Die Finger sind noch dran

Quierschied · Im Publikum bei „Comedy im Frühling“ in Quierschied gab es sicher Leute im Publikum, die waren schon überrascht, da hatte Kalibo mit dem Zaubern noch gar nicht angefangen. Der Magier war kurzfristig in die Bresche gesprungen – für Christof Scheid, der kurzerhand absagen musste.

 Steffen Lemke (rechts) und Nils Hellmuth tobten sich als Hortkind in der Quierschieder Jahnturnhalle aus. Foto: Kerstin Krämer

Steffen Lemke (rechts) und Nils Hellmuth tobten sich als Hortkind in der Quierschieder Jahnturnhalle aus. Foto: Kerstin Krämer

Foto: Kerstin Krämer

Kurzfristiges Umdisponieren bei "Comedy im Frühling ": Statt Christof Scheid stand am Mittwochabend überraschenderweise Kai Oliver Borchers alias "Kalibo" auf der Bühne der Quierschieder Jahnturnhalle. Scheid, der das regionale Vorprogramm mit Hasborner Mundart-Entertainment in unverkennbarem Schaumberger Dialekt hätte bestreiten sollen, musste plötzlich ins Krankenhaus. Zauberer Kalibo sprang spontan für ihn ein. Der Saarbrücker Magier buhlte mit losem Mundwerk und Konfetti um die Gunst des Publikums und zauberte sich mit launiger Stimmungsmache flugs in die Herzen der Zuschauer. Unterstützt von Assistentin Veronika, die er aus den Reihen pflückte, zelebrierte er einen lebensgefährlichen Kartentrick mit einer Bärenfalle - gute Nachricht: Alle Finger sind noch dran.

Fürs Hauptprogramm der viertägigen Frühjahrs-Ausgabe des Knallbunten Abends, der in Kooperation mit dem Kulturforum des Regionalverbands diesmal durch die Gemeinden Riegelsberg, Quierschied , Friedrichsthal und Großrosseln tingelt, hat der künstlerische Leiter Charlie Bick das Duo "Hortkind" verpflichtet. Dahinter stecken Nils Hellmuth und Steffen Lemke, auch bekannt als "Ed & Lefou". Unter diesem Namen haben sie als Pantomimen der etwas anderen Art die Kunst der visuellen Comedy revolutioniert und unter anderem bei der St. Ingberter Pfanne 2005 den Jury- und Publikumspreis gleichzeitig abgeräumt. Doch nach mehr als 15 Jahren wortloser Kunst hatten die beiden Absolventen der Berliner Schule für Pantomime, Clownerie und Animation "die Schnauze voll vom Fresse halten": Unter dem neuen Nenner "Hortkind" machen sie nun Körperkomik und zelebrieren in ihrem Programm "Nackt und unplugged" eine ziemlich bewegte Variante der klassischen Stand-Up-Comedy. Hortkind steht für "Höchst originelle, richtig tolle körperlich-intellektuelle neue Darstellung" und fußt auf dem Prinzip des Aufeinanderprallens gegensätzlicher Charaktere: Nils gibt den rustikal strukturierten Hedonisten, Steffen den überheblichen Intellektuellen. Weitere Zutaten sind total bekloppte Einfälle, entgleisende Gesichtszüge, und eine Körperbeherrschung, die außer rasanten Rap-Tänzchen auch Catch-Duelle in Zeitlupe möglich macht. So visualisieren die beiden nicht nur Kinofilme, sondern exerzieren auch Casting-Shows im Jobcenter, Begrüßungsrituale, Benimmregeln oder Operationen durch. Dass sie sich dabei mitunter albern vom guten Geschmack verabschieden, gehört zum selbstironischen Konzept, gemäß der Devise: "Ein bisschen Stuss muss sein!"

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