Bewerber brauchen Anreize

Göttelborn · Mit der Frage, „wie schafft man es, kluge, junge Köpfe in der Region zu halten?“, beschäftigte sich eine Podiumsdiskussion in den Räumen der Nanogate AG in Göttelborn.

 Aufmerksam verfolgten die Zuhörer die Vorträge und die Diskussion in den Räumen der Nanogate AG in Göttelborn. Foto: Thomas Seeber

Aufmerksam verfolgten die Zuhörer die Vorträge und die Diskussion in den Räumen der Nanogate AG in Göttelborn. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Tausende Menschen arbeiteten früher auf dem Bergwerk Göttelborn . Selbst der oft als "einfacher" Bergmann beschriebene Kumpel war eine Fachkraft auf seinem Gebiet. Das Bergwerk ist Geschichte, die neuen Unternehmen - nicht nur am Standort Göttelborn - treibt ein gemeinsames Problem: Der sogenannte Fachkräftemangel oder "wie schafft man es, kluge, junge Köpfe in der Region zu halten?". Mit diesem Thema beschäftigte sich eine Podiumsdiskussion in den Räumen der Nanogate AG in Göttelborn .

"Der Standort muss sich nicht verstecken", betonte Peter Gillo , Direktor des Regionalverbands Saarbrücken, auf der gemeinsamen Veranstaltung von saar.is, der Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer (KWT) sowie dem Demografie Netzwerk Saar. "Was nutzt es, wenn man in München 500 Euro mehr verdient, die Lebenshaltungskosten aber um 700 Euro höher sind", fragte Gillo die rund 50 Zuhörerinnen und Zuhörer, "ein Problem ist sicher, dass viele Absolventen kleine und mittlere Unternehmen gar nicht kennen, aber von Großkonzernen umworben sind."

Es habe eine Umkehrung des Arbeitsmarktes stattgefunden. Hätten Unternehmen früher unter 100 Bewerbern den richtigen Kandidaten aussuchen können, ist es heute oft der Arbeitssuchende, für welchen Betrieb er sich entscheidet. "Die heutige Generation hat andere Ansprüche als ihre Vorgänger", sagte Christoph Esser (saar.is) in seinem Referat, "sie fragt danach, welche Menschen in einem Unternehmen arbeiten. Welche Unternehmenskultur sie erwartet. Es geht um den gesunden Ausgleich zwischen Arbeit und Leben - neudeutsch work-live-balance. Und es geht um Perspektiven, das sind auch Anreize jenseits von Geld."

Ein Unternehmen, das dies geschafft hat, ist Krämer IT Solutions in Eppelborn. "Auch unser Problem war, dass wir für Bewerber trotz zahlreicher Auszeichnungen nicht sichtbar waren", berichtete Firmengründer Michael Krämer. Das änderte man durch den Einsatz Neuer Medien. Stellenanzeigen bei Facebook , das Posten von Firmenveranstaltungen oder Weihnachtsgrüßen. "Als es im Sommer warm war, haben wir unseren Mitarbeitern Eis spendiert - und es gepostet", so Krämer, "wichtig ist auch, welche Bewertungen man beispielsweise bei google hat." Diese Bewertungen - nicht nur von Kunden, sondern auch von Mitarbeitern - sind mittlerweile wichtig.

Doch Krämer geht noch weiter. Einmal im Monat kommt ein Masseur ins Unternehmen, auch ein Friseur. Durch Kooperation mit Ärzten kommen die Mitarbeiter leichter an Termine. Dazu gibt es eine ganze Dienstwagenflotte. Viele Argumente für Bewerber.

Beim Gastgeber Nanogate setzt man auch auf das frühzeitige Heranführen von Studenten mit Werkverträgen oder von wissenschaftlichen Hilfskräften. "Wir finden auf dem Markt ohnehin fast nie den perfekten Bewerber", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Michael Jung, "darum müssen wir sie selbst ausbilden. Rund 30 Prozent unserer Mitarbeiter konnten wir bereits so gewinnen."

Über zwei Stunden wurde diskutiert und angeregt. Einen Königsweg gegen den Fachkräftemangel gibt für kleine und mittlere Unternehmen nicht. Zwei Kernsätze von Christoph Esser sollte man allerdings beherzigen: "Tue Gutes und rede darüber" und "Sei du du".

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