Botschafter von Madagaskar verirrt sich in Fischbach

Fischbach. Als uns Erwin Weber in der SZ-Redaktion anruft, ist er immer noch etwas aufgeregt. Ihm ist ein Mann begegnet, den man nicht alle Tage trifft: der Botschafter von Madagaskar, diplomatischer Vertreter des flächenmäßig zweitgrößten Inselstaates der Welt, im Indischen Ozean gelegen

Fischbach. Als uns Erwin Weber in der SZ-Redaktion anruft, ist er immer noch etwas aufgeregt. Ihm ist ein Mann begegnet, den man nicht alle Tage trifft: der Botschafter von Madagaskar, diplomatischer Vertreter des flächenmäßig zweitgrößten Inselstaates der Welt, im Indischen Ozean gelegen. So recht glauben mochte der Fischbacher Rentner nicht an die Geschichte vom Botschafter, doch Alphonse Ralison (60, Foto: SZ) gab ihm eine Visitenkarte, woraufhin Webers Sohn im Internet forschte und den Mann mit Bild entdeckte. Wie aber kam Alphonse Ralison nach Fischbach in die Lortzingstraße? Das, sagt Ruheständler Weber, sei schon ein bisschen kurios. Gerade wollte der 75-Jährige mit seinem Auto aus der Garage fahren, als er den gut gekleideten, seriös aussehenden Menschen mit zwei riesigen Gepäckstücken auf der Straße sah. Er sprach den Fremdling an und erfuhr, dass dieser mit der Regionalbahn gekommen war und sich dann zu Fuß heillos verirrt hatte. Eigentlich wollte er ins Hotel-Restaurant Altes Casino in Fischbach-Camphausen. Dort hatte er gebucht, in der Absicht, die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit in Saarbrücken zu besuchen. Erwin Weber erzählt, dass er den Mann aus Madagaskar nicht auf der Straße wollte stehen lassen. Er fuhr ihn also zum Hotel. Dort war er dann untergebracht, und am Sonntag hat ihn Erwin Weber besucht. Die Chefin des Hauses, so erzählt er, habe sich mit dem Gast auf Englisch unterhalten und gedolmetscht. Man habe an einem Tisch beeinander gesessen und dabei saarländisch-madagassische Beziehungen gepflegt. Zum Anfang dieser Woche ist der Botschafter aus dem geheimnisvollen Inselstaat wieder abgereist. Er wollte nach Paris. Und wie unser Fischbacher Leser erzählt, habe er darauf verzichtet, sich von einem Hotelmitarbeiter nach Saarbrücken zum Hauptbahnhof bringen zu lassen. Er habe vielmehr darauf bestanden, seine Reise am Bahnhaltepunkt Fischbach-Camphausen anzutreten. Erwin Weber: "Den hat er offenbar liebgewonnen." Und nun, Herr Weber, haben Sie Lust bekommen, mal mit der Ehefrau nach Madagaskar mit seiner einzigartigen Flora und Fauna zu reisen? Nein sagt er, lieber in den Schwarzwald oder in die Pfalz. Der Inselstaat sei ihm entschieden zu weit. mh

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