in dem Gremium, dass solche Bauprojekte akzeptiert und die nötigen Planungen ermöglicht werden, auch wenn sie anderen nicht so gefallen. Entsprechend irritiert und etwas gehemmt schaute der Rest der Gemeinschaft am Freitag vergangener Woche drein, als Heusweiler einen Netto-Discountmarkt in Quierschied-Göttelborn beziehungsweise die erforderliche Änderung des Flächennutzungsplanes nicht akzeptierte.

Was sollten die acht anderen Vertreter in dem Gremium in so einer Situation tun? Hätten sich alle der Stimme enthalten - eine logische Konsequenz ihrer Nicht-Betroffenheit - wäre dies im Endeffekt doch eine Stellungnahme gewesen: Die Abstimmung wäre 1:1 ausgegangen, und Quierschied hätte "seinen" Markt wegen Heusweiler nicht durchbekommen. Das hätten die meisten als nicht ganz fair empfunden, denn schließlich gilt die Planungshoheit einer Kommune immer noch mindestens so viel wie Mitspracherecht, eher mehr. Andererseits gab es aber auch Verständnis für die Heusweiler Sicht.

Der Saarbrücker Bürgermeister Ralf Latz (SPD ) löste die Situation durch einen Antrag auf, der mit großer Mehrheit angenommen wurde (nur Friedrichtshal war dagegen und hätte für Quierschied gestimmt): Auf Vermittlung des Regionalverbandes und mit Hilfe der Landesplanung sollen die zwei Kommunen bis zum Februar eine gütliche Einigung finden. Es sieht aber derzeit nicht so aus, dass die gelingt.
Verkaufsfläche reduziert

Wie Quierschieds Bürgermeisterin Karin Lawall (SPD ) schilderte, habe man aus Rücksicht auf Heusweiler Interessen bereits die Verkaufsfläche des Marktes von 1200 auf 800 Quadratmeter gesenkt und verzichte auf einen Backshop. Eine weitere Reduzierung sei nicht möglich. Das Geschäft liege zwar hundert Meter an der Heusweiler Grenze, zu den ersten Häusern seien es aber über tausend Meter. Deshalb, so argumentierte Karin Lawall , sei nicht anzunehmen, dass in nennenswerter Zahl Kaufkraft von Heusweiler abgezogen werde. Der Markt diene vor allem der Nahversorgung der Göttelborner und ziehe Kunden von der nahen Autobahn an, glaubt die Bürgermeisterin.

Der Heusweiler Bürgermeister Thomas Redelberger (CDU ) widersprach: Heusweiler sei "unzumutbar beeinträchtigt", da in Holz, Wahlschied und Kutzhof Kaufkraft abgezogen werde. Dies gelte um so mehr, wenn es eines Tages zu einer Erweiterung der Fläche und der Sortimente komme, weil der Betreiber argumentiere, sonst rechne sich das Geschäft nicht. Wer könne sich diesem Ansinnen dann entziehen? Es sei ihm "nicht angenehm", sagte Redelberger, aber er müsse für seine Gemeinde gerade stehen und "Nein" sagen.

Die Sache liegt also zunächst in der Schwebe. Im Februar wird sich entscheiden, ob der geplante Discount-Markt gebaut werden kann.

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HintergrundEin unabhängiger Gutachter hat zu dem in Göttelborn geplanten Lebensmittel-Discounter-Markt unter anderem ausgeführt: Göttelborn allein bringt eine Kaufkraft auf, die nur für 472 Quadratmeter Verkaufsfläche reicht. Ein Markt mit 800 Quadratmetern Verkaufsfläche, also beinahe doppelt so groß, muss die Kunden also auch von sonst wo herholen. Die Neuansiedlung ist auf den Einzugsbereich Kutzhof/Wahlschied und dessen Kaufkraft in hohem Maß, nämlich zu 40 Prozent, angewiesen. Und je mehr Einwohner Göttelborns nicht daheim einkaufen, sondern im benachbarten Merchweiler, desto mehr Anziehungskraft für Einwohner von Kutzhof und Wahlschied muss der neue Discount-Markt gewinnen. wp

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