Als die Kirche schloss, weinte der Himmel

Quierschied. Grau in Grau hingen die Wolken über der evangelischen Kirche in Quierschied. Und der Himmel weinte leise. Es war ein schwerer Tag für die evangelischen Christen in Quierschied. Gestern wurde ihre Kirche entwidmet. Um 11.15 Uhr gab Pfarrer Hans-Lothar Hölscher die Entwidmung offiziell bekannt. Es war ein bewegender Moment

 150 Christen besuchten den letzten Gottesdienst in der evangelischen Kirche in Quierschied. Foto: ll

150 Christen besuchten den letzten Gottesdienst in der evangelischen Kirche in Quierschied. Foto: ll

Quierschied. Grau in Grau hingen die Wolken über der evangelischen Kirche in Quierschied. Und der Himmel weinte leise. Es war ein schwerer Tag für die evangelischen Christen in Quierschied. Gestern wurde ihre Kirche entwidmet. Um 11.15 Uhr gab Pfarrer Hans-Lothar Hölscher die Entwidmung offiziell bekannt. Es war ein bewegender Moment. Schließlich endete damit die 52-jährige Geschichte des Gotteshauses. Bei einigen der etwa 150 Besuchern des letzten Gottesdienstes flossen Tränen. Am 26. Oktober 1958 war die evangelische Kirche im Lasbachtal geweiht worden. Bereits drei Monate zuvor hatte die Gemeinde das vom ungarischen Künstler György Lehoczky entworfene Kirchenfenster "Zum guten Hirten" im Rahmen eines Konzertes eingeweiht. Vor dem "guten Hirten" werden sich künftig keine Schäfchen mehr zum Gottesdienst und zur Abendmahlfeier versammeln. Die Altarbibel ist endgültig zugeklappt, die Altarkerzen sind gelöscht. Die Osterkerze wird künftig in der evangelischen Kirche in Fischbach brennen. Hölscher zeigte sich zuversichtlich, dass die Kirchengemeinde auch für das weitere Inventar und die sakralen Dinge, wie Kirchenbänke und das Kirchenfenster, eine geeignete Unterbringungsmöglichkeit finden werde. Für die von der Berliner Werkstatt Professor Karl Schuke gebaute Orgel ist das schon gelungen. Sie hat ihre neue Heimat in der Stiftskirche in St. Arnual gefunden. Für den aus Hannover stammenden Hans-Lothar Hölscher war das Gotteshaus im Lasbachtal fast 30 Jahre Wirkungsstätte gewesen. "Sie ist mir Heimat geworden", erklärte der Pfarrer. Wie so oft bei seinen Predigten war der Seelsorger bemüht, die auch für diesen schwierigen Anlass richtigen Worte zu finden. "Alles hat seine Zeit", stellte er fest. "Jetzt war die Zeit gekommen, sich von einem lieb gewonnenen Gebäude zu trennen." Feiern im Namen Gottes seien an jedem Ort möglich. Kirchmeister Peter Wengler betonte: "Heute ist kein Freudentag." Das Presbyterium habe sich die Entscheidung, die Kirche in Quierschied zu entwidmen, nicht leicht gemacht. Sie sei aber von den Gemeindemitgliedern akzeptiert worden. Diakoniepfarrer Udo Blank bescheinigte den Verantwortlichen Mut und Vertrauen auf Gott: "Gott bindet sich nicht an Gebäude." Blank sah in der "Konzentration auf den spirituellen Raum in Fischbach" eine Chance für die Gemeinde. Nach seinen Angaben ist das Gotteshaus in Quierschied das vierte im Kirchenkreis Saar Ost, das entwidmet wurde: nach der alten Kirche im Paul-Gerhard-Zentrum in Neunkirchen, der Kirche in Neunkirchen-Sinnerthal und der Kirche in Illingen-Hosterhof.ll

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