Der große Streit um die Nahversorgung

Quierschied · Zurzeit gibt es Streit zwischen Heusweiler und Quierschied über einen geplanten Verbrauchermarkt in Göttelborn. Am Montag berät der zuständige Ausschuss des Regionalverbandes über die Ansiedlung und ihre möglichen Folgen für den Handel.

"Es kann der frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt" - wie bei Schiller fühlen sich derzeit die Menschen im Quierschieder Gemeindeteil Göttelborn. Der Bau des dringend notwendigen und von der Gemeindeverwaltung ja bereits geplanten Verbrauchermarktes droht am Widerstand der Nachbarkommune Heusweiler zu scheitern. Die Stimmung in Göttelborn ist aufgeheizt. "Täglich bekomme ich Anrufe von verärgerten Bürgern. Einige wollten sogar schon zur Demonstration vors Heusweiler Rathaus ziehen", sagt Göttelborns Ortsvorsteher Peter Saar (SPD ).

Doch der Reihe nach: "Wir haben bereits vor drei Jahren ein Problem mit der Nahversorgung in Göttelborn festgestellt", erzählt Quierschieds Bürgermeisterin Karin Lawall (SPD ), "die Gemeinde hat reagiert. Wir haben eine geeignete Fläche gefunden und mit dem Besitzer, der RAG Immobilien, Gespräche aufgenommen. Gleichzeitig haben wir Kontakt zu zwei Discounter-Ketten aufgenommen". Netto bekundete Interesse, der Bebauungsplan wurde im Gemeinderat erstellt und verabschiedet. Doch schon damals gab es Kritik vom Heusweiler Bürgermeister Thomas Redelberger . "Es ging um Sortiment und Größe des Marktes", erklärt dessen Kollegin Lawall, "darum haben wir dann eine Studie in Auftrag gegeben, zur Prüfung der Verträglichkeit unseres Marktes mit dem umliegenden Einzelhandel. Natürlich auch mit dem Markt in Holz". Die Studie erbrachte zwar Zweifel, ob sich der Markt allein durch die Kaufkraft in Göttelborn halten könne, negative Auswirkungen auf den Markt in Holz wurden nicht festgestellt. Vielmehr sei dort sogar noch Potenzial für weitere Verbrauchermärkte mit insgesamt bis zu 1200 Quadratmetern Verkaufsfläche. In Göttelborn sollen gerade einmal 800 Quadratmeter entstehen. Außerdem hat man auf Quierschieder Seite auf die Einrichtung eines Back-Shops verzichtet, quasi als Zeichen des guten Willens.

Darüber hinaus gibt es Stimmen sogar aus den Hausweiler Gemeindeteilen Wahlschied und Kutzhof, die einen Markt in der Quierschieder Nachbarschaft begrüßen. Denn auch dort ist die Nahversorgung deutlich eingeschränkt. Doch für den Widerstand aus dem Heusweiler Rathaus scheint dies nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Denn Heusweiler will den Bau in Göttelborn nun im Regionalverband stoppen. Der muss einer Änderung des Flächennutzungsplanes zustimmen.

Die Entscheidung fällt letztendlich im Kooperationsausschuss, dessen nächste Sitzung am kommenden Montag, 26. Januar, stattfindet. Bürgermeister Redelberger soll seine CDU-Amtskollegen aufgefordert haben, ihn im Kampf gegen das SPD-verwaltete Quierschied zu unterstützen. Bevor es dazu kommt, soll aber ein Schlichtungsgespräch unter Leitung von Regionalverbandsdirektor Peter Gillo einen Kompromiss finden. Doch Quierschieds Haltung ist eindeutig. "Es ist das erste Mal in 30 Jahren, dass sich dort eine Kommune derartig in die Angelegenheiten einer anderen eingemischt hat", betont Lawall, "selbst die Landesplanung sagt, dass der Markt in Göttelborn alle Richtlinien erfüllt. Die Bürgerinnen und Bürger haben einfach das Recht auf eine wohnortnahe Grundversorgung." Sollte der Kooperationsausschuss sich gegen die Änderung des Flächennutzungsplans - und damit gegen den Bau des Netto-Marktes in Göttelborn - entscheiden, will Lawall dem Gemeinderat empfehlen, rechtliche Schritte gegen diesen Vorgang einzuleiten.

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