Abends ging's nochmal zur Basis

Quierschied · Es gab viele Themen, die Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger am Montagabend im Gasthaus Didion ansprach – von der Fechinger Talbrücke bis hin zum fragwürdigen Zustand der SPD auf Bundesebene.

 Im Podium (von links) mit Ministerin Anke Rehlinger (Zweite von links): Britta Hess (SPD-Gemeindeverband Quierschied), Ex-Bürgermeisterin Karin Lawall, Stefan Schmidt (SPD-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat) und Karl Heinz Lander (Vorsitzender der SPD Quierschied). Foto: Thomas Seeber

Im Podium (von links) mit Ministerin Anke Rehlinger (Zweite von links): Britta Hess (SPD-Gemeindeverband Quierschied), Ex-Bürgermeisterin Karin Lawall, Stefan Schmidt (SPD-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat) und Karl Heinz Lander (Vorsitzender der SPD Quierschied). Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Politik ist kein "nine-to-five"-Job - also kein Arbeitsplatz, an dem man um 9 Uhr beginnt und um 17 Uhr Feierabend hat. Den Beweis dafür lieferte am Montag die saarländische Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger . Morgens demonstrierte sie für die saarländische Stahlindustrie, mittags folgten Sitzungen im Landtag und abends ging es dann nochmal zur Basis. Rund 50 Zuhörerinnen und Zuhörer erwarteten die künftige Spitzenkandidatin der SPD in der Quierschieder Gaststätte Didion. Rehlinger weiß, wie man das Publikum einfängt. Ein persönlicher Händedruck für jeden, etwas Smalltalk und dann 45 Minuten Impulsreferat zu vielen aktuellen Themen. Wie beispielsweise die Stahlindustrie. "Das ist keine schwächelnde Branche, die politisch gestützt werden müsste", sagte Rehlinger, sie forderte aber gleichzeitig, dass die Wettbewerbshüter der Europäischen Union den Importen von Billig-Stahl aus China endlich einen Riegel vorschieben: "Man muss dort eine wirksame Außenhandelspolitik betreiben."

Doch die Wirtschaftsministerin sprach auch über sozialdemokratische Grundthemen, wie soziale Marktwirtschaft, Langzeitarbeitslose, Rente und Altersarmut. "Wir sind das Bundesland mit der niedrigsten Frauenerwerbsquote. Und wir sind eines der Bundesländer mit den meisten Minijobs. Wenn diese Entwicklung ungebremst so weitergeht, treibt einem das die Sorgenfalten auf die Stirn." Rehlingers Rede hat ihre stärksten Phasen, wenn sie von ihren eigenen Eindrücken als erwerbstätige Mutter berichtet. Auch sie ist mit der derzeitigen Form der Nachmittagsbetreuung nicht immer glücklich: "Wenn man um 19 Uhr nach Hause kommt, und die Hausaufgaben sind noch nicht nachgesehen, ist das sicher nicht optimal."

So früh endete der Arbeitstag der Ministerin am Montag nicht. Über drei Stunden, bis nach 21 Uhr, stand sie Rede und Antwort. Auch zu den Themen Integration und Rechtsruck. ,,2025 fehlen dem Saarland 85 000 Fachkräfte. Das ist kein Argument, um die Flüchtlingsbewegung schönzureden. Darum ist das Saarland auf Zuwanderung angewiesen." Anständige Menschen sollen dabei eine anständige Diskussion führen. "Dazu brauchen wir keine AfD. Was das Spitzenpersonal von denen macht, ist schlicht und ergreifend menschenverachtend."

Und natürlich ging es auch um die Fechinger Talbrücke. "Wenn das Eigengewicht der Brücke entscheidend verringert und gleichzeitig die Stützen verstärkt werden, kann es gelingen, dass vielleicht in sechs Wochen wieder Pkw fahren können und bis Ende des Jahres vielleicht auch wieder Lkw", machte die Verkehrsministerin vielen Hoffnung.

Bei den Genossinen und Genossen sind aber auch die katastrophalen Umfragewerte der Bundes-SPD ein Thema. "Wir müssen mehr Politik erklären, wieder in der Lebenswirklichkeit der Menschen ankommen", meint die stellvertretende Landesvorsitzende, die ihre Partei im Saarland besser sieht als den Bundesdurchschnitt von unter 20 Prozent: "Wir müssen als Partei zeigen, dass wir Lösungen haben. Wir haben auch schon einiges erreicht, aber es vielleicht nicht über die Kanäle kommuniziert, mit denen wir unsere Wähler erreichen." Am Montag erntete Anke Rehlinger damit viel Applaus aus dem Auditorium und auch ein dann verdientes Colabier zum Feierabend.

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