Hauch von Orient in der Gemeindebücherei

Quierschied · Mehr als 100 Gäste waren in die Gemeindebücherei gekommen, um eine Lesung zu verfolgen. Denn der Autor ist ein über die Gemeindegrenzen hinweg bekannter Mann: Dr. Harald Klein, der als Schriftsteller aber bisher nicht in Erscheinung trat.

 In der Gemeindebücherei Quierschied (vorne von links): Mwoloud Daoud und Ari Tur. Foto: Thomas Seeber

In der Gemeindebücherei Quierschied (vorne von links): Mwoloud Daoud und Ari Tur. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Den Neu-Autoren konnte man bei der Veranstaltung von Volksschule und Gemeinde nicht direkt erkennen. Harald Klein hatte sich nämlich, gemäß seines Pseudonyms Ari Tur, passend angezogen: in orientalischem Gewand und mit Kopftuch, fast wie ein Beduine. Auch im Innern der Bücherei war die Dekoration stilecht wie in einem Beduinenzelt nachempfunden: Teppiche, Felle, Tonkrüge, Laternen füllten die Bühne. Auffällig auch die Besucher: bis auf wenige Ausnahmen eine andere Struktur als bei sonstigen Lesungen. Neben einem ZDF-Kamerateam hatte sich auch der ein oder andere Vertreter der saarländischen Autorenszene eingefunden.

Harald Klein, seit zwei Jahren im Ruhestand, klärte zunächst auf, was es mit seinem Pseudonym auf sich hat. Bei den Ausgrabungen in Syrien, der Autor war 17 Jahre lang für die Universität des Saarlandes über die Deutsche Forschungsgesellschaft mit Ausgrabungen beschäftigt, zeigte sich, dass die Beduinen ein Problem mit der Aussprache seines Vornamens hatten.

Also wurde aus Harald Ari. Und Tur? Das stehe für "Klein" auf Sumerisch, der Sprache des altorientalischen Kulturvolkes.

Es ist das erste Werk des Quierschieders. Eigentlich sollte die Veranstaltung eine Werkstattlesung werden. Schriftsteller Klein wollte nur Auszüge aus dem noch unfertigen Buch präsentieren - so war es geplant. "Ich habe nicht gedacht, dass es so schnell fertig wird", sagte Klein zu den Besuchern. Statt eines Buches wurden es sogar zwei Bände. Erst vor einer Woche wurden die ersten Druckexemplare fertig. Das Buch des ehemaligen SR-Mitarbeiters kommt nämlich erst noch in den Handel. Ein Schulfreund habe sich dankenswerterweise bereiterklärt, die Kosten vorzufinanzieren. Eigentlich sollte das Buch auch eine Autobiografie werden. So war jedenfalls der Plan, als Klein sich 2010 auf einer Studienreise durch Syrien und Libanon befand. Sechs Monate später brach dort der Krieg aus. "Syrien ist nicht der IS", stellte Klein unmissverständlich klar.

Möglicherweise haben die Machenschaften der Terror-Organisation auch dazu beigetragen, dass Ari Tur das Konzept zu einem Roman hin änderte. Der Zweiteiler "Der König der vier Weltgegenden" spielt (im zweiten Teil) im zwölften Jahrhundert vor Christus in Syrien. Der erste Band mit Namen "Der blaue Fuchs" spielt in unserer Zeit, erverbindet Erlebtes mit fiktionalen Elementen. Das Buch handelt von der Gegensätzlichkeit der Kulturen. Das wurde bei der Geschichte "Das sündige Klo" mehr als deutlich: In einem Hamam, einem Waschhaus, werden gerade vier Steh-Toiletten errichtet. Die Arbeiter laufen regelrecht Amok, weil die Toiletten nach Süden und somit gen Mekka ausgerichtet sind. Und zudem würde der nackte Hintern gezeigt. Die Geschichte sei authentisch, sagte Harald Klein.

Band 2, der im Herbst 2017 erscheinen wird, trägt den Titel "Die elamische Schlange". Er basiert mit seinen Geschichten unter anderem auf Tontafeln, die Klein im nordöstlichen Syrien zusammen mit Beduinen ausgegraben hat. "Das ist das Elixier für uns Archäologen, denn da steht was drauf", freut sich der frühere Archäologe noch immer. 200 Stücke habe er gefunden. Zwei von ihnen ließ Klein, im späteren Beruf auch Mitglied der Rundfunk-Intendanz, bei der Lesung rundgehen.

Die Syrerin Fatima Hamido zeichnete das Porträt auf der Titelseite. Die übrigen grafischen Gestaltungen stammen von Vladimir Hnatovskiy.

Damit man sich in die orientalische Atmosphäre hineinversetzen konnte, wurden landestypische Speisen und Getränke gereicht. Drei Familien waren dafür mit den Vorbereitungen beschäftigt. Mwoloud Daoud und zwei Musiker vom integrativen Theaterprojekt Schams steuerten die passende Musik bei.

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