picobello-Aktion Ein ganzer Ort beim großen Reinemachen

Fischbach · Unter Leitung von Ortsvorsteher Norbert Schmidt säuberten am Samstag rund 50 Freiwillige Grünflächen und Gewässer in Fischbach.

 Stolz präsentieren die Teilnehmer ihren gesamelten Müll auf dem Marktplatz in Fischbach.

Stolz präsentieren die Teilnehmer ihren gesamelten Müll auf dem Marktplatz in Fischbach.

Foto: Thomas Seeber

„Oh, Grillzangen.“ Die Helfer grinsen um die Wette, als die schlichten Holzgeräte ausgeteilt werden. Fast schwingt etwas Euphorie mit. Die Norbert Schmidt sofort im Keim erstickt: „Es wird nicht gegrillt, es wird gesammelt“, stellt der Ortsvorsteher sachlich fest. Es ist Samstagmorgen 9 Uhr, allenthalben tote Hose. Außer auf dem Parkplatz vor der Fischbachhalle. Dort haben sich bereits gut 20 kleine und große Bürger versammelt, um anderen, garantiert nicht anwesenden, Bürgern ihren Dreck hinterherzuräumen. So könnte man das sehen. Doch Schmidt ist da gänzlich anderer Meinung: „Für mich ist Saarland picobello keine Reinemach-Aktion.“ Vielmehr gehe es darum, „daran zu erinnern und zu verdeutlichen“, dass Müll nichts in der Landschaft zu suchen hat.

Angemeldet sind 46 Personen, „mehr als sonst“ – unter anderem vom Jugendclub, den Messdienern, dem Angelsportverein, dem Saargold-Theaterverein, aber auch etliche Privatleute. Wie Wolfgang Loytved mit seinen Kindern Klara (7) und Justus (4). „Ich bin für eine saubere Umwelt“, betont der Orthopäde und Unfallchirurg, der einen Teil seines freien Wochenendes gern dieser „sinnvollen Beschäftigung“ opfert. Loytved ist gewissermaßen Ersthelfer, das hier ist sein erster picobello-Einsatz. Warum er sich das antut? „Ich bin froh, wenn der Ort Müll frei ist.“ Und er wolle ein Beispiel geben.

Schon zum zweiten Mal sind die Gymnasiasten Johann (13) und Fabian (12) dabei. Klar, eklig sei es schon, bestätigt Johann. Aber auch „ein gutes Gefühl, der Umwelt geholfen zu haben“. Und „vielleicht macht es außerdem Spaß“, hofft sein Freund. Als Spaßbremse erweisen sich immer wieder die viel zu großen Handschuhe, ärgert sich der Ortsvorsteher. Die Unterstützung vom EVS sei generell „nicht mehr das, was wir uns vorstellen“. Das Material hier ist vom Kaufland gesponsert. Früher habe es extra Kinderhandschuhe gegeben, jetzt nur die kleinste Erwachsenengröße mit dem Resultat, dass die Mädchen und Jungen mehr damit beschäftigt seien, die Handschuhe festzuhalten. Egal, der Begeisterung tue das keinen Abbruch. Das hat Schmidt diese Woche wieder bei den Grundschülern und den Kindergartenkindern erlebt.

Ob sich im Bewusstsein der Leute etwas ändert, bleibt dahin gestellt. Eine Abnahme des Müllaufkommens könne man kaum feststellen. Allenfalls verlagern sich die Brennpunkte – etwa vom Umfeld der KiTa Pusteblume hin zum Wald, wo sich die Jugendliche jetzt lieber treffen. Mit dem schönen Nebeneffekt, dass Schmidt diesmal keine Spritzen einsammeln musste, bevor die Steppkes am Donnerstag aktiv geworden sind. Allerdings wehrt sich der Ortsvorsteher auch dagegen „ so zu tun, als ob es furchtbar schlimm geworden wäre“. Was Quatsch sei, früher wurden auch schon Kühlschränke im Grünen „entsorgt“.

„Ich habe eine halbe Zigarette und einen Kaugummi gefunden“, gibt Klara unten am Fischbach fröhlich kund, „und ein weiß-der-Geier-Bonbon“. „Moritz, hier liegt überall Hundepu“, instruiert eine besorgte Mutter ihren Nachwuchs. Jemand evakuiert eine Farbdose aus dem Gebüsch. Flaschen, Feuerzeuge, Verpackungsmüll wandern in die blauen Säcke – das Übliche halt. Natürlich regnet es, aber die Frühlingsluft ist mild. Saargold ist mit sieben Leuten vertreten. Nachdem der Verein einige Jahre pausiert hatte, engagiert man sich jetzt wieder. „Wir sind alles Fischbacher, das ist uns schon wichtig“, ruft es von der Böschung. Jemand schlägt vor, die Erlebnisse des Einsatzes in einer Büttenrede aufzuarbeiten. Was allgemeine Zustimmung erntet. Alle sind gut drauf, auch Alexandra Kraus. Die Gardetrainerin und Kassenwartin wundert sich nur, an welch seltsamen Stellen man Müll findet. Ihr persönliches Umfeld findet es „top“, dass Alexandra Müll sammeln geht. Und sie selbst? Die Physiotherapeutin strahlt: „Ich weiß, dass ich heute eine gute Tat getan habe.“

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