Gespenstische Stille im stolzen Turm
Quierschied · Von außen ist er weithin sichtbar, der markante Hammerkopf-Förderturm im Fischbachtal. Doch wie sieht es in seinem Innern aus, in gut 40 Meter Höhe? Wir haben das verlassene Maschinenhaus besichtigt.
Quierschied-Camphausen. Er ist ein epochales Bauwerk und eine weithin sichtbare Landmarke. Seit mehr als 100 Jahren beherrscht dieses monumentale Wahrzeichen die lange Zeit vom Bergbau geprägte Gegend im Fischbachtal in der Gemeinde Quierschied. Die Rede ist vom Förderturm Camphausen IV der ehemaligen Grube Camp-hausen, der um 1910 als weltweit erste Turmförderanlage in Stahlbeton errichtet wurde.
Der älteste Förderturm
Der Hammerkopf-Förderturm, wie er wegen seiner markanten, trutzig wirkenden Form genannt wird, ist der älteste Förderturm in der Bundesrepublik - und er wurde vor kurzem von der Bundesingenieurkammer zum "Historischen Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst" ausgezeichnet (unsere Zeitung hat darüber berichtet). Damit steht er in einer Reihe mit Bauwerken wie dem Hamburger Alte Elbtunnel oder dem Stuttgarter Fernsehturm.
Die Grube Camphausen wurde 1990 stillgelegt, der Hammerkopf-Förderturm ist bislang nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Spannende Frage also: Wie sieht es im Maschinenhaus in 40 Meter Höhe aus? Eine sehr schmale, gewundene Eisentreppe mit 150 Stufen führt durch den dunklen Schachtturm steil nach oben. Hier drehten sich jahrzehntelang die Fördermaschinen, in den beiden Erkern saßen die Maschinisten.
Eng, staubig und nicht besonders hell ist es hier oben. Es herrscht eine gespenstische Stille, nur der Wind pfeift manchmal durch einige zerbrochene Fensterscheiben. In den kleinen Maschinistenkammern sieht es aus, als wären die Kameraden nach ihrer letzten Schicht mit der Gewissheit in den Feierabend gegangen, am nächsten Tag die Arbeit wieder aufzunehmen. Doch dann kam keiner mehr - und so liegen bis heute auf den Pulten aufgeschlagene Ordner und Pläne, Kontrollbücher, Kalender und Zeitungen sowie vereinzelte Werkzeuge.
Schlüssel im Kasten
An den Wänden sind Zettel mit Anweisungen, Übersichten, Telefonnummern angebracht, in einem Blechkasten hängen diverse Schlüssel.
Es ist ein verlassenen Ort mit einer ganz eigenen Atmosphäre. Unsere Fotos sollen einen kleinen Einblick in diesen stolzen Turm der Arbeit geben, der für das Ende einer großen Epoche steht, der spät zu nationalen Ehren kam - und in dem man ein Stück weit das Fühlen, Empfinden und Erinnern vieler Menschen im Saarland spüren kann. Glück auf!