Ehrentag für ein Industrie-Symbol

Camphausen · Am Freitag wurde der Förderturm Camphausen IV als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland ausgezeichnet; an dem Bauwerk wurde zudem eine Ehrentafel enthüllt.

Trotz seines vollen Terminkalenders war für Heiko Maas der Besuch der Festveranstaltung Ehrensache. "Früher war ich sehr oft hier gewesen", erinnert sich der heutige Bundesjustizminister . "Für mich ist Camphausen ein Symbol für unser Land und wo wir herkommen. Das ist ganz wichtig, denn nur wenn wir wissen, wo wir herkommen, wissen wir auch, wo wir hinwollen."

Neben Maas waren auch Saar-Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger , Quierschieds Bürgermeister Lutz Maurer, seine Amtsvorgängerin Karin Lawall und weitere 100 geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und Industrie zum Hammerkopf-Förderturm über dem alten Schacht Camphausen IV gekommen. Hier erklärten sie mit der feierlichen Enthüllung einer Tafel den 40 Meter hohen Förderturm als erstes Bauwerk des Saarlands zum "Historischen Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst."

"Der Präsident der Ingenieurkammer des Saarlandes Frank Rogmann ist schon vor Jahren mit diesem Projekt zu mir gekommen", erinnert sich Maas. "Ich finde das einfach schön, wenn man sieht - auch wenn es mehrere Jahre dauert -, dass es funktioniert. Das ist ein Teil der Industriegeschichte unseres Landes, und ich finde es gut, dass auch die Ingenieurkammer sich darum kümmert. Es ist ein weiteres monumentales Bauwerk, welches wir einfügen werden in die Route der Industriekultur."

Mit dieser Ausweisung als Historisches Wahrzeichen steht der Förderturm nun in einer Reihe mit solch bedeutenden historischen Bauwerken wie dem Alten Elbtunnel in Hamburg, dem Stuttgarter Fernsehturm oder dem früheren Flughafen Tempelhof in Berlin.

"Es wird hier sicherlich in einer gewissen Form spannender und attraktiver, vor allem weil man versuchen kann, die Entwicklung vom Bergbau als integralen Bestandteil in der Gemeinde dauerhaft darzustellen, weil man das auch mit modernen Mitteln transferieren kann", überlegt Maurer. "Ich selbst habe während meines Studiums die Möglichkeit gehabt, zweimal speziell in dieses Bergwerk einzufahren und den Arbeitstag der Bergleute ein bisschen näher kennen zu lernen. Diese zwei Schichten zu erleben, war ein besonderes Ereignis. Auch wenn es mir unter Tage etwas mulmig war", gesteht der Verwaltungschef.

Zwischen 1910 und 1912 errichtet, überzeugt die Konstruktion des Förderturms durch den seinerzeit innovativen Werkstoff Eisenbeton. Seine Form - diese ist einem Hammerkopf nachempfunden - erlaubte die Aufnahme von gleich zwei Fördermaschinen.

"Es gibt wunderbare Ideen, wie man diesen Standort aufwerten kann - auch als Eventstandort. Das ist natürlich einmalig für die Gemeinde", freut sich Karin Lawall . Neben dem Engagement verbinden die ehemalige Bürgermeisterin auch viele private Eindrücke mit diesem geschichtlichen Ort. "Mein Großvater war selbst Bergmann, und auch ich habe hier schon eine Grubeneinfahrt gemacht. Das ist ein symbolträchtiges Wahrzeichen des Bergbaues, welches wir jetzt bewahren und aufpeppen müssen". Dazu rief die Ingenieurkammer im August 2015 den "Ideenwettbewerb Camphausen IV" aus und stellte an Freitag die besten Vorschläge vor. Den Kreativen stehen insgesamt 100 000 Euro für die Umsetzung ihrer Ideen zur Verfügung.

"Die heutige Veranstaltung hat eindeutig ein klares Zeichen gesetzt", überlegt Lawall weiter. "Sowohl das Land als auch das Unternehmen und alle Verantwortlichen in diesem Land stehen jetzt vor dem Signal: Hier muss was passieren! Wir haben einen Premiumstandort, ein Stück Vergangenheit, welches bundesweit beachtet wird und Aufmerksamkeit findet. Wenn wir jetzt nicht in die Gänge kommen, dann muss ich sagen: armes Saarland."

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