Eine offene "Vernunftehe"

Sulzbach/Friedrichsthal/Quierschied. "Es ist eine strategische Partnerschaft, aus der jede Seite Vorteile ziehen kann", sagt Detlef Reinhard, gerade als Geschäftsführer des Zweckverbandes Landschaft der Industriekultur Nord gewählt, zur Kooperation mit der RAG Montan Immobilien. "Es ist eine Vernunftehe, aus der vielleicht auch noch eine Liebesehe werden kann"

Sulzbach/Friedrichsthal/Quierschied. "Es ist eine strategische Partnerschaft, aus der jede Seite Vorteile ziehen kann", sagt Detlef Reinhard, gerade als Geschäftsführer des Zweckverbandes Landschaft der Industriekultur Nord gewählt, zur Kooperation mit der RAG Montan Immobilien. "Es ist eine Vernunftehe, aus der vielleicht auch noch eine Liebesehe werden kann". So wählt Rudolf Krumm (Foto: SZ) vom Büro Saar der RAG Montan Immobilien in Sulzbach das Bild zur Zusammenarbeit beim jetzt millionenschwer prämierten Naturschutzgroßprojekt LIK Nord. Hier sind die Kommunen Friedrichsthal, Illingen, Merchweiler, Neunkirchen, Quierschied und Schiffweiler beteiligt. Die RAG Montan Immobilien betreut auch ehemalige Bergbaustandorte im Projektgebiet LIK Nord (siehe "Auf einen Blick"). "Halde Geisheck und Schlammweiher mit ihrer Altlastenproblematik sind sicher die größte Herausforderung", sagt Krumm im Gespräch mit der SZ. Das Binsenthal weise zum einen hochwertige Flächen (FFH-Status) aus, andererseits kontaminierte Flächen, "wo massiv eingegriffen werden muss". Ein Konflikt zwischen erhaltenswerten Biotopen und der Gesundheit des Menschen.Gehen wir zurück ins Jahr 2006. Da fiel im Sitz der RAG Montan Immobilien in Sulzbach die Grundsatzentscheidung, keine Einzeldiskussion über Standorte zu führen, sondern eine Raumdiskussion. Krumm: "Ziel war, eine Vision für den gesamten Raum zu entwickeln und aus dieser Raumvision Maßnahmen für einzelne Standorte abzuleiten." Und zwar in Kooperation, anknüpfend an Erfahrungen aus dem Saarkohlewald und dem Warndt: Beteiligung der Kommunen durch das Umweltministerium, Planungsauftrag an die Gruppe agl in Saarbrücken. Just zu diesem Zeitpunkt suchten kreative Köpfe im Umweltministerium nach Fördertöpfen für Naturschutz, ländliche Entwicklung, Strukturwandel. "Und dann stießen wir auf diesen neuen Wettbewerb", erinnert sich Gerd-Rainer Damm vom Umweltministerium an die Ausschreibung für den bundesweiten Wettbewerb Idee.Natur, der erstmalig die Kategorie urbane/industrielle Landschaften auswies. Damm betont: "Das war unsere Chance.""Für Raumplaner ein ganz spannender Job", sagt Andrea Hartz von der Planungsgruppe agl: Perspektiv-Wechsel, Abkehr von bisher Gültigem, Suche nach neuen Wegen. Bisher habe es Naturschutz in der Landschaft, Wirtschaftsförderung im verdichteten Raum gegeben: "Jetzt wird alles neu zusammengebracht." "Auch um wirtschaftlichen Mehrwert zu erzielen", so Damm.Reinhard, Krumm, Hartz und Damm gehören heute zur Saardelegation, die in einer Feierstunde in der Bad Godesberger Redoute den Förderbescheid für LIK Nord entgegen nimmt. "Beginn des Alltags nach all den Siegesfeiern", schmunzelt Detlef Reinhard. Rudolf Krumm pragmatisch: "Wichtig ist ein ehrliches Miteinander, das auch die Grenzen der Spielräume offen ausspricht."

Auf einen BlickNeun ehemalige Bergbau-Standorte auf 264 Hektar hat die RAG Montan Immobilien im Projektgebiet LIK Nord von Altlasten zu befreien und neuen Nutzungsmöglichkeiten zuzuführen: Absinkweiher Hahnwies des ehemaligen Bergwerks Göttelborn (28,75 Hektar), Tagesanlage Itzenplitz (3,34), Tagesanlage Erkershöhe (1,57), Bergwerk und Haldenlandschaft Reden (125), Tagesanlage Sinnerthal (0,9), Halde Geisheck und Schlammweiher (64,65), Tagesanlage Dechen (2,36), Halde König (21) sowie Halde Hermine (16,17). cleHintergrundRaumvision LIK Nord: In einer Steuerungsgruppe treffen sich alle zwei Monate Vertreter von RAG, IKS, Umweltministerium, Bergbaubehörden, Bürgermeistern, dazu Fachexperten. Doch es gehe nicht um "zentralgesteuert", heißt es: Die Verantwortung soll zu den Akteuren in die Region zurück. cle

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