„Es geht mir manchmal nicht schnell genug“

Quierschied · In einer ersten Bilanz nach seinem Amtsantritt gesteht Lutz Maurer (50) seine Ungeduld, was die Einbindung von Gremien in Entscheidungsabläufe anbelangt. Das empfindet er aber nicht als negativ, nur als neu.

Als Lutz Maurer am Dienstag ins Büro kam, begann für ihn der 100. Arbeitstag als Bürgermeister der Gemeinde Quierschied . "Ich komme immer noch mit dem gleichen Elan hierher wie am ersten Tag", scherzte der Verwaltungschef. "Das mag vielleicht auch daran liegen, dass ich jetzt nur einen Kilometer zur Arbeit habe, wo ich früher morgens 25 Kilometer fahren musste." Den klassischen "Welpenschutz" der ersten 100 Tage hatte Maurer bei seinem Amtsantritt nicht. Er war sozusagen vom ersten Tag an als Entscheider, Macher aber auch als Vermittler gefragt. "Es waren gleich vier große Themen, denen ich mich sofort widmen musste", sagte der erste parteilose Bürgermeister der Gemeinde Quierschied rückblickend: "Die Auswirkungen der Massenflucht, der Bau des neuen Veranstaltungssaales, das Gesundheitszentrum Medicus und natürlich die Musikschule Sulzbach-/Fischbachtal."

Seine Bemühungen, den Neuankömmlingen vernünftigen, aber auch bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen, blieben dabei von der Öffentlichkeit kaum bemerkt. Auch dass die beiden anderen Projekte nun quasi auf die Zielgerade gebracht wurden, sorgte für wenige Schlagzeilen, während der Kampf um die finanzierbare Zukunft der Musikschule heftig diskutiert wurde. "Ich habe es als durchaus hilfreich empfunden, dass es bei meinem Amtsantritt gleich in die Vollen ging", sagte Maurer, "so konnten die Menschen sehen, dass der neue Bürgermeister konstruktiv an Themen mitarbeiten kann." Wie angekündigt, suchte und sucht der neue Chef im Rathaus das Vier-Augen-Gespräch mit allen Mitarbeitern. "Gerade bei einem so überschaubar großen Verwaltungsapparat ist der persönliche Kontakt sehr wichtig. Ich wurde offen empfangen und wirklich von allen unterstützt. Das macht es natürlich einfacher", so Maurer, "umgekehrt erwarte ich von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch eigenverantwortliches Arbeiten. Das ist eine Herangehensweise, die ich aus meinem bisherigen Berufsleben mitbringe. Meine Bürotür steht immer offen." In der freien Wirtschaft betreute Maurer internationale Projekte mit Volumina im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. "Der größte Unterschied ist aber die Geschwindigkeit der Entscheidungen. Es geht mir manchmal nicht schnell genug. Man muss sich an festgelegte Abläufe halten, Gremien einbinden. Das ist nicht negativ, nur anders."

Ein Bürgermeisterkollege habe ihm mit auf den Weg gegeben, dass sich Vorgänge erst nach 18 Monaten zum ersten Mal wiederholten. Maurer hat sich für die kommenden Monate eigene Schwerpunkte gesetzt: "Ich bin ein Fan von Planungs- und Kostensicherheit. Das soll sich künftig im Haushalt der Gemeinde widerspiegeln. Es gilt, jede Haushaltsstelle noch genauer zu planen, denn über allem steht nach wie vor, dass der Haushalt auskömmlich sein muss." Dazu passt das genaue Controlling der Baufortschritte am neuen Quierschieder Kultursaal. Jede Woche gibt es Baubesprechungen, um Probleme früh zu erkennen und auch Detailfragen möglichst optimal abzuarbeiten.

Bei der Verbesserung der interkommunalen Zusammenarbeit mit den Nachbarstädten Sulzbach und Friedrichsthal hat Quierschied mit der Beauftragung eines Beratungsdienstleisters bereits eine federführende Rolle eingenommen.

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