Erholung auf der Bergehalde

Quierschied · Gewaltige Veränderungen erlebte die ehemalige Bergehalde Göttelborn in den vergangenen zweieinhalb Jahren. Aus dem 35 Hektar großen Gelände mit seinem großen Geröllhügel ist ein Naherholungsgebiet entstanden.

 Die Flanken der Halde wurden absichtlich nicht begrünt. Ein „Bekenntnis zur Geschichte“ nennt dies Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger. Foto: Becker & Bredel

Die Flanken der Halde wurden absichtlich nicht begrünt. Ein „Bekenntnis zur Geschichte“ nennt dies Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Die Zahlen sind beeindruckend: 500 000 Kubikmeter Erdmasse wurden bewegt, Böschungen über 30 Meter weit versetzt. Vier große und zehn kleine Regenrückhaltebecken sind entstanden, Renaturierungsmaßnahmen am Fischbach, Lasbach und Kohlbachweiher sorgen für zusätzlichen Hochwasserschutz für die Menschen im Fischbachtal. Investiert wurden dafür ganze 6,2 Millionen Euro.

Gestern wurde die Halde Göttelborn nach über zweieinhalb Jahren Umgestaltung der Öffentlichkeit übergeben. "Es ist eine Großchance und ein Alleinstellungsmerkmal für unsere Gemeinde", sagte Quierschieds Bürgermeisterin Karin Lawall (SPD ) zum größten Bauprojekt in der Geschichte des Ortes, "hier ist ein Paradies entstanden."

Schon auf den ersten Blick erkennt man, es ist ein besonderes Naherholungsgebiet geworden. Der behindertengerechte Rundwanderweg mit maximal 4,5 Prozent Steigung lädt zum Erkunden des 35 Hektar großen Areals förmlich ein. Am Kohlbachweiher flirren Libellen in der Spätsommersonne. Im dichten Schilfgürtel sollen im Frühjahr Wasservögel ideale Bedingungen zur Aufzucht ihrer Brut finden. Auf den zweiten Blick findet man schon einige Bewohner, die das ehemalige Grubengelände zu ihrer neuen Heimat gemacht haben. Beispielsweise die blauflügelige Ödlandschrecke, die Wechselkröte und der Kammmolch, die Geburtshelferkröte und die Wasserfledermaus. Letztere begegnete gestern Mittag den Teilnehmern des ersten Rundgangs allerdings nicht.

Die Halde Göttelborn soll Naturfreunde und Erholungssuchende anziehen, eine "spaßtouristische" Nutzung wie mit der Alm in Reden ist nicht geplant. "Dieses Projekt soll als Ansporn für zukünftige Maßnahmen dienen", sagte Uwe Penth, der Regionalbeauftragte Saar der RAG Aktiengesellschaft , "das Erbe des Bergbaus bewahren, aber auch Neues wagen, wird künftig unsere Aufgabe bleiben."

Die Arbeiten gestalteten sich anspruchsvoll. So wurde der Untergrund mit vibrierenden Walzen verfestigt, sodass kein Sauerstoff in den Haldenkörper eindringen kann. Dies ist notwendig, damit sich die vorhandenen Reste von Steinkohle nicht entzünden und zu Haldenbränden führen. Dass die Flanken der Halde nicht begrünt wurden, stellt einen Paradigmenwechsel da. "Es ist ein Bekenntnis zur Geschichte. Der Bergbau hat das Land und seine Menschen geprägt. Das müssen wir nicht verstecken", sagte Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD ).

Die Flächen sind nun aus der Bergaufsicht entlassen und Bestandteil der "Landschaft der Industriekultur Nord". Der kommunale Verbund bemüht sich um Aufwertung der Region nach dem Ende des Bergbaus. Die Sanierung in Göttelborn ist die bislang größte Baumaßnahme an einer Bergehalde und einem Absinkweiher im Saarland.

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