Gelungene Integration an vier Herden

Quierschied · Vier deutsche und vier arabisch-stämmige Frauen kochen einmal pro Monat in der Lehrküche der Gemeinschaftsschule.

 Diese Frauen haben Spaß beim gemeinsamen Kochen (von links): Saana Slaiby, Karin Klein, Karin Dorscheid, Sieglinde Daniel, Astrid te Koppele, Wiam Yaghmour und Fadila Roumi. Foto: Gruppe

Diese Frauen haben Spaß beim gemeinsamen Kochen (von links): Saana Slaiby, Karin Klein, Karin Dorscheid, Sieglinde Daniel, Astrid te Koppele, Wiam Yaghmour und Fadila Roumi. Foto: Gruppe

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An diesem Nachmittag dringt aus der Lehrküche der Gemeinschaftsschule schallendes Gelächter. Sieglinde Daniel öffnet die Tür. "Ich habe gerade noch ein paar Blümchen gepflückt. Damit sieht unser gedeckter Tisch nachher noch schöner aus", sagt sie. Drinnen stehen sechs Frauen um einen Herd und fachsimpeln. "Heute gibt es Makluba mit Joghurtsauce und einem Granatapfel-Dip, Kubba mit Hackfleisch und Mandeln, Tabuleh und zum Nachtisch Grießkuchen mit Mascarpone und Pistazien", kündigt Astrid te Koppele an. Sie organisiert die monatlichen Kochtreffs mit derzeit vier deutschen und vier arabisch-stämmigen Frauen, die größtenteils aus Syrien kommen. Schon beim Duft in der Küche läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Ein Blick in Schüsseln und Töpfe tut ein Übriges. Dazwischen wuseln die Damen, plappern und lachen gemeinsam. "Saana ist nie zufrieden, wenn ich Gemüse schneide. Das muss alles noch viel kleiner sein. Wenn sie die Zutaten schneidet, ist das alles viel feiner", bewundert Karin Dorscheid die Fingerfertigkeit ihrer Kochfreundin Saana Slaiby. "Aber jeder hilft hier jedem, und alle lernen etwas dazu. Das gefällt mir besonders", ergänzt sie.

Die Idee zu diesem monatlichen Kochtreff stammt von Mwoloud Daoud, dem Integrationsbeauftragten der Gemeinde Quierschied. "Am letzten Weihnachtsmarkt haben einige syrische Frauen leckere Speisen aus ihrer Heimat angeboten. Durch die anschließenden Gespräche und vielen Fragen hat sich dann spontan der Kochtreff gegründet, und ich habe die Organisation übernommen", erzählt Astrid te Koppele. Sie stammt aus Holland und kam vor 22 Jahren nach Quierschied. "Der Liebe wegen", sagt sie und lacht. "Ich weiß genau, wie man sich fühlt, wenn man fremd in einem Land ist und die Sprache nicht versteht", sagt sie weiter. Zwischenzeitlich spricht sie jedoch akzentfreies, astreines Saarländisch.

"Bei mir hat die Integration wunderbar funktioniert. Jetzt gebe ich das gerne weiter", führt sie weiter aus. Die Integration und der Dialog auf Deutsch sind ihr wichtig. Das, was in den Sprachkursen gelernt wird, kann hier angewandt werden. "Das Wichtigste aber ist der Spaß in der Gruppe", betont Astrid te Koppele. Anfangs fanden die Treffs bei ihr in der heimischen Küche statt. Seit April haben sie die Genehmigung des Regionalverbandes, die Lehrküche der Schule nutzen zu können. Hier gibt es viel mehr Platz an insgesamt vier Herden. Die Einkäufe bezahlt sie bisher aus eigener Tasche. "Aber ich habe bereits Zuschüsse beantragt, und sie wurden auch kürzlich genehmigt von einer Förderinitiative für Flüchtlingsprojekte des Bundesministeriums für Ernährung. Dann muss ich das alles nicht mehr selbst bezahlen", freut sie sich. Gekocht werden aber nicht nur orientalische Gerichte. In der Vorwoche davor gab es Käsekuchen und türkischen Kaffee. Heute aber wollen die Damen ausprobieren, was sie im September beim Gourmetmarkt in Quierschied den Besuchern anbieten wollen. Gegen 18 Uhr sind die Gerichte vorbereitet und der Tisch gedeckt. Alles wird sehr appetitlich angerichtet und dekoriert, dann wird gemeinsam gegessen. Alle loben, wie köstlich es schmeckt. Nur Wiam Yaghmour verzichtet heute. Sie nimmt sich von dem Gekochten etwas mit nach Hause. "Ich faste derzeit tagsüber und halte als Muslimin den Ramadan-Monat ein. Aber das ist kein Problem. Ich mache trotzdem gerne mit und esse dann heute Abend zuhause", erklärt sie. Obwohl sie erst seit zehn Monaten in Deutschland ist und seit drei Monaten einen Sprachkurs besucht, spricht sie schon sehr gut Deutsch. "Dieser Kochtreff hilft mir sehr dabei", ergänzt sie.

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