Das Misstrauen ist nicht ausgeräumt

Quierschied · Naturschutz hin oder her: Ihn und all seine Facetten ungesehen absegnen, das muss man dann auch nicht unbedingt. Auf diesem Standpunkt steht der Quierschieder Gemeinderat, der sich mit den ,,Natura-2000-Gebieten“ befasste.

Fast 17 Jahre ist nichts passiert, jetzt muss es plötzlich ganz, ganz schnell gehen. Die im Jahr 2000 begonnene Ausweisung der Natur- oder Landschaftsschutzgebiete als sogenannte Natura 2000-Gebiete soll nun offenbar bis Jahresende abgeschlossen sein. "Die Landesregierung befürchtet wohl sonst Strafen der Europäischen Gemeinschaft", erklärte Quierschieds Bürgermeister Lutz Maurer bei der jüngsten Gemeinderratssitzung. Der Rat musste als "Träger öffentlicher Belange" zu diesem Thema gehört werden. Schon in der vorangegangen Sitzung des Bauauschusses hatte es rege Diskussionen zum Thema gegeben. "Vor allem der Paragraph 4 muss eindeutiger formuliert werden", forderte Harald Tinnes von der SPD-Fraktion . In diesem Abschnitt werden Veranstaltungen im und am Wald geregelt. Dies betrifft Wanderungen und Lauf-Veranstaltungen ebenso wie Motorsport-Veranstaltungen oder Konzerte. "Wir haben in Quierschied seit Jahrzehnten Veranstaltungen, die dem Wald noch nie geschadet haben", betonte Tinnes, "diese müssen geschützt werden. Die Organisatoren und Vereine brauchen Rechts- und Planungssicherheit." Zustimmung für Tinnes gab es auch von der CDU . "Diese Events haben ja auch positive Effekte für die gesamte Gemeinde", sagte Fraktionssprecher Timo Flätgen. Bürgermeister Maurer hatte beim Ministerium nachgefragt: "Es soll einen Bestandsschutz geben. Dennoch werden wir unsere Bedenken und die Bitte um eine klare Formulierung in unsere Stellungnahme mit einfließen lassen." Darin wird sich auch eine weitere Forderung wiederfinden. "Es muss ein Abstand von der bestehenden Wohnbebauung von mindestens 100 Metern eingehalten werden", wiederholte Flätgen eine Bedingung, die schon seine Vorgänger im Rat den Natura 2000-Gebieten vorangestellt hatten. Aus dem vorliegenden Kartenmaterial sei die Einhaltung dieser Forderung nicht ersichtlich. "So ist beispielsweise der Wendehammer am Hölzerbach im Landschaftsschutzgebiet eingezeichnet", bemängelte Stefan Chadzelek (CDU ).

Der Rat beauftragte die Verwaltung einstimmig, alle vorgetragenen Bedenken in der vom Ministerium als dringlich eingestuften Stellungnahme zu berücksichtigen. "Wir können uns ohnehin nicht gegen die Ausweisung wehren, selbst wenn wir wollten", stellte SPD-Fraktionssprecher Stephan Schmidt fest, wollte das Thema aber nicht weiter dramatisieren: "Ehemalige Landschaftsschutzgebiete heißen jetzt Natura 2000. Sonst ist eigentlich nicht viel passiert." Das ist auch in Sachen Umweltschutz nicht viel - nach fast 17 Jahren.

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