Die drei Zwillinge Ein Wechselbad der Gefühle und viele Verwirrungen

Quierschied · Die „Wohltätigkeitsbühne 1920 Quierschied“ bringt an zwei Abenden den Schwank „Die drei Zwillinge“ auf die Bühne.

 Die Wohltätigkeitsbühne 1920 Quierschied präsentierte in der Q.lisse  den Schwank „Die drei Zwillinge“.

Die Wohltätigkeitsbühne 1920 Quierschied präsentierte in der Q.lisse den Schwank „Die drei Zwillinge“.

Foto: Iris Maria Maurer

Emsiges Treiben herrschte am vergangenen Wochenende hinter den Kulissen der Q.Lisse, dem Haus der Kultur und der neuen Heimat der „Wohltätigkeitsbühne 1920 Quierschied“. Während das Publikum im ausverkauften Saal belustigt den im Programm abgedruckten kleinen Sprachführer „Deutsch-Kölsch“ studiert, werden hinter der Bühne letzte Vorbereitungen für den Theaterabend getroffen.

„Seit April haben die Mitglieder des Ensembles intensiv geprobt“, erzählt Stefan Graß, der gerade mit Schminke und Perücke in Graf Krafft von Falkenstein verwandelt wird. Aufgeführt wird an zwei Abenden das Stück „Die drei Zwillinge“, ein Schwank in drei Akten von Toni Impekoven und Carl Mathern.

„Das Stück spielt in den 20er Jahren und stammt tatsächlich auch aus dieser Zeit. Wir haben es ausgewählt, weil es nicht so bekannt ist,  und wir unserem Publikum etwas präsentieren wollten, was es vielleicht nicht schon einmal irgendwo gesehen hat“, so Graß. Es wird nur zwei Aufführungen geben. „Öfter geht es leider nicht. Unsere Mitglieder sind alle berufstätig, einige im Schichtdienst“, sagt Graß. So ist es kein Wunder, dass die Karten für die beiden Aufführungen bereits binnen drei Stunden restlos ausverkauft waren. „280 verkaufte Karten pro Abend, das haben wir so noch nie erlebt,“ freut sich „der Graf“.

Endlich öffnet sich der Vorhang,  und das Publikum findet sich dank des großartigen Bühnenbilds auf dem Adelssitz der Grafen von Falkenstein wieder. Graf Oktavio (überzeugend: Jochen Weber) hat als Familienoberhaupt das Sagen und mit ihm das jahrhundertealte Familiengesetz, das die genaue Erbfolge regelt und bestimmt, wer wen zu heiraten hat, ob es den beiden nun passt oder nicht. Dessen Schwester Leontine (köstlich: Monika May) ist daher zu einer schrulligen Jungfer gealtert, denn sie hatte sich seinerzeit geweigert, den ihr vorgesehenen Bräutigam zu ehelichen. Nun sind Oktavios Zwillingssöhne Eberhard (großartig: Stephan Groß) und Krafft (herausragend: Stefan Graß) im ehefähigen Alter und sollen vermählt werden, natürlich nicht mit ihren heimlichen Herzdamen, was zu Protest und Wehklagen führt. Dass sich die Zwillinge nicht ähnlich sehen, hatte in all den Jahren niemanden gewundert, bis plötzlich der Weinhändler Jakob Johannes Knäblein aus Bonn auf dem Adelssitz erscheint. Sein rheinischer Dialekt ist nicht alles, was die Familie in maßloses Erstaunen versetzt. Es ist die Tatsache, dass er Krafft wie aus dem Gesicht geschnitten ähnelt (Stefan Graß in einer urkomischen Doppelrolle). Zum Entsetzen der Familie wird klar: Er und Erbgraf Eberhard müssen nach ihrer Geburt in der Klinik vertauscht worden sein. Zunächst will man diesen Umstand vertuschen, um einen Skandal zu vermeiden. Doch das gelingt nicht lange,  und ein Wechselbad der Gefühle und allerlei Verwirrungen auf der Bühne bringen das Publikum im Saal zum Schreien vor Lachen. Zum Glück bekommt es in den Pausen Gelegenheit zum Luft holen und Durchatmen, denn im Laufe der drei Stunden wird es immer turbulenter und komischer bei den Versuchen, aus Knäblein durch Unterricht im Reiten, Fechten und Benehmen einen Grafen zu machen. Und da sind ja auch noch dessen Frau Emmy (Petra Groß) und der Schwiegervater (Rosario Scivoli), die sich ebenfalls schon auf ihren Adelstitel freuen.

Ein tolles Debüt präsentierten die beiden Bühnenneulinge Nicolas Hell als Diener Reinecke und Chiara Groß als Dienstmädchen. Sie überzeugten ebenso  wie die erfahrenen Darsteller Udo Lehmann (Graf von Gosslau), Daniela Clarke (Komtess Eva) und Simone Günther (Helene). „Uns laufen die Tränen vor Lachen“, schwärmten Stefanie Jochum-Wolk, Margit Schneider und Inge Horf aus Quierschied. „Man vergisst völlig, dass man es hier mit Laien zu tun hat. Sie ziehen das Publikum mit in das Stück hinein,  und man kommt aus dem Lachen nicht mehr heraus. Das ist eine echte Gabe.“ Die Begeisterung des Publikums spiegelte sich im nicht enden wollenden Applaus. Wie es bei der Wohltätigkeitsbühne Tradition ist, werden die Erlöse der Theaterabende anteilig guten Zwecken gespendet. In diesem Jahr erhalten jeweils 500 Euro die Initiativen „Hilfe durch Sport Quierschied e.V.“ und die Kinderkrebshilfe in Brebach.

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