Der saarländische Weltmusiker

Saarbrücken/Quierschied · Er schreibt Lieder, unterstützt andere Bands und nimmt sich selbst nicht immer ernst: Manuel Sattler ist ein Mann der Tat. Und er kümmert sich um seine Mitmenschen – wenngleich die ihn nur schwer erreichen.

 Manuel Sattler in seiner Stammkneipe. Im Saarbrücker „Nilles“ singt und bedient er regelmäßig. Foto: Dietze

Manuel Sattler in seiner Stammkneipe. Im Saarbrücker „Nilles“ singt und bedient er regelmäßig. Foto: Dietze

Foto: Dietze

Das muss man ihm lassen: Die Gefahr, bei einem Gespräch mit Manuel Sattler von einem Anruf gestört zu werden, besteht nicht. Der saarländische Liedermacher besitzt nämlich kein Handy. Dabei hat der Künstler einen eigenen Youtube-Kanal, eine Internetseite und einen Facebook-Auftritt. Er ist also durchaus kommunikativ. Passt irgendwie nicht, oder? "Ich mag es eben, unerreichbar zu sein", sagt Sattler lachend: "Aber eine Festnetznummer habe ich."

Der gebürtige Qierschieder wohnt seit fast zehn Jahren im Nauwieser Viertel und ist dank seines Engagements in der saarländischen Musikszene bekannt wie ein bunter Hund - und er ist nicht nur wegen seiner Handy-Abstinenz ein Mann der Gegensätze. So singt er seine Lieder alle auf "platt", sieht sich aber nicht als Lokalpatriot. "Das Lied ist der Mensch. Dass ich auf Saarländisch singe, hat sich einfach so ergeben", meint er. Der 37-Jährige ist dennoch ein waschechter Saarländer - und sagt gleichwohl: "Wenn ich einmal auswandere, dann in die Pfalz." Trotz seines oft schelmischen Tons klingt es glaubhaft.

Humor spielt eine wichtige Rolle in Sattlers Leben. Seine Musik bringt die Menschen zum Lachen. "Manuel Sattler und Band" besingen nicht nur Klassiker wie Liebe, sondern üben auch Kritik am Kapitalismus. "Ich finde es wichtig, die Leute einerseits zum Schmunzeln, andererseits zum Nachdenken zu bringen", erklärt der Sänger. Wieder so ein Gegensatz. Er hat bereits 69 Lieder geschrieben, drei Alben herausgebracht. Der Stil ist schwer zu beschreiben. "Ich habe mal recherchiert, wie man es nennt. Man könnte es der neuen Volksmusik zuordnen", sagt Sattler, und ergänzt grinsend: "Oder man nennt es einfach saarländische Weltmusik."

Den Anstoß zu seiner Musikkarriere gab ein dreimonatiges Intermezzo in einem Wohnwagen. 2005 renovierte Sattler seine neue Bleibe in Saarbrücken. In der Übergangszeit nistete sich der Sozialpädagoge im Caravan eines Freundes in Göttelborn ein. "Keine Nachbarn, eine Menge Zeit - da sind viele Lieder entstanden", erinnert er sich. 2006 trat er das erste Mal alleine auf. Mittlerweile hat er noch neun Mitstreiter gefunden. Sie spielen in Kneipen, auf Festivals und Hochzeiten. Etwa 20 Konzerte gibt die Gruppe jährlich im Saarland und in Rheinland-Pfalz.

Nur musizieren reichte Sattler aber bald nicht mehr. 2010 rief er zusammen mit Olaf Franzl, "einem begeisterten Filmemacher", das private Kulturmagazin "Wohnwahn TV" ins Leben. Schauplatz war Sattlers kurzzeitiges zuhause, der Wohnwagen in Göttelborn. Hier lud er mit seinem Team saarländische Bands ein, plauderte mit ihnen und lauschte ihrer Musik. Zwischen zehn bis 15 Minuten ging eine Folge, die alle auf einem Youtube-Kanal zu sehen sind. "Wir hatten ein ähnliches Format gesehen und Lust es zu probieren", erzählt Sattler. 20 Folgen gibt es. Die Videos auf dem Kanal wurden etwa 80 000 Mal angeklickt. Im vergangenen Sommer ging die letzte Sendung online. Der Freigeist wollte sich wieder mehr auf sich konzentrieren.

Denn Sattler hat neben der Kunst genug zu tun. Er arbeitet halbtags im Deutsch-Ausländischen Jugendclub (DAJC). Dort kümmert er sich um junge Flüchtlinge. "Diese Leute sind in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung für unsere Gesellschaft. Menschlich, beruflich oder musikalisch", sagt Sattler, den die Arbeit schon zu Liedern inspiriert hat.

Ebenfalls wichtig ist ihm die Kneipe "Nilles" im Nauwieser Viertel. Dort bedient Sattler regelmäßig. "Es ist wie eine Dorfkneipe in der Stadt", beschreibt er den Laden. Meistens macht er mit seinem Chef montags aus, wann er kommen soll. Denn spontan ist Sattler schwer zu erreichen - schließlich hat er ja kein Handy.

youtube.com/user/

wohnwahnTV/videos

wohnwahn.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort